Hagen. Viele Sägewerksbesitzer im Sauerland sorgen sich um ihre Zukunft. Grund sind die hohen Rundholz-Preise, die nicht an die Kunden weitergegeben werden können
Das Sauerland ist als eine der waldreichsten Regionen Deutschlands bekannt und beliebt. Ob es aber auch die Infrastruktur zur wirtschaftlichen Nutzung dieses Schatzes behält, steht in den Sternen. Denn die Zukunft vieler kleinerer Sägewerke in Südwestfalen steht auf dem Spiel. Grund: mangelnde Wettbewerbsfähigkeit infolge extrem hoher Rundholzpreise, die nicht weitergegeben werden können, des knappen Holz-Angebots in heimischen Wäldern und wegen hochgefahrener Sägewerks-Kapazitäten bei gleichzeitig verdüsterten Exportaussichten. Nicht alles ist marktbedingt, auch und gerade die Politik hat ihre Finger im Spiel.
Hubertus Hegener-Hachmann (44), Sägewerksbesitzer und Waldbauer aus Schmallenberg, bringt es auf den Punkt: „Der Markt in NRW ist überzogen hochgepuscht.“ Das raube so manchem mittelständischen „Vollfichtensäger“ langfristig die Existenzgrundlage. Konkret: „Wenn die hohe Preisspanne für Rundholz innerhalb Europas nicht kleiner wird, kann es auch im Sauerland zu einem Sägewerkssterben kommen.“
Zwei Seelen in der Brust
Dabei muss sich Hegener-Hachmann selbst wohl weniger Sorgen machen. Zwei Seelen wohnen in seiner Brust. Der Waldbauer in ihm freut sich wegen der hohen Fichtenpreise, der Sägewerk-Unternehmer kann nur noch mit Sonderlängen halbwegs auskömmliche Preise erzielen. Aber, so Hegener-Hachmann: „Wir sind nicht der typische Fichtensäger, sondern wir verarbeiten vor allem Douglasie und Lärche zu Massivholz- und Terrassendielen. Als Gemischtwarenladen sind wir von der Entwicklung nicht so betroffen.“
Aktuell liegen die Preise auf dem „Anbietermarkt“ nach Auskunft von Team Timber, eines Netzwerks mittelständischer Holzverarbeitungsbetriebe mit Sitz in Schmallenberg, in NRW bei rund 95 Euro pro Festmeter - fünf Euro über dem Niveau in anderen Bundesländern. Auch wenn sie damit zuletzt um drei bis vier Euro gesunken sind - die Holzpreise der wichtigsten europäischen Wettbewerber liegen bei 50 bis 60 Euro. Und 70 Prozent der Gesamtkosten eines Holzproduktes machen die Rundholzkosten aus, wie Team Timber-Geschäftsführer Hubertus Weber vorrechnet. „Damit sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Marginale Preissenkung
Während aber Weber die marginale Preissenkung schon als Insolvenzen und Stellenabbau verhindernden Silberstreif am Branchen-Horizont sehen will, gegründet auf „Weitsicht und Dialogbereitschaft des Landesbetriebes NRW sowie der Forstämter und der kommunalen wie privaten Waldbesitzer“, zeigen sich andere zurückhaltender. „Die paar Euro, die der Preis runtergegangen ist, bringen keine wesentliche Entspannung“, findet Norbert Burkhard vom Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie (VDS) in Wiesbaden.
Damit ist seiner Ansicht nach für die meisten Sägewerke keine schwarze Null zu erreichen. Denn: Die hohen Preise können wegen der Konkurrenz nicht an die Abnehmer weitergegeben werden, ausländische Anbieter drängen in den deutschen Markt. Dazu kommt, dass die Nachfrage in ganz Europa als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise krise schwächelt.
Die Exporte seien um 13 Prozent zurückgegangen, in Länder wie Spanien seien sie wegen der schlechten Baukonjunktur nahezu zusammengebrochen. Dabei ist Bauholz nur ein Teil des Angebots. Die holzverarbeitenden Firmen der Region machen daraus auch Paletten, Verpackungs-Kisten für den Export, die Möbelindustrie verwendet Spanplatten. „Wir machen rundes Holz eckig“, bringt es Hubertus Weber auf den Punkt.
Politische Gründe
Darüber, dass die Krise am NRW-Holzmarkt auch politische Gründe hat, sprechen die Beteiligten nicht so gern. Der Markt ist nicht zuletzt deshalb so leergefegt, weil das Angebot durch den Orkan Kyrill stark vermindert wurde und aus strukturellen Gründen kein Maximum an Holz mobilisiert werden konnte. Brancheninformationen zufolge wurden zudem deutschlandweit durch Großsägewerke wie die Firma Klausner Überkapazitäten aufgebaut, die den Rundholzmarkt belasten und die die Verfügbarkeit des Holzes für mittelständische Sägewerke in Südwestfalen beeinträchtigen. „Für die heimische Holzwirtschaft bleibt da nicht viel übrig“, kritisiert Weber. Das treibt die Preise zusätzlich.
Eine schnelle Lösung aus dem Dilemma ist nicht in Sicht. Fest steht nur, dass vor allem kleinere Sägewerke im Sauerland, die wenig Exportanteil haben, in Existenznot geraten könnten. Die Rede ist von 1000 gefährdeten Arbeitsplätzen. Es regiert das Prinzip Hoffnung. Einmal auf ein Anziehen der Baukonjunktur in Europa, was die Nachfrage steigern würde. Und dass sich der positive Trend bei der Entwicklung der Rundholzpreise fortsetzt.