Siegen. Der Bürgermeister hat tatsächlich mehr Geld für die marode Hufeisenbrücke in Siegen aufgetrieben: Sogar noch mehr als politisch gefordert.
Die Stadt hat es tatsächlich geschafft: Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hat Siegen mehr Geld in Aussicht gestellt, um die marode Hufeisenbrücke so neu zu bauen, dass auch künftig Busse darüber fahren können. Die Alternative wäre eine erheblich günstigere Brücke für den Fuß- und Radverkehr gewesen, der Busverkehr hätte gründlich umgekrempelt werden müssen. Die Politik wollte die teurere Brücke nur bezahlen, wenn mehr Fördermittel fließen, woher auch immer.
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Als im Sommer um die Kosten gerungen wurde, war das alles andere als wahrscheinlich. Denn der NWL hatte bereits eine Förderzusage abgegeben, ebenso die Bezirksregierung – was auch schon kompliziert genug war, weil es monatelange Verhandlungen brauchte, bis sich irgendwer überhaupt zuständig fühlte. Nur dass die Stadt die enormen Baukosten (33 Millionen Euro) nicht allein bezahlen kann, stand fest. Die Kommunalpolitik versuchte es mit einer Art Erpressung: Man bekenne sich zu einem leistungsfähigen Nahverkehr, hieß es von den Fraktionen – aber wenn man für den Busverkehr so viel mehr Geld in die Hand nehme, müsse aus dieser Richtung auch mehr Geld kommen: Ein Viertel der Gesamtkosten. Im Zweifel von Dritten: Kreis oder ZWS, auch wenn das noch unwahrscheinlicher war. Dass eine reine Fußgänger- und Fahrradbrücke von NWL und Bezirksregierung wahrscheinlich deutlich weniger oder gar nicht gefördert werden würde, ließ man außer acht. Der Bürgermeister solle Geld auftreiben.
Das hat er tatsächlich hinbekommen. Laut einer Ratsvorlage gab es erneute Verhandlungen mit dem NWL, an deren Ende der Zweckverband seine Förderquote erhöhte. Damit sinkt der Eigenanteil der Stadt auf knapp 10,2 Millionen Euro – und damit weniger, als wenn von Kreis oder ZWS ein Viertel der Kosten übernommen worden wäre. Die Vorgaben des Ratsbeschlusses vom 21. Juni sind damit sogar noch übertroffen, Siegen zahlt weniger. Ursprünglich wären es knapp 15 Millionen Euro gewesen, mit „erhöhter Förderung“ wollte man bei rund 12 landen.
Busse können in Siegen auch ohne Hufeisenbrücke fahren – teurer und umständlicher
Siegen benötigt die Brücke tatsächlich nicht für den individuellen Innenstadtverkehr, der mit der zweispurigen Umgestaltung der Europastraße (ehemals Hindenburgstraße) ohnehin vor dem ZOB enden und wieder zur Sandstraße zurückgelenkt wird. Bislang benötigt der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) die Hufeisenbrücke, um vom Busereitstellungsplatz unter der HTS dem Omnibusbahnhof anzusteuern. Hier beginnen und enden viele Linien, das Fahrpersonal macht Pause und für all das ist am ZOB selbst kein Platz. Der ZWS hatte aber auch deutlich gemacht, dass man weder Zuschüsse geben könne, noch dass man sich erpressen lasse: Ohne Hufeisenbrücke würde der Busverkehr halt anders organisiert und aus Richtung Westen durch den Wellersbergtunnel zum ZOB geschickt. Das wäre wohl teurer und umständlicher, aber möglich. Ohnehin soll der Nahverkehrsplan erneuert werden.
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Nach all den Grundsatzbeschlüssen über Neubau- und Finanzierungsvarianten des maroden Brückenbauwerks kommt nun ein weiterer dazu, wieder mit „wenn-dann“: Denn noch ist die erhöhte Förderquote nicht beschlossen, als letzte Hürde muss die Verbandsversammlung des NWL Anfang 2024 noch zustimmen. Dann soll die Hufeisenbrücke neu gebaut werden, mit einer Busspur, die „für den Radverkehr freigegeben ist, sowie die Belange des Fußverkehrs berücksichtigt“, wie es in der Vorlage heißt. Beschließt sie das nicht, bleibt es beim Neubau als reine Rad- und Fußwegbrücke. Das Betriebskonzept sieht vor, das Bauwerk spätestens 2028 zu erneuern.