Burbach. . Die Gebäude der Siegerlandkaserne sind zugegebenermaßen etwas trist. Aber die Gesichter ihrer Bewohner sind es nicht: Kinderlachen schallt über den Hof, Jugendliche spielen Fußball, Männer stehen in Gruppen zusammen. Die ersten syrischen Asylbewerber haben Quartier bezogen.

Die Gebäude der Siegerlandkaserne sind zugegebenermaßen etwas trist. Aber die Gesichter ihrer Bewohner sind es nicht. Kinderlachen schallt über den Hof, Jugendliche spielen Fußball, Männer stehen in Gruppen zusammen, rauchen, eine Mutter betrachtet versonnen ihre Töchter beim Spielen. Geht man über den Hof, kommt man am Ballspielen nicht vorbei, Zigaretten werden angeboten, freundliches Grüßen überall.

„Diese Menschen sind nicht ohne Grund hier“, sagt Henning Setzer, der zuständige Kreisreferent.

Syrisch-türkische Grenze druch Tunnel passiert

Abdulkadir Arafat ist Syrer und hat seine Familie seit Monaten nicht gesehen. Vor dem Krieg besaß er ein Haus, führte ein Restaurant. Als sich der Konflikt zuspitzte, verkaufte er Hab und Gut und floh mit seiner Frau, den drei Kindern und weiteren Leuten aus seinem Dorf in Richtung türkische Grenze. „Die Soldaten wollten uns zum Kämpfen rekrutieren“, sagt Arafat. Er weigerte sich, aus Angst, dass er auf Freunde oder Verwandte auf der anderen Seite der Front schießen muss. Der Bürgerkrieg geht mitten durch Familien und Dorfgemeinschaften, Nachbarn bekämpfen einander. „Ich wollte keine Waffe in die Hand nehmen“, sagt Arafat.

Durch einen Tunnel passierte die Familie die syrisch-türkische Grenze, wie Tausende andere auch. Das türkische Militär riss die Familie in diesem Chaos auseinander, Abdulkadir Arafat gelangte über Istanbul nach Hannover und jetzt Burbach, seine Familie hält sich immer noch illegal in der Türkei auf. Immerhin weiß Arafat, dass sie noch leben.

"Hauptsache, wir sind zusammen und sicher"

Die türkischen Behörden würden sie in ein Auffanglager stecken, oder schlimmer, zurück nach Syrien schicken, weiß Muhtesim Seler, Arafats Übersetzer. Frau und Kinder haben Geld, sie versuchen einen Weg zu finden, ebenfalls nach Deutschland zu kommen, unter Umständen einen Schlepper zu bezahlen, die Familie einzuschleusen. An Arbeit denkt Abdulkadir erstmal nicht, „Hauptsache wir sind zusammen und sicher“, sagt er.

Die Bundesrepublik Deutschland hat zugesagt, 5000 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Diese humanitäre Hilfe ist aber etwas Anderes als „normale“ Asylbewerber. Während die Menschen, die jetzt für ein paar Tage in Burbach leben, sich selbst auf den Weg aus ihrer Heimat nach Deutschland machten, wie auch immer, werden die 5000 Syrer gewissermaßen ausgewählt und abgeholt: Besonders schutzbedürftige Personen wie alleinstehende Frauen, Großfamilien oder auch Christen, die kurz in einer Einrichtung im Niedersächsischen Friedland untergebracht und dann verschiedenen Kommunen zugewiesen werden.

Weg über mehrere Stationen

„Wir nehmen erst einmal jeden auf und fragen nicht nach seinem Hintergrund, dafür ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zuständig“, sagt der zuständige Regierungsdirektor bei der Bezirksregierung Arnsberg, Peter Ernst. Wann und wie die Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind, wissen die Behörden nicht, erst wenn sich die Flüchtlinge offiziell melden, werden sie erfasst, registriert und über Einrichtungen wie jetzt in Burbach und weitere Stationen in verschiedenen Kommunen untergebracht. „Auch wenn die Zimmer karg möbliert sind – wir geben allen eine möglichst menschenwürdige Unterkunft.“