Warstein/Hirschberg. Wenn man durchs Warsteiner Stadtgebiet fährt, kann man es sich eigentlich nicht vorstellen, dass den heimischen Sägewerken tatsächlich das Holz ausgeht. Doch die Holztransporter müssen mittlerweile bis nach Hessen fahren, um Holz zu bekommen. Das Problem: Die Fichte ist weg.

80 Kilometer. Weiter nicht. Damit sind die Baumstämme, die an diesem Morgen auf das Gelände des Sägerwerkes Leiße gefahren werden, quasi hier aus der Gegend. Die 30 Festmeter Fichte stammen aus dem Hagener Waldgebiet.

Doch immer öfter muss Katja Leiße-Krämer Bäume aus viel weiter entfernten Gegenden einkaufen. Der Grund: Die Fichte gibt es schlicht nicht mehr genug in heimischen Wäldern. 40 000 Festmeter Holz verarbeitet das Unternehmen Leiße jedes Jahr - alles Fichten, die in dem Werk an der Bache in Hirschberg zu hochwertigen Baulatten werden.

„Wir sind spezialisiert auf die Fichte“, erklärt Katja Leiße-Krämer, die das Unternehmen vor einem Jahr von ihrem Vater übernommen hat, „die meisten Sägewerke schneiden entweder nur Laub- oder nur Nadelholz, weil die Härte der Hölzer unterschiedlich ist und dafür andere Maschinen benötigt werden.“

95 Prozent des Rundholzes, was bei ihr auf dem Hof als Baumstämme eintrifft, verkauft sie an den Bedachungsgroßhandel. Auch die Fichten aus Hagen werden wohl als Dachlatten ein Häuserdach stützen. „Die Nachfrage nach Baulatten ist nach wie vor da“, weiß Betriebsleiter Peter Aßmann, „es wird nur immer schwieriger, das richtige Holz dafür zu bekommen.“

Fichten aus Rheinland-Pfalz und Hessen importiert

Das richtige Holz - das ist für die Baumaterialien in erster Linie die Fichte, möglichst ohne große Astlöcher. Doch die gibt es immer seltener. „Seit knapp zwei Jahren müssen wir in einem Radius von 160 Kilometern unser Holz einkaufen“, erzählt Aßmann. Aus Rheinland-Pfalz und Hessen kommen die Baumstämme nach Hirschberg; bis an die niedersächsische oder sogar holländische Grenze fahren die Transporter, um dort die begehrte Fichte zu laden. Seit Kyrill Anfang 2007 die flachwurzeligen Fichtenstämme wie Mikadostäbe umfallen ließ, spüren die Sägewerke den Druck besonders.

„Es fing schon ein paar Jahre vorher an, dass es zunehmend schwieriger wurde, gute Fichtenqualität zu bekommen“, erinnert sich Katja-Leiße-Krämer, „aber Kyrill war dann natürlich ein richtiger Schlag.“ 60 bis 80 Jahre muss eine Fichte wachsen, bevor sie die „Hiebreife“ erreicht hat - Kyrill vernichtete in Sekunden, was Generationen-übergreifend gewachsen war. „Was jetzt neu gepflanzt wird, kann erst die übernächste Generation ernten“, so Leiße-Krämer, „wenn überhaupt noch Fichte gepflanzt wird.“

Nach Kyrill wurden mehr Laubhölzer als sturmanfällige Fichten aufgeforstet 

Denn genau da liegt das wachsende Problem für die Sägewerke. Nach Kyrill wurde wieder aufgeforstet - doch nicht die sturmanfälligen Fichten, sondern vor allem Laubhölzer. „Die Buche wurzelt tiefer und breiter, dadurch hält sie einem Sturm besser stand“, kennt Peter Aßmann die Vorzüge des Laubbaumes, „und sie ist natürlich der große Umweltgewinner.“

Da die Buche deutlich mehr CO2 abbaut als beispielsweise die Fichte, liegt sie auch umweltpolitisch gesehen vor dem Nadelgehölz. „Die Forstseite bezuschusst Neuanpflanzungen und für eine neu gesetzte Buche bekommen sie mehr Geld, weil sie umweltfreundlicher ist“, so Aßmann.

Für Endprodukt kommen nur Nadelhölzer in Frage

Buchen- statt Fichtenstämmen zu schneiden, kommt für Katja Leiße-Krämer dennoch nicht in Frage: „Das geht wegen der Maschinen schon gar nicht. Und für die Baulatten brauchen wir Fichten.“ Vermehrt habe sie in diesem Jahr auch schon Kiefer, Douglasie und Lärche geschnitten - die Nadelhölzer können auch mit den vorhandenen Maschinen gesägt werden. Doch für das Endprodukt, die Baulatten, kommen nur Nadelhölzer in Frage.

„Buche wird eher für den Möbelbau und Furniere verwendet, daraus können wir keine Latten sägen“, erklärt Aßmann. Die 160 Kilometer, die die Baumstämme im weitesten Fall zurückgelegt haben, bevor sie in Hirschberg gesägt werden, sehen beide daher nur als Zwischenstation. „Das ist momentan die Schmerzgrenze, aber es wird noch weiter hinaus gehen müssen, wenn die Produktion ausgelastet sein soll“, blickt Katja Leiße-Krämer in die Zukunft.