Festival Kultur Pur hat für die nächsten Jahre einen langen Wunschzettel
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Hilchenbach. . Die Zelttheaterstadt auf dem Giller wird abgebaut, der strapazierte Boden auf der Heide kann sich für das Gillerbergfest erholen — das andere, ältere Großereignis auf der Ginsberger Heide. Wolfgang Suttner, Festivalleiter und Kulturreferent des Kreises Siegen-Wittgenstein, hat keinen Zweifel, dass Kultur Pur sein Vierteljahrhundert hier oben, wo das Siegerland aufhört und Wittgenstein anfängt (oder umgekehrt), voll macht. Vor Kultur Pur 25 gibt es aber 2014 erst einmal Kultur Pur 24.
Wie sieht der Wunschzettel für die nächsten Festivalprogramme aus?
Charles Aznavour. Wolfgang Suttner nennt den Namen immer, jedes Jahr am letzten Festivalabend. Der Sänger fehlt in der Reihe der „Legenden“, die viele Jahre Teil des Giller-Programms waren, angefangen bei Mikis Theodorakis und Juliette Gréco. „Es gibt keine Legenden mehr“, sagt Suttner. Aznavour wäre 90, wenn es im nächsten Jahr klappt.
Katie Melua und Udo Jürgens sind im Gespräch
Katie Melua mit der Philharmonie Südwestfalen, Wolfgang Niedecken, Silly und Anna Loos, die Sportfreunde Stiller mit und ohne Udo Jürgens — ein paar weitere Namen lässt Suttner im Gespräch fallen. Auch die Besucherwünsche, die das Kultur-Pur-Team auf seiner Internetseite sammelt, „sind oft eine große Anregung“.
Joan Baez für jedes Jahr ein Wunschkandidat
Meist im November beginnt die Sichtung der möglichen Programme. Wer ist angesagt, wer ist unterwegs, wer passt zu Kultur Pur? Da geht es um Geld, um Tourpläne, aber auch um Exklusivrechte — letztere standen dem Engagement von Silbermond in diesem Jahr im Weg. „Die hätten wir eigentlich kriegen können.“ Joan Baez, sagt Suttner, „versuchen wir jedes Jahr.“ Ebenfalls auf dem Zettel: wieder einmal ein Tanztheater. Nicht mehr auf dem Zettel: Tokyo Hotel. „Vor vier Jahren haben wir die nicht bekommen. Heute kriegt man die nachgeschmissen.“
Dass gleich eine ganze Generation von Kulturmachern in der Region in den nächsten Jahren von der Bühne abtritt, beunruhigt Wolfgang Suttner wenig. „Es geht immer weiter – wir haben viele junge Leute.“ Aber wie sichert man sich den Nachwuchs beim Publikum?
Hochwertiges Familienprogramm auf dem Giller
Am Nachmittag, antwortet der Festivalleiter, mit einem „konsequent hochwertigen Familienprogramm“. Suttner nennt Beispiele auch aus den letzten Jahren: das Frankenstein-Theater, das mechanische Theater, die Jurte der „Galindos“ oder die Farellos: „Als Kind hätte ich da Lust auf Theater bekommen.“ Die Kinder kommen auch auf den Giller, wenn sie zu Jugendlichen herangewachsen sind, und viele junge Erwachsene erinnern sich an Giller-Ausflüge, so weit sie in ihre Kindheit zurückdenken können – das wissen die Festivalmacher.
Zelttheaterstadt der Künstler auf dem Giller
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Die klassische Musik ist dann die letzte noch zu überwindende Hürde. „Wir versuchen, philharmonische Musik auf sinnliche Weise zu vermitteln und etwas andere Zugänge zu klassischer Musik zu suchen“, sagt Suttner, der auch geschäftsführender Vorstand der Philharmonie Südwestfalen ist.
Der gute Festival-Ruf lockt Stars und Künstler auf den Giller
Wen und was kann Kultur Pur sich eigentlich leisten?
Wolfgang Suttner spielt auf eines der zurückliegenden Festivals an, bei dem ein Spardiktat durchgeschlagen hat. „Wer wenig in Honorare investiert, kann starke Einbrüche bei den Besucherzahlen haben.“ Für dieses Jahr gilt: „Wir haben noch nie so viele Karten verkauft.“ Hinzu kommt natürlich, dass die Künstler überhaupt kommen wollen. Suttner weiß, dass das Management von Roger Hodgson sich erst einmal in der Szene erkundigt hat. Der gute Ruf des Festivals hat gewirkt, und das zu Recht. „Unsere Mitarbeiter geben alles, und der Künstler gibt alles zurück“, weiß der Festivalleiter, „auch der kleinste Gaukler wird bei uns behandelt wie ein Topstar.“
Rutherford und Hodgson blieben länger im Siegerland
Und dann gilt es, Kontakte zu nutzen: Das Management von Mike Rutherford (Mike & The Mechanics) hat auch Genesis unter Vertrag. Rutherford blieb übrigens für zwei Tage im Siegerland, Roger Hodgson sogar drei Tage. Das ist selten geworden, sagt Suttner. Die Zeiten, wo die Show gemeinsam mit den Künstlern in den Gastrozelten und dann noch bis in den frühen Morgen an irgendwelchen Theken ausklingt, sind vorbei. „Das Geschäft ist schneller geworden.“ Oft reisen die Frontleute direkt mit dem Tourbus wieder ab.
Topacts bei Kultur Pur auf dem Giller
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Gern sprechen die Kultur-Pur-Macher von der Magie des Ortes mit seinen weißen Zelten mitten in der Natur. Wer erst lange einen Parkplatz sucht und dann den Tag mit nassen Füßen und klammen Klamotten verbringt, findet das womöglich nicht so magisch. „Kultur Pur erfreut die Menschen und verzaubert die Herzen“, antwortet Wolfgang Suttner. Das Wetter werde in Kauf genommen: „Nebel geht. Sogar Schnee. Das einzige, was nicht geht, ist strömender Dauerregen.“
16 Kilometer zum Festivalgelände gewandert
Da, wo der Rothaarsteig im Prinzip mitten durchs Zelt führt, soll es Alternativen zur Anreise mit dem Auto geben. „Wir fördern das, wenn Leute mit Bus und Bahn kommen, Fahrrad fahren oder wandern“, sagt Suttner, der am Pfingstsamstag 16 Kilometer zum Festivalgelände zu Fuß zurückgelegt und offenbar genossen hat: „Man kann auch am Rhein-Weser-Turm parken.“ Für den Alltagsgebrauch ist das vielleicht ein bisschen weit. Für extrem starken Andrang wie am Pfingstsonntag will sich Kultur Pur daher künftig wappnen: mit zentralen Ausweichparkplätzen, die von zusätzlichen Shuttlebussen bedient werden.
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