Kreuztal. Gewalt gegen Frauen und Mädchen gibt’s auch im Siegerland – meist bleibt sie nur im Verborgenem. In Kreuztal gibt’s nun eine Hilfsaktion.
Gewalt gegen Frauen kommt überall vor. Auch in Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Die Dunkelziffer ist hoch. „Ich würde sogar sagen, dass jede Frau schon Gewalt erlebt hat“, sagt Monika Molkentin-Syring, Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Kreuztal. In der Stadt soll das Thema ab sofort stärker in den Fokus gerückt werden: Dafür wurde nun der Bürgerbus mit dem Hinweis auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ beklebt.
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Wer Gewalt erlebt, tut sich oft schwer, darüber zu sprechen. Hinzu kommt das Gefühl der Ausweglosigkeit. So kann es zum Beispiel sein, dass Frauen Tag und Nacht von ihren Männern kontrolliert werden. „Manche müssen auch um Geld bitten“, sagt Monika Molkentin-Syring. Ein freies und selbstbestimmtes Leben ist nicht möglich. „Mit dem Hilfetelefon haben sie die Entscheidungsfreiheit, anonym telefonieren zu können.“ Es bietet eine niedrigschwellige und kostenlose Beratung in 15 Sprachen.
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen (Lockdowns, Homeschooling, usw.) führten dazu, dass sich die Gewalt gegen Frauen und Mädchen verstärkt hat. Und auch die Zuwanderung sorge für Probleme, berichtet Monika Molkentin-Syring. Dinge, die für viele Deutsche selbstverständlich sind, werden Frauen mit Migrationshintergrund durch ihre Männer nicht ermöglicht. Das kann zum Beispiel der Besuch des Freibads sein oder das Einkaufen allein.
Unterstützung finden
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist unter der Nummer 08000 116 016 erreichbar. Eine Online-Beratung ist möglich unter www.hilfetelefon.de.
Es gibt auch Formen der Gewalt gegen Männer und Menschen aller Geschlechter. Das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ ist unter der kostenlosen Nummer 0800 1239900 oder auch per Mail an beratung@maennerhilfetelefon.de erreichbar.
Das Spektrum der Gewalt an Frauen und Mädchen ist groß: Körperliche und psychische Gewalt, Vergewaltigung, Nötigung, sexuelle Belästigung, Stalking und weitere Formen der Gewalt – alles das gibt es auch im Siegerland, es wird nur nicht immer gesehen. Die örtliche Polizei kann allerdings nur eingreifen, wenn sie gerufen wird.
Gewalt gegen Frauen: Auch ältere Frauen sind betroffen
„Ich erlebe, sehe und lese jeden Tag in der Zeitung von Gewalt gegen Frauen. Das macht mich betroffen“, sagt Monika Molkentin-Syring. Sie freut sich daher, dass sie mit dem beklebten Bürgerbus gemeinsam mit dem Bürgerbusverein auf eine Hilfsmöglichkeit aufmerksam machen kann. Bereits 2017 wurde der vorherige Bürgerbus mit Hilfetelefon-Aufklebern versehen.
Auch Bürgerbusfahrerin Jutta Walpersdorf ist überzeugt von der Initiative. „Es ist nur sehr schade, dass es das Hilfetelefon geben muss.“ Mit dem Bürgerbus fahren vor allem ältere Menschen. Auch unter ihnen gäbe es Gewalt, so Monika Molkentin-Syring.
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Häufig würde Opfern gesagt: „Stell dich nicht so an“ oder „War doch nur Spaß“. Doch so leicht ist es nicht – Gewalt hinterlässt Wunden, ob seelische oder körperliche. Monika Molkentin-Syring betont: „Vieles findet im Verborgenen statt.“
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