Siegen. Der Zoff um die marode Hufeisenbrücke am Siegener Hauptbahnhof geht weiter: Siegen beharrt auf weiteren Fördermillionen, auch wenn es sinnlos ist

Mehr Fördergeld für den Neubau der maroden Hufeisenbrücke wird es nicht geben. Nicht vom ZWS und auch von sonst niemandem – wer Finanzmittel beisteuern könnte, hat laut Stadtverwaltung bereits signalisiert, es zu tun. Dennoch hält die Politik – noch – daran fest: Eine Brücke, über die auch Busse fahren können, nicht nur Fahrräder, wird es nur geben, wenn weitere 25 Prozent der Kosten übernommen werden. Von wem auch immer.

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Der Verkehrsausschuss änderte den bereits im Bauausschuss geänderten Beschlussvorschlag ab: Dort sollte noch der Zweckverband Personennahverkehr ein Viertel der Kosten übernehmen, er sei schließlich der Hauptnutznießer der neuen Brücke. „ZWS“ wurde stillschweigend ersetzt durch „Fördergeber“, an der Sache änderte sich nichts: Ohne Geld will Siegen nur die deutlich günstigere Fuß- und Radbrücke bezahlen.

An der Tonlage auch nicht: „Das sind 14,8 Millionen Euro für eine Brücke, von der kein Siegener etwas hat“, sagte Olaf Jagielksi (CDU). „Außer dem ZWS braucht keiner diese Brücke“, die er als „fragwürdig“ titulierte. Eine Rentabilität auf 80 Jahre gerechnet sei „unseriös“, wenn man nicht wisse, wie der Verkehr in wenigen Jahren aussehe – man sei nicht gegen die Brücke, ein solcher Neubau für 15 Millionen Euro sei der Bevölkerung aber nicht vermittelbar, ohne die Förderquote zu erhöhen. Martin Heilmann sprach sich für die Grünen ebenfalls für eine ZWS-Förderung aus, da die Brücke eine Verbesserung im überregionalen Nahverkehr bedeute, wollte sich aber nicht auf eine Prozentzahl festlegen.

„Jeder, der in Siegen einen Bus benutzt, hat einen Nutzen von dieser Brücke“

„Jeder, der in Siegen einen Bus benutzt, hat einen Nutzen von dieser Brücke“, konterte Silke Schneider (Linke) – sollte der ZOB ohne Bus-Brücke „zweigeteilt“ werden müssen, Linien aus dem Westen also jenseits der Bahngleise enden, müssten Fahrgäste den Hauptbahnhof überqueren – nicht nur für in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen umständlich und langwierig. Kritik kam auch vom ADFC: „Die CDU nimmt Trupbach und Seelbach wohl nicht mehr als Stadtteile von Siegen wahr“, sagte Uwe Eckmann – die liegen genauso westlich des Hauptbahnhofs wie Freudenberg oder die DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg. „Ein Terminal auf der anderen Seite ist schlicht und ergreifend Quatsch.“

Die Hufeisenbrücke am Siegener Bahnhof ist „eingequetscht“ zwischen Bebauung und HTS, die Zuständigkeiten und Grundstücksverhältnisse sind kompliziert (Archiv).
Die Hufeisenbrücke am Siegener Bahnhof ist „eingequetscht“ zwischen Bebauung und HTS, die Zuständigkeiten und Grundstücksverhältnisse sind kompliziert (Archiv). © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

ZWS-Geschäftsführer Stefan Wied stellte klar: „Wir sind keine Förderstelle. Wir haben keine Möglichkeiten, Geld beizusteuern.“ Man könne dabei unterstützen, welches zu organisieren – und habe das in Zusammenarbeit mit der Stadt Siegen auch bereits getan. Denn die Gesamtbaukosten liegen bei 33 Millionen Euro, knapp 15 verbleiben der Stadt – die Differenz wurde von höherer Stelle „fast zugesichert“, Land, NWL, Bezirksregierung. „Man hat sich durchringen können“, so Wied mit Blick auf die höchst komplizierte Gemengelage von Zuständigkeiten, Vorschriften und Eigentumsverhältnissen in beengter Lage am Hauptbahnhof. Bis Dezember habe man die Unterstützung an höherer Stelle noch komplett abgelehnt. Mehr Geld sei nicht möglich. Selbst wenn man es schaffe, weitere Millionen beizusteuern, würden diese von der Fördersumme wieder abgezogen, weil es sich dabei um prozentuale Zuschüsse handelt.

Siegen: Busse durch den Wellersbergtunnel brauchen länger und kosten mehr

Weil der ZWS von Beginn an eng mit der Stadt in dieser Sache zusammenarbeite, sei man auch vorbereitet auf einen Busfahrplan ohne Hufeisenbrücke. Die Linien würden dann nicht mehr am ZOB starten und enden, sondern „durchgebunden“, aus Richtung Freudenberg beispielsweise bis Weidenau oder Geisweid. Insofern bestehe weder eine Notwendigkeit den ZOB zweizuteilen, noch ein umständlicher Umstieg zwischen zwei Terminals. „Ich hoffe auf eine Brücke inklusive ÖPNV“, betonte Wied. Egal wie die Mehrkosten aussehen – fahren die Busse Umwege durch den Wellersbergtunnel, steigt der Preis – ein Teil davon lande über die Kreisumlage wieder in Siegen. Zudem könne sie im Ernstfall auch eine zeitlich befristete Alternative sein, etwa wenn der Tunnel gesperrt werden müsse. Und auch wenn Polizei und Feuerwehr sie nicht zwingend brauchen: Nutzen dürften sie sie dennoch. „Was würde der Verzicht für den Verkehr in der Stadt Siegen bedeuten?“, meinte Thomas Neumann (SPD) – „wir tun uns nichts Gutes, wenn wir ein Verkehrschaos verursachen.“

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Bei all dem drängt die Zeit: Das Betriebskonzept endet im Jahr 2028, danach könne der Prüfingenieur das Bauwerk täglich dichtmachen, so Benjamin Hinkel, stellvertretender Leiter der Abteilung Straße und Verkehr.