Siegen. „Dass Bratwurst derart klimaschädlich ist…“ Siegen will weiter die CO2-Emissionen des Stadtfests senken. Aber nicht in der radikalen Variante.
CO2-Emissionen beim Stadtfest, erklärt Astrid Schneider, entstehen maßgeblich durch zwei Dinge: Mobilität („Es werden viele Leute in Bewegung gesetzt“) und Verzehr. „Ich war selber überrascht, ich wusste nicht, dass Bratwurst derart klimaschädlich ist“, sagt die Organisationsleiterin des Siegener Stadtfestes im Umweltausschuss. Die Bundesregierung habe das untersuchen lassen: Über den gesamten Produktionsprozess betrachtet sei Bratwurst demnach ein wahrer „Klimakiller“. Was für das nächste Stadtfest nicht bedeutet, dass es keine Bratwurst mehr geben wird. Es wird aber auch nicht klimaneutral sein (wir berichteten).
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Die Leiterin von Kultur Siegen legt noch einmal die Pole dar, wie die Stadt bei der dreitägigen Veranstaltungen mit dem Klimaschutz umgehen kann: Alles genau so machen wie 2022 – dann halte sich der Erfolg in engen Grenzen. Nur vegetarische und vegane Speisen anbieten, Autos aus der Innenstadt komplett aussperren, Parkhäuser schließen oder drastisch verteuern – „das wäre die radikale Methode“, mit ebenfalls zweifelhaftem Erfolg. Als Kompromiss plant die Verwaltung, die Zahl der „Fleischwarenstände“ von 9 auf 6 zu reduzieren, beim Mehrweg-System für Geschirr nachzujustieren und wieder kostenlose Sonderbusse anzubieten, um den Gästen Anreize zu bieten, das Auto stehen zu lassen. Was die Stadt einiges kosten dürfe, genaue Zahlen sollen bald vorliegen. Weniger Fleischwaren dürfte kein Problem sein, meint Astrid Schneider: Zu den fleischlosen Speisen zählten zum Beispiel auch Pizza oder asiatische Gerichte. „Das liegt ja sowieso im Trend“, sagt Thomas Christian (SPD).
Mülltrennung funktionierte nicht beim Stadtfest Siegen: Zusätzliche Arbeit und teuer
Die Mülltrennung habe beim vergangenen Stadtfest nicht funktioniert, sagt Astrid Schneider, ihr würden auch die Ideen fehlen, wie man die Menschen dazu bringe, „im Zustand erhöhter Lebensfreude“ den Abfall säuberlich in die korrekten Behälter zu werfen. „Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Nutzen“, sagt sie, gerade die zusätzliche Arbeit, die die Stadtreinigung mit dem Mehrkammersystem gehabt habe, „rechnet sich überhaupt nicht.“
Michael Groß (Grüne) begrüßt es, dass auf dem Stadtfest 2023 auch nicht mehr „klimaneutral“ draufstehen wird, worum es einiges Gezanke gegeben hatte. „Wir wussten alle, dass es so nicht stimmt.“ Und es gelte in der Tat, positive Anreize zum Klimaschutz zu setzen, auch wenn das eine Menge Geld koste, „mit Verboten funktioniert es nicht.“
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Für Fridays For Future regt Lorenz van Overloop an, auf Klima-Kompensationszahlungen – Teil des Stadtfest-Konzepts – komplett zu verzichten und das Geld lieber ins tatsächliche Reduzieren von CO2-Emissionen zu investieren. „Besser vermeiden als kompensieren“, das Label „Klimaneutralität“ sei sonst „bestenfalls Greenwashing“.