Fellinghausen. In Fellinghausen bringt Dr. Sebastian Klein zukünftigen Jägern ihr Handwerkszeug bei. Zur Jagd hat er eine ganz persönliche Verbindung.
Immer mehr Menschen werden Jäger, weil sie wissen wollen, woher ihr Fleisch kommt. Andere suchen im harten Alltag einen Fluchtpunkt, bei dem sie sich räumlich und zeitlich zurückziehen können. Die Motive sind vielfältig. „Ich nehme an der Natur teil, beobachte, verstehe und kann aktiv etwas bewirken“, sagt Dr. Sebastian Klein über seine eigene Motivation. Mit der Gründung der Jagdschule Heestal in Fellinghausen hat er sich einen Traum erfüllt und bringt nun anderen Menschen das Handwerkszeug bei, das sie später als Jägerin oder Jäger brauchen.
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„Ich habe einen Jagdschein, seitdem ich 17 bin“, erzählt Sebastian Klein. Durch Familie und Freunde kennt er die Tätigkeit schon seit seiner Kindheit. Seit Corona begeisterten sich nun noch mehr Menschen als zuvor dafür: „Sie stellen fest, wie nichtssagend ihre eigene Existenz ist und suchen Erdung und Sinnstiftung.“ Seit 2021 betreibt der 33-Jährige nun die Jagdschule, baute dafür das Gebäude in der Heesstraße in Fellinghausen mit Hilfe seines Vaters um. Dort bietet er mittlerweile Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung an, je nach Wunsch zum Beispiel als dreiwöchiger Intensivkurs oder Wochenend-Kurs. „In NRW gibt’s nur eine Jägerausbildung pro Jahr“, erläutert er. Daher reist er mit seinen Kursteilnehmern oft nach Thüringen, wo häufiger Prüfungstermine angeboten werden. „Der Jagdschein gilt dann in ganz Deutschland.“
Sebastian Klein selbst hat Agrarwissenschaften studiert, arbeitete anschließend in der Forschung, bis er ausstieg: „Ich wollte kein Lobbyist für Massentierhaltung werden.“ Mittlerweile kümmert er sich nicht nur um die Jagdschule, sondern ist auch für ein 1000 Hektar großes Jagdrevier zuständig (zusammen mit weiteren Jägern). Die Hauptaufgabe eines Jägers sei, einen angepassten, gesunden Wildbestand zu erhalten, sodass sie den Landbesitzer-Ansprüchen gerecht werden. „Er versucht zu verstehen, was im Revier passiert“, erläutert er.
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Dabei geht es auch darum, zu sehen, wo man noch etwas verbessern kann. Ja, das Töten von Tieren gehört zum Jäger-Dasein dazu – aber es ist eben nicht alles. So kann er auch anstoßen, sogenannte Äsungsflächen zu schaffen, die neue Nahrungsgrundlagen und Rückzugsorte für Wild schaffen, erläutert Sebastian Klein. Man sei immer auch ein stückweit der Vermittler zwischen Parteien, wie zum Beispiel Landwirten und Waldbesitzern.
Jäger aus Kreuztal: Jagd kann Sichtweise auf Natur und Existenz verändern
Jagd sei etwas Ganzheitliches, man dürfe nicht immer nur Teile von Lebensräumen betrachten, betont der 33-Jährige. Die Tätigkeit verändere die Sichtweise auf die Natur, die eigene Existenz und das persönliche Konsumverhalten. Die Gesellschaft stelle es mittlerweile als „Errungenschaft“ dar, dass man die Verknüpfung zwischen Hackfleisch und Kuh nicht mehr herstellen müsse, meint Sebastian Klein: „Da macht der Burger bei McDonalds nichts aus.“
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Als Jäger wisse man, wie der Tod eines Tieres passiert ist und wo. Es dürfe einem generell nie egal sein, wenn man ein Tier töte. „In dem Moment des Schusses muss man dann aber nüchtern und kühl sein, sonst macht man Fehler.“ Wenn Rehwild getötet werden müsse, sei es am besten, „wenn es arglos aus dem Leben gerissen wird“.
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Als Jäger oder Jägerin gebe es auch immer wieder Situationen, wo man eben nicht schieße. „Ich kann auch eine schützende Hand über Wildtiere legen.“ Generell gibt Sebastian Klein meist wochenlang keinen Schuss ab, weil ihm nichts vor die Flinte läuft. Tausende Stunden ist er in der Dämmerung am Warten, legt bei der Suche nach Wild zig Kilometer zurück. „Die Jagd ist immer und überall. Ich gehe immer und nie jagen“, sagt er. Generell sei nur derjenige ein guter Jäger, „der alles liebt, was wächst und lebendig ist“.
Mehr Infos zur Jagdschule Heestal gibt’s auch im Internet unter www.jagdschule-heestal.de.
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