Kreuztal/Siegen. Siegen appelliert, die Pufferunterkunft für Geflüchtete zu erhalten. Die Diakonie als Eigentümerin hätte auch andere Ideen für ehemalige Klinik.

Die Stadt Siegen zieht sich aus der interkommunalen Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Kredenbacher Krankenhaus zurück. Zum 30. September werde die Einrichtung aufgegeben, kündigt der Siegener Sozialdezernent Andree Schmidt an – der Stadt gelinge es derzeit sehr gut, Geflüchtete dezentral in eigenen Wohnungen unterzubringen. Die wenigen größeren Gemeinschaftsunterkünfte seien nicht mehr voll belegt.

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Die Stadt appelliert gleichzeitig aber an den Kreis, die ehemalige Klinik weiterhin vorzuhalten, als Puffer-Unterkunft im Standby-Modus, falls die Situation das erforderlich machen sollte. Im April 2022 hatte der Kreis Siegen-Wittgenstein das Gebäude aktiviert, das auch schon als Corona-Notfallklinik hergerichtet und dann nicht als solche gebraucht wurde. Eigentümerin ist die Diakonie. In den vergangenen Monaten nutzte fast nur noch die Stadt Siegen die Einrichtung – in immer stärker abnehmendem Maße – als „Ankommens-Unterkunft“ für Ukrainer, die hier zur Ruhe kommen und Formalitäten erledigen konnten, bevor sie dann in eigenen Wohnraum wechselten, wobei die Stadt unterstützte.

Kreis Siegen-Wittgenstein will mit Kommunen über Bedarf für Geflüchtete reden

Die Kreisverwaltung hatte vor knapp anderthalb Jahren federführend für alle Kommunen den Kontakt zur Diakonie aufgenommen, da kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges völlig unklar war, wie viele Menschen flüchten würden und die Kommunen vor erheblichen Wohnraum-Problemen standen. Inzwischen hat sich diese Situation eben deutlich entspannt, man werde sich in Kürze dazu mit den Städten und Gemeinden austauschen, um die Bedarfe vor Ort festzustellen, heißt es auf Anfrage aus dem Kreishaus.

Ob Corona-Pandemie oder Krieg in der Ukraine: Die Diakonie hatte sich in Krisensituationen jedes Mal schnell und unbürokratisch bereiterklärt, das Gebäude zur Verfügung zu stellen, die eigenen Ideen für die Nutzung der beiden oberen Etagen – unten befindet sich das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) – wurden mehrfach hintangestellt. Man habe Kreis Siegen-Wittgenstein und Stadt Siegen gerne unterstützt, so die Diakonie auf Anfrage, „jetzt warten wir erst einmal ein wenig ab, ob nicht doch noch Wünsche an uns herangetragen werden“.

Chronik

1946 wurde in einer Villa der Familie Weiss eine Privatklinik gegründet. Träger wurden Amt Keppel und Stadt Hilchenbach (1954), Innere Mission (1958) und schließlich evangelischer Krankenhausverein (1960).

1965 zieht das Krankenhaus in seinen Neubau in Kredenbach, 1999 wird ein Erweiterungsbau fertiggestellt.

2013 wird die Chirurgie geschlossen. 2016 kündigt die Diakonie die Schließung des Hauses an, die 2018 vollzogen wird.

Diakonie in Südwestfalen sieht mehrere Möglichkeiten für Krankenhaus Kredenbach

Möglichkeiten, wie die beiden oberen Etagen in Zukunft genutzt werden können, gibt es demnach einige. Zum einen könnte das Ärztezentrum im Erdgeschoss erweitert werden, heißt es weiter: „Aktuell führen wir dort mit unserem Medizinischen Versorgungszentrum Praxen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Chirurgie und Viszeralchirurgie sowie Neurochirurgie und betreiben im Gebäude das ambulante Reha-Zentrum ARZ Kredenbach.“ Außerdem sind eigenständig auf der Etage eine Hausarztpraxis (Family Docs), die Nuklearmedizin Kreuztal und eine Praxis für Psychotherapie untergebracht. Neben diversen Möglichkeiten von Tagespflege, Kurzzeitpflege oder Pflegehotel böte sich das Gebäude auch dafür an, die Zimmer dringend notwendigen Pflegefachkräften aus dem Ausland als Wohnraum zur Verfügung zu stellen: Die Zimmer sind so geschnitten und ausgestattet – unter anderem mit eigenen Nasszellen –, dass auch geflüchtete Familien dort längere Zeit unterkommen konnten. Insofern wäre das Gebäude durchaus auch als eine Art „Schwesternwohnheim“ nutzbar.

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„Entschieden ist noch nichts“, betont die Diakonie. Die ursprüngliche Idee vor Jahren war, die beiden oberen Ebenen als Seniorenpflegeeinrichtung anstelle des Seniorenwohnparks Krombach zu nutzen. Mit der Übernahme einer Einrichtung in Buschhütten, dem jetzigen Diakonischen Seniorenzentrum Haus am Deichwald, sei das aktuell aber kein Thema mehr.