Siegen. „Wir müssen da jetzt durch“, sagt der Bürgermeister über die Kreisel-Großbaustelle. Auch wenn gemeckert werde, dass China alles schneller könne.
Die Großbaustelle Schleifmühlchen ist eine der größten und gravierendsten Verkehrsbaumaßnahmen der vergangenen und kommenden Jahre für Siegen. Ein jahrzehntealtes, knitterhagelkaputtes Provisorium wird zu einem ordentlichen Kreisverkehr ausgebaut – etwa zwei Jahre wird das dauern. Weil der Verkehrsknoten nach Kochs Ecke der zweitgrößte im Siegener Stadtgebiet ist, enormes Verkehrsaufkommen schultern muss, kam für die Planer eine komplette Vollsperrung nicht in Frage. Daher zieht sich die aufwendige Fertigstellung bis ins Jahr 2025. Voraussichtlich Mitte Mai beginnt die erste „richtige“ Bauphase, mit spürbaren Einschränkungen für den Verkehr. „Da müssen wir jetzt durch“, sagt der Bürgermeister.
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„Selten ist eine Großbaustelle in Siegen schon im Vorfeld so intensiv diskutiert worden“, sagt Bürgermeister Steffen Mues beim symbolischen Spatenstich, ohne den ganz besonders diese Maßnahme nicht offiziell losgehen kann. Aus dem Ei – der alte „Kreisel“ hat eine ovale Form – wird ein Kreis, die Verwaltung lässt aus diesem Anlass kreisrunde Donuts springen. Verkehrsinseln und Fahrbahnteiler wurden seit zwei Wochen zurückgebaut.
Großbaustelle an zentralem Verkehrsknotenpunkt in Siegen ersehnt und gefürchtet
Jahrelang hatte die Politik gerungen, nachdem vorher die Stadtverwaltung mit Fördergebern gerungen hatte – wie fast alle Bauvorhaben ist auch dieses mit der Zeit immer teurer geworden, ohne Fördermittel hätte Siegen den Kreisel-Ausbau nicht stemmen können. Die Kosten waren dann später ein politischer Streitpunkt, ebenso vermeintlich zu wenig neu gepflanzte Bäume und die nicht ausreichende Verbesserung des Verkehrsflusses aus Richtung Innenstadt, wo die Einfahrt in den Kreisel aus Platzgründen einspurig bleiben wird. Als alle Streitereien halbwegs beendet waren, fand sich keine Firma, die den Bau übernehmen wollte, es musste neu ausgeschrieben werden.
Die Baustelle wurde gleichermaßen ersehnt wie gefürchtet. Denn sie wird den ohnehin schon komplizierten Siegener Innenstadtverkehr zusätzlich belasten. Der gesamte Verkehr aus und in Richtung Osten – Kaan-Marienborn, Wilnsdorf – fließt über die B 54 durch dieses Nadelöhr zur Innenstadt. Für heutige Verkehrsbelastungen sind weder der Knotenpunkt noch die Frankfurter Straße ausgelegt, „bei weitem nicht“, betont Steffen Mues. Der Straßenbelag sei teils 40, gar 50 Jahre alt und „komplett hinüber“. Das Provisorium ist knitterhagelkaputt, die Sanierung ist dringend nötig, aber eben auch kompliziert, weil große Verkehrsströme umgeleitet werden müssen.
Kreisverkehr-Bau Schleifmühlchen in Siegen viel mehr als nur neue Fahrbahndecke
Die Baumaßnahme ist entsprechend hochkomplex (wir berichteten). Es gehe eben längst nicht nur um eine neue Fahrbahn für den Kreisverkehr, erläutert der Bürgermeister. Die ganze Verkehrsanlage, immerhin 5000 Quadratmeter Fläche, wird inklusive der Nebenflächen, Straßenentwässerung, Straßenbeleuchtung, sämtlichen Ver- und Entsorgungsleitungen stufenweise zurück- und neu wieder aufgebaut. Das Gelände steigt zum Lindenberg hin an, die Schräglage wird angeglichen, was auch dafür sorgen soll, dass der neue Kreisel besser einzusehen ist. Auch wenn während der Arbeiten garantiert wieder gemeckert werde, dass das in China aber schneller gehe: „In China werden auch 1000 Leute mal eben woanders hin verfrachtet, ohne sie zu fragen“, sagt Mues. „Das machen wir hier anders.“
8,5 Millionen Euro betragen die Kosten, 60 Prozent davon werden mit Fördermitteln bezuschusst, also gut 5 Millionen. 40 Meter Außendurchmesser und zwei Spuren sollen dem Verkehr mehr Platz bieten, um sich besser einzusortieren. Die vier Bushaltestellen werden modernisiert und überdacht, Überquerungen für Fußgänger barrierefrei ausgebaut, der Radverkehr im Kreuzungsbereich von den Auto-Fahrbahnen genommen und parallel zu den Fußwegen geführt.
Größte Einschränkung während der Bauzeit werde dabei die Sperrung des Knotenarms auf den Lindenberg (Frankfurter Straße/B 54) sein, sagt der Bürgermeister: Von dort kommend entsteht Richtung Kaan-Marienborn eine neue Fahrspur, der Bypass soll Wartezeiten verringern und den Verkehr beschleunigen, der sich dann nicht mehr in den Kreisel einfädeln muss. Das braucht Platz, der aktuell nicht da ist – also wird der neue Kreisel etwa 15 Meter Richtung Osten verlegt. Dazu wiederum muss der nördliche Gehweg über die Weiß verbreitert werden, wozu es wiederum eine neue Ufermauer braucht – die alte ist ebenfalls marode und kann die Konstruktion, die gewissermaßen über dem Fluss schwebt, nicht mehr tragen. Auf rund 100 Metern Länge wird die Mauer komplett erneuert, dazu müssen unter anderem Bohrpfähle – konform zum Wasserschutzrecht – bis zu zwölf Meter tief in den Untergrund gerammt werden. Während der Sperrung wird außerdem die Fahrbahndecke der Frankfurter Straße vom Schleifmühlchen bis zur Ortsgrenze komplett erneuert.
Lindenberg bleibt einzige Baustellen-Vollsperrung am Schleifmühlchen in Siegen
„Die gute Nachricht: Der Lindenberg ist die einzige Sperrung“, sagt Steffen Mues, „die komplette Großbaustelle erfolgt im laufenden Verkehr, es wird also keine weiteren Vollsperrungen geben!“ Die Verbindung Siegen – Kaan-Marienborn über Frankfurter (Richtung Innenstadt) und Marienborner Straße bleibe durchgängig befahrbar. Der überörtliche Verkehr werde auf allen wichtigen Einfallsrouten nach Siegen auf Baustelle und bestehende Staugefahr hingewiesen. Innerorts wird der Verkehr über Fludersbach und Wetzlarer Straße umgeleitet. Mit den VWS wurden Routen für die Busse erarbeitet, „sollte es hier verkehrliche Probleme geben, wird die Stadt Siegen kurzfristig reagieren“, betont der Bürgermeister.
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In zwei Jahren werde das Schleifmühlchen ein komplett neues Bild abgeben. Mues: „Modernisiert, sicher und zukunftsfähig!“ Nicht nur für Autos und Busse, sondern für alle, ob zu Fuß oder auf dem Rad. „Für sie wird sich die Verkehrssituation deutlich verbessern, und zwar mit Blick auf den Verkehrsfluss wie auch Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit.“ Der Verkehr werde flüssiger laufen, mit weniger Rückstau in Spitzenzeiten – aus allen Richtungen, bekräftigt der Verwaltungschef.