Siegen. Im Herbst wurde Parken in Siegen drei Mal teurer. Die Wut war groß, die Menschen kamen nicht mehr in die Stadt. Neuer Tarif aber nicht der alte.
Der Rückzieher hatte sich bereits angekündigt: Die Stadtverwaltung plant, die im Herbst 2023 angehobenen Parkgebühren wieder zu senken. Wie berichtet war der Unmut vor allem in der Siegener Oberstadt groß, insbesondere wegen des deutlich gestiegenen Tageshöchstsatzes auf aktuell 15 Euro. Dieser Betrag liegt zwar immer noch unter vergleichbaren Städten, der Sprung von teilweise nur 5 Euro auf die dreifache Summe war vielen demnach aber wohl zu drastisch. Der Rat soll am Mittwoch, 28. Februar, die Wiederabsenkung beschließen.
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Der Rückgang an geparkten Fahrzeugen sei vor allem im Oberstadt-Parkhaus Hinterstraße „drastisch“, hatte Bürgermeister Steffen Mues bereits in der Dezember-Ratssitzung geschildert. Hintergrund der Erhöhung waren einerseits die sehr niedrigen Parkgebühren, vor allem aber sollte damit der Parksuchverkehr reduziert werden, um Autofahrer gezielt in die Parkhäuser zu lenken, die Nachfrage zu steuern, heißt es in der Ratsvorlage. Kämmerer Wolfgang Cavelius, der auch Geschäftsführer der für die meisten Siegener Parkhäuser und -plätze zuständigen Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG) ist, hatte vorgerechnet, dass die Erhöhung trotz des Fahrzeugrückgangs mehr Geld in die Kasse gespült habe.
Stadt Siegen nennt Erhöhung der Parkgebühren selbst „gravierend“ - die Menschen bleiben weg
Andererseits war der Effekt in der Händlerschaft wohl nicht eingetreten. Viele Besucherinnen und Besucher würden die KEG-Parkhäuser seit der Erhöhung – die die Stadt nun selbst als „gravierend“ bezeichnet – meiden und mangels Park-Alternativen gar nicht mehr in die Stadt kommen. Attraktivität und Aufenthaltsqualität gerade der Oberstadt hätten in der Folge gelitten und der stationäre Handel, ohnehin gebeutelt von Konsumzurückhaltung und Online-Handel, habe eine weitere Herausforderung aufgebürdet bekommen.
Nun rudert die Verwaltung also zurück und schlägt noch eine knappe Verdopplung des alten, niedrigen Tageshöchstsatzes vor: 9 Euro soll es noch kosten, ein Auto im Parkhaus abzustellen. Es gelte, Parkraum so zur Verfügung zu stellen, dass alle Interessensgruppen damit leben können – das Zentrum und auch Oberstadt mit dem Auto zu erreichen, sei ein „wesentliches Merkmal der Standortqualität“, sowohl für Handel, als auch Unternehmen und Besucher. Da auch Volkshochschule und Wochenmarkt, Gastronomie und Arztpraxen „massiv“ von dem Besucherrückgang betroffen seien, gelte es nun zu handeln.
Neue Parkgebühren in Siegen: Kurzbesuche attraktiver, länger Parken angemessen bezahlbar
Stimmt der Rat zu, soll die erste Stunde in einem KEG-Parkhaus respektive -Parkplatz pauschal 1 Euro kosten, für jede weitere angefangenen 20 Minuten werden weitere 50 Cent fällig, bis zum Höchstsatz von 9 Euro. An der Siegerlandhalle werden maximal 7 Euro, auf dem Zentralparkplatz Weidenau und dem Bismarckplatz 5 Euro fällig. Durch diese Taktung werde das Parken sowohl für eher kurze (Einkaufs-)Besuche wieder attraktiver als auch angemessener etwa für Berufspendler, die ihre Fahrzeuge längere Zeit abstellen müssen. Denn die Zahl der Dauerparkplätze wurde bereits reduziert und stehen so gut wie gar nicht mehr zur Verfügung, da der Kurzzeit-Bedarf deutlich gestiegen war. Durch das 20-Minuten-Intervall könne überdies transparenter abgerechnet werden, da bei Überschreiten des Limits nicht eine volle weitere Stunde bezahlt werden müsse.
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