Siegen. Ein Gin, der schmeckt wie die Siegener Heimat, mit Fichte und aus dem Zedernholzfass: Der „Siegberg“ kommt gut an – und die Produktpalette wächst

An immer mehr Theken in der Region wird inzwischen „Siegberg Tonic“ statt „Gin Tonic“ bestellt, sagt Sinje Cramer – „das ist schon sehr cool“. Sie ist Miterfinderin der Siegerland-Spirituose und die Produktpalette ist inzwischen weiter gewachsen. Ein Ende? Nicht in Sicht.

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Anderthalb Jahre liegt die Schnapsidee zurück. Sinje Cramer, Christian Klein und Guido Müller, Bürogemeinschaft „Bergwacht“, wollten ein Produkt entwickeln, mit dem sich die Siegener identifizieren können, das die Geschichte von Stadt und Region erzählt. Müller ist Gin-Liebhaber, da lag das irgendwie nahe. Die Wacholder-Spirituose mit Fichtenspitzen zu veredeln, auch. Der erste Name „Bergwacht-Gin“ ist Geschichte; das DRK meldete Bedenken an, auf Rechtsstreitereien hatten sie keine Lust. Bergwacht wurde Siegberg, jetzt sind alle zufrieden. „Das greift den Charakter des Siegerlands auf“, findet Müller.

3000 Flaschen Siegberg-Gin in anderthalb Jahren – der Hype ebbt nicht ab

Seit Mai 2021 ist der Siegberg-Gin auf dem Markt, gut 3000 Flaschen haben sie seither verkauft. Der Hype des Anfangs sei irgendwie nicht so wie erwartet abgeebbt, freut sich Christian Klein. Die Kundschaft identifiziere sich wohl wirklich mit dem Siegerland-Gin, es bleibe nicht beim Kauf einer Flasche. Und nicht bei Siegen: Sie sehen ja, wohin die Bestellungen gehen, gerade in der Weihnachtszeit. Eine hochwertige Spirituose aus Siegen werde offensichtlich gern verschenkt. „Der hochprozentigste Botschafter der Region“, sagt Guido Müller, ganz der PR-Berater.

Die drei mit den Schnapsflaschen: Die Siegener „Bergwacht“-Bürogemeinschaft Christian Klein, Sinje Cramer und Guido Müller (von links).
Die drei mit den Schnapsflaschen: Die Siegener „Bergwacht“-Bürogemeinschaft Christian Klein, Sinje Cramer und Guido Müller (von links). © Hendrik Schulz

Die Drei entwickeln ihre Idee weiter. Das neue Flaschendesign hat auch mit der Energiekrise-bedingten Glasknappheit zu tun, die Sonderedition „Gertrud vom Siegberg“ aber mit Sinje Cramers Oma: In deren Garten musste nach einem Sturm eine Zeder gefällt werden – so entstand die Idee, den Gin 50 Tage in einem Zedernfass ausreifen zu lassen. Das Ergebnis ist immer noch Gin, aber mit viel mehr rauchig-erdigem Whisky-Charakter. Und auch für jede verkaufte „Gertrud“-Flasche wird ein Baum-Setzling gepflanzt, sagt Cramer. Nach Lindenberg im vergangenen ist im kommenden Herbst Alchen an der Reihe. „Wir bedienen uns mit den Fichtenspitzen nicht nur am Wald, wir geben auch was zurück.“

„Wir sind mit unseren Ideen nicht am Ende“, kündigt Cramer an. Als nächstes sei ein Aperitif in Planung, in Richtung Aperol Spritz und Konsorten, etwas fruchtiger; etwas „damenmäßiger“. Nicht jeder trinkt so gern Gin wie Guido Müller.

Aus dem Hause Vierhasen: Goldprämierung für den Siegberg-Gin, silber für Heimatbitter

Hans-Peter Hasenstab setzt die Bergwacht-Ideen in die Tat um. Die Fichtenspitzen seien einfach eine gelungene Weiterentwicklung des Ur-Gins, zu dessen Geschichte Liebhaber Guido Müller weit ausholen kann (es hat mit den niederländischen Befreiungskriegen und den Nassau-Oraniern und Genever zu tun und am Ende war im Grunde das Siegerland die Wiege des modernen Gin...). Hasenstab jedenfalls, der in seiner kleinen Vierhasen-Brennerei in Hilchenbach einen prämierten Edelbrand nach dem anderen produziert, hat sich auch des „Heimatbitter“ angenommen, noch eine Idee der Bürogemeinschaft. Als regionale Komponente für den Likör verarbeitet er neben diversen Kräutern Hopfen. Brauereien gibt’s und gab’s ja schließlich auch im Siegerland, „Hopfen ist geschmackstragend“, sagt Hasenstab. „Der Heimatbitter passt zum und nach dem Bier.“

Prämierter Brenner von Edelspirituosen: Hans-Peter Hasenstab bekommt Gold für den Siegberg-Gin und Silber für den Heimatbitter.
Prämierter Brenner von Edelspirituosen: Hans-Peter Hasenstab bekommt Gold für den Siegberg-Gin und Silber für den Heimatbitter. © Hendrik Schulz

Der Vormwalder nimmt mit seinen Spirituosen regelmäßig an Prämierungen durch Fachjurys teil, die Siegberg-Produkte sind da keine Ausnahme. Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden: Der Gin wurde mit der goldenen Kammerpreismünze der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz prämiert, der Heimatbitter mit der silbernen. Entspricht „hervorragend“ und „sehr gut“. Im Nachbarbundesland gebe es tausende Brenner, „wenn man da in der ersten Liga mitspielen kann, ist das Zeug trinkbar“, sagt Hasenstab verschmitzt.

Wie im Jiggers aus Siegberg-Gin und Heimatbitter „Siegerland Sour wird“

Auch die Gastronomen vor Ort hätten verstanden, dass sie mit Gin aus dem Siegerland in heimischen Lokalen punkten könnten, sagt Guido Müller. Immer mehr hätten den Siegberg-Gin gern auf ihrer Karte, „als hätten sie nur drauf gewartet“, freut sich Christian Klein. „Für uns ist das wie ein Ritterschlag.“

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Joshua Bellebaum zum Beispiel, der die Bar „Jiggers“ (unter dem Restaurant Bar) betreibt, hatte mit dem Siegberg-Gin schon hinter der Bar gearbeitet, bekam eine Flasche Heimatbitter in die Hände und musste gar nicht lange herumprobieren: Er mischte Gin und Likör aus dem Hause Siegberg, etwas Honig und Agavendicksaft für die Süße dazu, Zitronensaft für die Säure und ein Eiweißersatzprodukt („Foamer“) fürs cremige Mundgefühl – der „Siegerland Sour“. „Hat die Heimat-Komponente direkt im Namen“, sagt der Barkeeper und sei eines der meistbestellten Getränke in der Bar. „Es setzt auf der Zunge an unterschiedlichen Stellen an, beide Komponenten bleiben aber geschmacklich mit drin. Eine runde Geschichte“, sagt Bellebaum.

Joshua Bellebaum hatte den Siegberg-Gin schon in der Siegener Bar „Jiggers“ verwendet.
Joshua Bellebaum hatte den Siegberg-Gin schon in der Siegener Bar „Jiggers“ verwendet. © Hendrik Schulz