Siegen. 441,6 Tonnen CO2 wurden 2022 beim Stadtfest Siegen emittiert, das soll 2023 weniger werden. Nicht mit Verboten, sondern Anreizen fürs Publikum.
Im Wortsinne klimaneutral wird das Siegener Stadtfest nicht. Das hatte die Kommunalpolitik bereits bemängelt (wir berichteten) – der Stadt geht es ums Einsparen. In diesem Fall nicht um Geld, sondern um CO2: Die Emissionen, die anfallen, wenn eine Veranstaltung für 100.000 Feiernde an drei Tagen über die Bühne geht, sollen 2023 weiter runter. Nicht mit Verboten, sondern Anreizen, betont Veranstaltungsleiterin Astrid Schneider in einer Mitteilung.
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Egal wie gut die Maßnahmen ankommen: Kompensationszahlungen an Klima-Agenturen wie Atmosfair oder MyClimate wird die Stadt dennoch leisten müssen, heißt es weiter. 10.000 Euro gab die Stadt demnach 2022 aus, um die Stadtfest-Emissionen auszugleichen – pro Tonne CO2 etwa 23 Euro. „Viel schädlicher“ als Mittel aus dem Haushalt auszugeben, so die Verwaltung, „ist jedoch die langfristige Wirkung des produzierten CO2-Ausstoßes“. Der Appell an alle Besucherinnen und Besucher des Siegener Stadtfestes laute deshalb: „Unbeschwert feiern und mitmachen beim Vermeiden und Vermindern der Treibhausgasemissionen“.
Stadtfest Siegen 2022 verursachte Emissionen wie 41 Menschen im ganzen Jahr
So oder so dürfte das Siegener Stadtfest wieder die größte Party in weitem Umkreis werden, der anhaltende Erfolg der vergangenen Jahre freut die Stadt als Veranstalterin – und die sieht sich als Kommune gleichzeitig in der Verantwortung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Auch, wenn es ums Feiern geht“, heißt es weiter: „Je mehr Besucher gewonnen werden können, sich klimabewusst zu verhalten, desto größer ist der Effekt. Jeder hinterlässt einen CO2-Fußabdruck.“
Die Stabsstelle Klimaschutz hat mit Hilfe des Eventrechners des Umweltbundesamtes ermittelt, dass durch das Stadtfest 2022 insgesamt 441,6 Tonnen CO2 emittiert wurden. Diese Rechnung basiert auf Daten zur Anzahl der Besucher, ihrer Anreisestrecke, der genutzten Transportmittel, der Anzahl der verzehrten Mahlzeiten, deren Art und Zubereitung. Überraschend sei, dass ein Großteil der Emissionen (263,7 Tonnen) auf den Bereich Ernährung entfällt. Mobilität folge an zweiter Stelle mit 177,3 Tonnen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck eines Menschen pro Kopf und Jahr in Deutschland betrage demnach 10,8 Tonnen. „Das Stadtfest hat also bei 106.000 Besuchern und rund 25 Feststunden so viele Emissionen verursacht, wie 41 Menschen sonst im ganzen Jahr.“ Ziel ist es vor diesem Hintergrund, den CO2-Fußabdruck jedes einzelnen zu verkleinern.
100 Prozent klimaneutral: Dieses Stadtfest könnte nicht stattfinden
„Ein zu 100 Prozent klimaneutrales Stadtfest ist eines, das gar nicht erst stattfindet. Lebenswirklichkeit und Lebensfreude blieben bei einer solchen statistischen Betrachtung auf der Strecke. Die Stadt Siegen folgt deshalb bei ihren Klimaschutzbemühungen dem Motto: Vermeiden, Vermindern, Kompensieren“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Umgesetzt wird das mit einem Bündel verschiedener Maßnahmen.
Strom: Das Stadtfest wird nach Angaben der Verwaltung „ausschließlich mit grünem Strom betrieben“.
Ernährung: Bei der Auswahl der Standbetreiber wurde darauf geachtet, dass sie aus der Region kommen, also keine langen Anfahrtswege haben, und regionale Produkte anbieten. Die Zahl der Anbieter von Fleisch- und Wurstwaren wurde zugunsten vegetarischer Angebote reduziert. Einweggeschirr ist untersagt, Geschirr und Besteck müssen wiederverwertbar oder rückstandslos biologisch abbaubar sein.
Mülltrennung ist beim Stadtfest Siegen der entscheidende Punkt für Besucher
Müll: Hier kommt das Publikum ins Spiel: Die Stadtreinigung wird auf dem Veranstaltungsgelände in der Innenstadt Behälter aufstellen, um Papier-, Rest- und Biomüll getrennt voneinander entsorgen zu können. Das hat 2022 alles andere als gut geklappt, die Abfälle waren demnach „weit entfernt davon, sortenrein zu sein. Es wurde alles, was anfiel, in eine Tonne geklopft.“ Bürgermeister Mues appelliert, die Behälter-Infrastruktur zu nutzen und bewusster mit der Entsorgung umzugehen, auch spät am Abend, in ausgelassener Stimmung.
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Mobilität: Das Anreiz-Angebot zum Umstieg auf den Bus wurde erweitert, so die Stadt: Im Altkreis Siegen kostet die Fahrt in der Zeit von Freitag, 25. August, 17 Uhr bis Sonntagabend mit den normalen Linienbussen in die Innenstadt in diesem Jahr gar nichts – zusätzlich zu den kostenlosen Sonderbussen, die die Stadt bei der Wern Group beauftragt hat und dafür rund 45.000 Euro aus Haushaltsmitteln zahlt. Für Fahrräder gibt es neben den vorhandenen Stellplätzen in der Innenstadt zusätzlich einen Fahrradparkplatz in der Fißmer-Anlage.
Das sind die fünf Shuttle-Sonderbuslinien zum Siegener Stadtfest
S1: Siegen ZOB – Weidenau – Geisweid – Kreuztal
S2: Siegen ZOB – Deuz über Kaan – Feuersbach – Netphen – Dreis Tiefenbach nach Siegen ZOB (gegenläufiger Rundverkehr)
S3: Siegen ZOB – P&R Seelbacher Weiher – Lindenberg – Freudenberg
S4: Siegen ZOB – Gosenbach – Oberschelden – Achenbach – Siegen ZOB (gegenläufiger Rundverkehr)
S5: Siegen ZOB – Rödgen – Wilnsdorf – Burbach – Wahlbach – Neunkirchen – Siegen ZOB (gegenläufiger Rundverkehr)