Kultur Pur rund um die Uhr - Eine 24-Stunden-Reportage vom Giller
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Hilchenbach. . Mehr als 80 Menschen sorgen dafür, dass Kultur Pur läuft. Rund um die Uhr. Die Zelttheaterstadt schläft nicht. 24 Stunden auf dem Giller. Eine Reportage von Steffen Schwab.
Mehr als 80 Menschen sorgen dafür, dass Kultur Pur läuft. Rund um die Uhr.
12 Uhr, Samstag: Warten
Judith Huwer hat Wolfgang Masin am Siegener Bahnhof abgeholt, der heute Abend als „El Mago Masin“ Teil der Wahn-und-Witz-Show sein wird. Ein netter Mittag. Der Mann mit den Dreadlocks sei einfach „unglaublich atttraktiv“. Seit Anfang Januar macht die Medienkultur-Studentin ein Praktikum im Kulturbüro, sozusagen das Festival von A bis Z. Masin lernt jetzt mit Judith Huwer den Kreuztaler Kulturbahnhof, den Heugraben-Spielplatz, den dort gastierenden Zirkus kennen. Der Zug kommt an. Ohne Timo Wopp, den Kabarettisten. Anschluss verpasst.
14 Uhr, Samstag: Umschauen
Christel Hellermann läuft übers Gelände, schaut sich die verschiedenen Spielstätten an. Seit 2001 ist sie Chefin des Ticketing, managt mit einem siebenköpfigen Team das Infomobil. „Ich bin das Funkenmariechen“, lacht sie: Das eine Gerät ist nur für die Kommunikation mit der Kasse, das andere hält den Kontakt zu den verschiedenen Platz- und Bühnen-Managern. Feierabend ist nach der letzten Show. Wenn der letzte Bus weg ist.
Zelttheaterstadt der Künstler
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17 Uhr, Samstag: Einparken
Zwischendurch ist viel passiert. Karl Dall hat beim Rückwärtsrangieren die Heckscheibe seines Autos gegen einen Traversenstapel verlieren lassen, die einschlägige Autoscheibenfirma muss ran. Mo de Bleu lässt seine Gäste mit besonders schön leuchtenden Diabolos jonglieren. „Ich bin froh hier wieder auftreten zu können“, sagt Michael Weiland, der seit fünf Jahren nicht mehr dabei war. Ein schönes Bild: Neonfarbene Diabolos, die weißen Zelte, seit einer Stunde ein strahlend blauer Himmel. Die vier Straßenkünstler vom Londoner Covent Garden spazieren mit Pommes über die Heide. Chips. Ohne Fish.
20.15 Uhr, Samstag: Gastgeber
Mit gehöriger Verspätung beginnt Wahn undWitz im Wald. Hubertus Melcher macht sich die Freude und schaut sich die Show an. Der Forstbeamte leitet seit 1989 das Jugendwaldheim, das sich seit 1991 jedes Jahr in das Kultur-Pur-Hotel verwandelt. „Da ist dann nichts mehr mit Abendessen von sechs bis halb sieben“, sagt Melcher, „die Küche ist jetzt fast 24 Stunden besetzt.“ Wirtschaftsleiterin Jozefina Koscak bekommt da natürlich Verstärkung. Melcher genießt das jährliche Spektakel mit jeder Menge Besuch, der sich pünktlich zu Pfingsten bei ihm zu Hause einstellt. Ein Logenplatz für den Trubel, „und hinterm Haus am Lagerfeuer eine Oase der Ruhe.“ Das Jugendwaldheim mit seinen 46 Betten ist voll. So genau weiß Hubertus Melcher das auch nicht. „Da schlafen jetzt bestimmt mehr.“ Aber niemals lang.
Topacts auf dem Giller
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4 Uhr, Sonntag: Feierabend
Georg Klein ist endlich im Bett.Für gerade einmal vier Stunden. Denn der Sonntag hat es in sich, nicht nur wegen des tollen Wetters und der vielen tausend Besucher „Ein sehr enges Zeitkonzept“, sagt der — wie man nun sagen könnte: scheidende — Organisationschef. „Daran denke ich jetzt noch gar nicht.“ Eher daran, woher jetzt noch Kuchen herkommen soll für die 50 Blasmusik-Biker, die auf einmal über die 150 angemeldeten hinaus auch noch kommen wollen. Und wie die Verkehrsbetriebe die Extra-Shuttle-Fahrten für die Biker in ihren Fahrplan bekommen, die nach der Ehrenrunde ums Zelt oben an der Liftschänke parken und zur ihrem Konzert zurückgebracht werden müssen. „Die müssen absolut stand-by sein.“
7.30 Uhr, Sonntag: Frühaufsteher
Jens von Heyden steht nach zweieinhalb Stunden Schlaf schon wieder auf. Der Technikchef ist mit einem 17-köpfigen Team auf dem Gelände. Wenn er am Dienstagnachmittag abreist, war er zwei Wochen da – so wie bei jedem Kultur Pur seit dem ersten 1991.
Heute muss die große Bühne für die Blasmusik-Biker und die danach auftretende Philharmonie mit ihrer Elemente-Sinfonie präpariert werden. Wichtig ist, dass die Projektoren keinen Kontakt zum Zeltboden haben. „Sonst wackelt das Bild.“ Wichtig ist auch, dass die Aggregatoren laufen: Für 750 Scheinwerfer und 50.000 Watt Ton wird da einiges gebraucht. Jens von Heyden überprüft den Füllstand der Dieseltanks: „Keine Gefahr“.
12 Uhr, Sonntag: Ein neuer Tag
Kolonnen von Wanderern bewegen sich auf den Giller zu, die ersten Autokolonnen formieren sich zum Stau. Für Kultur Pur beginnt ein wunderschöner Sonnentag, der frühestens in zwölf Stunden ausklingt. Für manche allerdings wiederum noch viel später. Der Giller schläft nicht.
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