Siegen. Wenn Siegen eine Marke ist: Was macht sie aus? Die Stadt will’s genau wissen und fragt die, die es wissen müssen: Die Bürger. So macht man mit.

Die Siegenerinnen und Siegener sind gefragt: Was macht die Stadt attraktiv und lebenswert? Eine vierwöchige Online-Befragung ab Dienstag, 18. April, soll Antworten liefern, auf Grundlage derer sich Siegen überregional und langfristig als zugkräftige Marke präsentieren kann – dank des Wissens, der Einschätzungen und Erfahrungen der Menschen, die hier leben.

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Es geht weder um kosmetischen Schnickschnack noch um abstrakte Kopfgeburten, wie Bürgermeister Steffen Mues deutlich macht. „Es ist eine relativ einfache Sache: Wir haben einen Wettbewerb der Städte und Regionen um Bevölkerung. Da wollen wir nicht nur bestehen, sondern uns gut positionieren, damit die Leute wissen: Es lohnt sich, nach Siegen zu kommen“, sagt der Verwaltungschef. Vor allem im Hinblick auf den Fachkräftemangel sei es extrem wichtig, „die positiven Seiten unserer Stadt viel stärker nach vorne zu bringen und zu kommunizieren“. Um das tun zu können, muss man diese positiven Seiten aber erst einmal genau kennen.

Die Stadt möchte von den Bürgerinnen und Bürgern wissen, was Siegen als Marke ausmacht. Dazu startet eine vierwöchige Onlineumfrage. Federführend ist das Stadtmarketing (links Zentrenmanagerin Kerstin Wagner, rechts Geschäftsführerin Katja Teixeira). Bei der Vorstellung dabei: Bürgermeister Steffen Mues.
Die Stadt möchte von den Bürgerinnen und Bürgern wissen, was Siegen als Marke ausmacht. Dazu startet eine vierwöchige Onlineumfrage. Federführend ist das Stadtmarketing (links Zentrenmanagerin Kerstin Wagner, rechts Geschäftsführerin Katja Teixeira). Bei der Vorstellung dabei: Bürgermeister Steffen Mues. © WP | Florian Adam

Siegen: Die Verwaltung will wissen, was die Menschen an der Stadt besonders mögen

Zuständig für den Markenprozess ist das Stadtmarketing Siegen. Natürlich gibt es dort genau wie überall in den Rathäusern Vorstellungen darüber, worin Siegens Qualitäten liegen. Aber Vermutungen und „gefühlte Wahrheiten“ seien das Eine, valide ermittelte Fakten das Andere, unterstreicht Katja Teixeira, Geschäftsführerin des Stadtmarketings. Zur Beteiligung an der Umfrage sind nicht nur Siegenerinnen und Siegener als die Fachleute für das Leben vor Ort aufgerufen, sondern alle Menschen in der Region. Alteingesessene sind ebenso willkommen wie frisch Zugezogene, das Team hofft außerdem auf Antworten quer durch sämtliche Altersgruppen. „Jeder und jede Einzelne, die mitmachen, tragen dazu bei, das Wissen darüber zu erhöhen, was Siegen im Positiven ausmacht“, sagt Katja Teixeira.

Wichtige Gruppe

Sehr wichtig für Siegens Image sei der Eindruck, den Studierende von der Stadt bekommen, sagt Bürgermeister Steffen Mues.

Wenn 17.000 Studierende positiv über unsere Stadt sprechen, ist schon viel gewonnen.“ In der Vergangenheit sei das häufig nicht der Fall gewesen. Inzwischen hat sich aber baulich und atmosphärisch sehr viel in der Stadt zum Positiven verändert.

Die Ergebnisse sollen anschließend nicht nur dem Stadtmarketing als Basis für seine Arbeit dienen, sondern der gesamten Verwaltung. Bei ausreichend hoher Beteiligung würde nämlich sichtbar, wo Siegens Bevölkerung die Vorzüge und Schwerpunkte der Stadt sieht. Das kann, wie Katja Teixeira erläutert, beispielsweise auch für die Planung von Kulturveranstaltungen oder für die Stadtgestaltung wichtige Hinweise geben. Dass es in dem Prozess ausdrücklich nur um Stärken und positive Punkte geht, liegt dabei nicht daran, dass die Verwaltung vor negativen Aspekten die Augen verschließe, wie der Bürgermeister erläutert. „Aber niemand macht Werbung mit den Sachen, die nicht gut laufen.“ Dieser Grundsatz, der für kommerzielle Produkte gilt, trifft auch bei Städten zu.

Siegen hat viele schöne Ecken auch jenseits der stark frequentierten Hot Spots – etwa wie hier hinter der Marienkirche am Eingang zur Altstadt.
Siegen hat viele schöne Ecken auch jenseits der stark frequentierten Hot Spots – etwa wie hier hinter der Marienkirche am Eingang zur Altstadt. © WP | Florian Adam

Siegen als Marke: Hamburger Fachleute unterstützen beim Weg zum besseren Image

Der Onlinebogen besteht aus einer Reihe geschlossener Fragen, zu denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Einschätzungen abgeben sollen. Erarbeitet hat diesen Katalog die Brandmeyer Markenberatung aus Hamburg. Das Unternehmen unterstützt nach eigenen Angaben seit rund 20 Jahren Städte und Regionen im Markenprozess. Den Fragebogen hat das Team nach Gesprächen mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren der Stadtgemeinschaft – aus Politik, Kultur, Wirtschaft, dem Sozialbereich – und Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt. Dabei galt es, Grundtendenzen herauszufinden, die nun im großen Rahmen präzisiert werden sollen. „Wir kommen nicht und legen die Hand auf“, sagt Brandmeyer-Geschäftsführer Peter Pirck – ein fertiges Rezept, das allerorts passt, hat er nicht in der Tasche. „Wir stellen Fragen.“

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Es gehe um weit mehr als darum, einen neuen Slogan oder ein Logo zu kreieren, hebt der Experte hervor. Beides könne zwar im Laufe des Projekts passieren, aber das sei kein primäres Ziel. „Städte sind unglaublich komplex“, begründet Peter Pirck die Zurückhaltung an dieser Stelle. Eine Stadt über ein einziges Schlagwort zu charakterisieren, berge die Gefahr von Verflachung und Austauschbarkeit, weil auch zig andere Städte den gewählten Begriff für sich reklamieren könnten. Stattdessen soll auf lange Sicht über verschiedene Kanäle und immer wieder eine Kommunikation laufen, die das Image der Stadt im Hinblick auf unterschiedliche Zielgruppen herausarbeitet. Mit welchen konkreten Botschaften und Maßnahmen das geschehen soll, ist allerdings noch offen, weil es von den Resultaten der Befragung abhängt. „Wir befinden uns in der Analysephase“, erklärt Katja Teixeira. „Aus den Ergebnissen entwickeln wir eine Strategie, und daraus die Maßnahmen.“ Eine Stadt zur Marke zu machen, sei „kein Spurt, sondern ein Marathon“, merkt Peter Pirck an.

Die Nikolaikirche trägt mit dem Krönchen Siegens Wahrzeichen auf der Turmspitze. Bei der Bürgerbefragung zur Markenbildung will die Stadt erfahren, was die Menschen sonst noch im Positiven mit Siegen verbinden.
Die Nikolaikirche trägt mit dem Krönchen Siegens Wahrzeichen auf der Turmspitze. Bei der Bürgerbefragung zur Markenbildung will die Stadt erfahren, was die Menschen sonst noch im Positiven mit Siegen verbinden. © WP | Florian Adam (Archiv)

Siegen hat sich positiv verändert – aber nicht in allen Köpfen kommt das bisher an

Neu ist das Konzept „Stadt als Marke“ übrigens nicht. Menschen haben mit Städten seit jeher Vorstellungen, Bilder und Gefühle verbunden, auch wenn der Begriff „Marke“ dafür erst im 20. Jahrhundert angewendet wurde. „Man sollte das aber nicht sich selbst überlassen“, sagt der Hamburger Fachmann. Marken können schließlich auch ein uncharmantes Image haben. Gerade Siegen kann davon angesichts der vielen vor allem in den 1980er und 1990er Jahren (teilweise auch sicher nicht ganz zu unrecht) geäußerten Negativmeinungen ein Lied singen. Mittlerweile jedoch hat sich eine Menge verändert. In den vielen Gesprächen, die das Brandmeyer-Team geführt habe, „herrschte Einigkeit, dass sich in Siegen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sehr viel getan hat. Aber in den Köpfen ist das noch nicht so sehr angekommen. Wir müssen das ins Bewusstsein bringen.“

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Das Ausfüllen des Online-Fragebogens nehme etwas 15 bis 20 Minuten in Anspruch, sagt Peter Pirck. „Das ist eine Menge Zeit“, räumt er ein. „Wir hoffen dennoch auf große Resonanz. Denn wenn es gelingt, Siegens Stärken herauszuarbeiten und seine Anziehungskraft zu erhöhen, profitiert die ganze Stadt davon.“ Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse ist für Herbst geplant, merkt Katja Teixeira an.

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Den Link zum Fragebogen gibt es ab Dienstag, 18. April, auf visitsiegen.de. Menschen, die keinen Internetzugang haben oder die Fragen nicht online beantworten mögen, können dafür einen Termin beim Stadtmarketing Siegen unter 0271/404-4000 vereinbaren. Auch in dieser Variante bleiben alle Daten anonym.

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