Siegen. Bürogemeinschaft und Siegberg-Gin-Erfinder bekommen bei Pflanzaktion Unterstützung: Bei 1500 Setzlingen hilft die Feuerwehr Lindenberg.

Seit Mai hat Siegen einen eigenen Gin. Auf Basis von Wacholder, Zitrus-Noten und vor allem Fichte ist ein Produkt entstanden, das einen eigenen Charakter hat und gut in die Region passt. Mehr als 2000 Flaschen wurden bereits verkauft.

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Hintergrund des Gins war eine Schnapsidee an Weihnachten 2020: Die Niederscheldener PR-Bürogemeinschaft Sinje Cramer, Christian Klein und Guido Müller hatte beim gemeinsamen Frühstück die Idee. „Weil wir unsere Region lieben und finden, dass Gin ein populärer Botschafter für die Region wäre“, so Sinje Cramer. „Gin ist eine beliebte Spirituose – und mit der Auswahl der passenden ‘Botanicals’ eine Wissenschaft für sich.“

Fichtenspitzen aus dem Siegerland gibt’s nur im frühen Frühjahr

Hergestellt wird mit Sortenvielfalt und einer schonenden, langsamen Brennweise in der „Vierhasen“-Brennerei von Hans-Peter Hasenstab in Vormwald, damit komplexe Destillate den Geschmack ideal annehmen, so Siegberg. Das Besondere an dem Gin seien auch die begrenzten Ressourcen der Herstellung. Denn die verarbeiteten Fichtenspitzen sind von den drei Spirituosen-Gesellschaftern handgepflückt und können nur im frühen Frühjahr geerntet werden.

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Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, muss man sich bis zur neuen Ernte gedulden. Aber Sinje Cramer beruhigt: „Insgesamt können wir aktuell noch gut 2000 Flaschen bis Mai herstellen. Eigentlich hatten wir gedacht, dass unser Vorrat für zwei Jahre ausreicht, aber daraus wird sicher nichts. Ich sehe uns im Mai wieder in den Wäldern, hoffentlich mit weniger Regen.“

Auf einen Rechtsstreit mit dem DRK hatte Siegberg-Gin keine Lust

Getauft wurde der Gin ursprünglich auf den Namen „Bergwacht“, ab sofort hat man auf den Namen Siegberg umgestellt. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Man wollte einen Namen haben, der noch mehr den Bezug zum Siegerland hat und – nicht ganz unwichtig – das Deutsche Rote Kreuz wollte die Namensrechte an „Bergwacht“ zurückerstreiten. Die Siegener hatten den Namen zum Markenschutz eingetragen und waren in der entsprechenden Klassifizierung auch die ersten, die das beantragt hatten.

Das schmeckte den Juristen beim DRK nicht: „Unser Anwalt hätten gerne einen Rechtsstreit ausgefochten und ist sich sehr sicher, dass wir den gewinnen werden, aber wir haben uns entschieden, dass wir uns auf das konzentrieren wollen, was uns Spaß macht. Und das ist das Herstellen eines Gins in Handarbeit und nicht das Erarbeiten einer Verfahrensstrategie. Mit ‘Siegberg’ haben wir einen Namen gewählt, der unser Produkt klar in unserer Heimat verankert“, erklärt Guido Müller.

Siegberg-Gin findet Weg vom reinen Onlineshop zu Siegener Touristikern

Die Idee kam so gut an, dass die Brennerei Vierhasen sehr gut ausgelastet ist mit dem Brennen der Edelspirituose. Dass beim handgemachten Produkt Regionalität eine entscheidende Rolle spielt, sehe man auch auf den Social-Media-Kanälen. „Egal ob Facebook oder Instagram, der Gin ist bekannt und bei den Usern beliebt. Bei zugereisten Studenten gilt der Siegberg schon als heimische Spezialität, die man seinen Eltern mitbringt“, erzählt Christian Klein, der die Social Media-Kommunikation verantwortet.

Ursprünglich wurde der Wacholder nur im Internet und in ausgesuchten Kneipen angeboten. Mittlerweile haben Feinkostläden und heimische Rewe-Märkte das Produkt gelistet – und auch die Touristiker der Stadt Siegen. Und die drei aus der Bürogemeinschaft haben auch einen Bitter aus heimischen Wiesenkräutern am Start, den Siegener „Heimatbitter“.

1500 Setzlinge für den Mischwald der Zukunft – Feuerwehr hilft beim Pflanzen

Für jede verkaufte Flasche wird ein Baum für die Wiederaufforstung des heimischen Waldes gestiftet. Die ersten 1500 Mischwald-Setzlinge wurden jetzt mit der Freiwilligen Feuerwehr Freudenberg-Lindenberg gepflanzt. Statt Fichten entschied man sich auf Wunsch des Forstamts für Lärche, Kirsche, Akazie und Roteiche. Gewählt wurde eine Aufforstungsfläche zwischen Lindenberg und Seelbacher Weiher. Sinje Cramer, Guido Müller und Christian Klein haben selbst mitgepflanzt; gut dreißig Helfer waren mit der Pflanzaktion beschäftigt.

Die Freiwillige Feuerwehr unterstützte tatkräftig bei der Pflanzung der 1500 Bäume. Für jeden Siegberg-Gin wird ein Baum gespendet.
Die Freiwillige Feuerwehr unterstützte tatkräftig bei der Pflanzung der 1500 Bäume. Für jeden Siegberg-Gin wird ein Baum gespendet. © SIEGBERG GIN

Auch im Weihnachtsgeschäft ist der Verkauf weiterhin stark, Siegberg geht davon aus, dass noch einmal 1000 Bäume dazukommen werden. Die werden dann im Frühjahr nach dem Frost in einem nächsten Kraftakt in den Boden gebracht.

Was ist drin im Siegerländer Siegberg-Gin?

„Riecht man an der Siegberg-Flasche, dann fühlt man sich direkt im Wald“, so die Macher. Fichtenspitzen sollen für den „angenehm harzigen Geruch“ sorgen. Ein Geist aus eben diesen Fichtenspitzen wird mit dem komplexen Gin vermählt, es entsteht ein sogenannter „Destilled Gin“. Er soll den Waldreichtum des Siegerlandes widerspiegeln. Bei Gin kommt es auf die richtige Rezeptur an, so die Experten: Im Mittelpunkt steht natürlich der Wacholder, dessen Aroma bei Vierhasen über einen Anisateur (Aromakorb) dem Alkohol sehr schonend zugegeben wird. Auch der Siegberg werde natürlich durch Wacholder und Fichte dominiert.

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Harmonisch passen dazu die verarbeiteten Zitrusfrüchte, heißt es weiter: Ihm werden exakt dosiert zusätzlich Koriander, Fenchel, Anis, Angelica, Kardamom, Süßholz, Ingwer, Rose, Lavendel, Minze und ein Hauch Zimt in den Aromakorb zugegeben. Aus dem Siegerland kommt noch, eher ungewöhnlich, heimischer Salbeigamander hinzu. Hans Peter Hasenstab, der für die Herstellung verantwortlich ist beschreibt das Produkt wie folgt: „Lange Frische, eine angenehme Finesse und knackige, würzige Aromen, die warm, süßlich, leicht pfeffrig und harzig im Nachgeschmack wirken. Der kann was.“