Kreuztal. Eine Ausstellung im Stadtbibliothek-Foyer Kreuztal widmet sich Bauhaus-Designerin Alma Siedhoff-Buscher. Als Frau steckte sie ihr Leben lang zurück.

Sie ist eine Tochter der Stadt Kreuztal – trotzdem kennt sie kaum jemand in ihrem Heimatort. „Dabei ist sie überregional bedeutsam. Alma Siedhoff-Buscher war eine ganz besondere Frau, eine Vorkämpferin“, sagt Monika Molkentin-Syring, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kreuztal. Nun würdigt eine Ausstellung im Foyer der Stadtbibliothek Kreuztal die Kunsthandwerkerin und Bauhaus-Designerin.

Ausstellung: Kreuztalerin Bauhaus-Designerin Alma Siedhoff-Buscher im Fokus

Bekannt ist Alma Siedhoff-Buscher unter anderem für die Gestaltung von Kindermöbeln und Spielzeug am Bauhaus in Weimar und Dessau. 1919 begründete Walter Gropius mit dem Bauhaus eine der bedeutendsten Schulen für Gestaltung, Alma Siedhoff-Buscher wirkte dort aktiv mit. Ihre Wurfpuppen aus Bast wurden zum Patent angemeldet, Malfibeln und ihr „Kleines Schiffbauspiel“ werden bis heute produziert und vertrieben. Aber sie hat nicht das Andenken, das ihr gebührt.

Das Foto aus dem Jahr 1943 zeigt Alma Siedhoff-Buscher. Damals hat es eine unbekannte Atelierfotografin von ihr gemacht.  
Das Foto aus dem Jahr 1943 zeigt Alma Siedhoff-Buscher. Damals hat es eine unbekannte Atelierfotografin von ihr gemacht.   © WP | Ina Carolin Lisiewicz

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Umso mehr ist es den Kreuztaler Veranstalterinnen und Veranstaltern ein Anliegen, das Augenmerk nun auf die Designerin zu legen. „Es ist eine außergewöhnliche Ausstellung“, sagt Kulturamt-Chef Holger Glasmachers. Zu sehen sind dort etwa Siedhoff-Buschers Spielzeug, Fotos ihrer Möbel und ein Blick in die Historie.

Gleichstellungsbeauftragte Kreuztal: Frauen sollen gesehen werden

Seit 2016 beschäftigt sich Monika Molkentin-Syring mit den Frauen in der Kreuztaler Stadtgeschichte. Alma Siedhoff-Buscher sei ihr „früh aufgefallen“. „Es ist super wichtig, dass Frauen, die Kreuztal mitgestaltet haben und mitgestalten, gesehen werden“, betont sie. Die Geschichtsschreibung ist seit Jahrhunderten vor allem männlich geprägt. Das macht sich auch im Kreuztaler Stadtbild bemerkbar: So sei beispielsweise nur ein geringer Anteil der Straßen in Kreuztal nach Frauen benannt, erklärt Molkentin-Syring. Auch noch nach der Ausstellung über Alma Siedhoff-Buscher soll es ab dem 22. November um Frauen aus der Kreuztaler Geschichte gehen.

Bis es soweit ist, stehen aber allein Alma Siedhoff-Buscher und ihr Werk im Mittelpunkt. Historikerin Dr. Marlies Obier wird im Oktober im Rahmen der Ausstellung einen Vortrag über sie halten (siehe Infobox). „Nur ein Jahr nach der Aufnahme am Staatlichen Bauhaus endete für die Frauen der Freiheitstraum“, erläutert sie. Angesichts einer etwas höheren Zahl von immatrikulierten Studentinnen gegenüber den Studenten habe Bauhaus-Chef Walter Gropius in der Gleichstellung eine „Gefahr für die traditionelle Dominanz der Männer“ gesehen sowie eine „Bedrohung des gesellschaftlichen Ansehens des ganzen Bauhaus“.

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Ein Leben lang musste Siedhoff-Buscher trotz hervorragender Leistungen immer wieder zurückstecken, weil sie eine Frau war. Aus der Holz-Bildhauerei wurde sie vertrieben, so Obier. Ihre Ideen realisierte sie dann in der „Holzwerkstatt“. Ein eigenes Atelier bekam sie nie. „Das wurde von der Leitung im Bauhauskomplex abgewiesen.“

Gemeinschaftsprojekt

Die Ausstellung über Alma Siedhoff-Buscher ist zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek vom 29. September bis zum 17. November zu sehen. Und zwar von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18.30 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Der Vortrag zur Ausstellung von Dr. Marlies Obier mit dem Titel „Das gebrochene Versprechen der Gleichheit“ findet am Sonntag, 31. Oktober, 15 Uhr, im Foyer der Stadtbibliothek Kreuztal statt.

Bei der Ausstellung handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtarchivs, der Gleichstellungsstelle und des Kulturamts der Stadt Kreuztal, der Stadtbibliothek Kreuztal und der Kreuztaler Geschichtswerkstatt. Gefördert wird sie von der Stiftung Kunst und Kultur der Sparkasse Siegen.

Laut der Historikerin hätten ausschließlich Männer die Ateliers erhalten. Als Siedhoff-Buscher Ehefrau und Mutter wurde, „bedeutete dies für eine Bauhäuslerin das Ende ihrer Karriere“, sagt Obier. Alma Siedhoff-Buschers Leben würde die Schatten des Bauhauses offenbaren. „Alle großen Meister waren männlich.“

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