Siegen. Im Café Königskind in Siegen sind kleine Kinder nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich willkommen. Absoluter Clou: das Bällebad im Fenster.

Nicht viele Cafés haben ein Bällebad im Schaufenster. Strenggenommen haben viele Cafés nicht einmal ein Schaufenster. Doch im Café Königskind in der Marburger Straße ist manches anders. Seit fast vier Jahren richtet es sich nämlich ausdrücklich an Familien mit kleinen Kindern – und kommt damit so gut an, dass das Team gerne die Öffnungszeiten ausbauen würde.

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Geöffnet ist es für einen Gastrobetrieb eher selten: donnerstags und freitags von 10 bis 16, samstags von 10 bis 13 Uhr. Das liegt aber keineswegs an mangelnder Nachfrage, wie Leiterin Mareike Siebeneich betont, sondern an der Konstruktion. Die Theologin ist, mit einer halben Stelle, die einzige Festangestellte im Königskind, alle anderen arbeiten ehrenamtlich mit. Träger ist der Verein „Entschieden für Christus“ (EC), eine Gemeindebewegung innerhalb der Evangelischen Landeskirche von Westfalen. Und die Gemeinschaft wollte kein kommerzielles Angebot an den Start bringen, sondern Menschen mit kleinen Kindern ein Café bieten, in dem diese nicht nur geduldet, sondern explizit willkommen sind.

Das Café Königskind in der Siegener Oberstadt möchte seit rund vier Jahren insbesondere Menschen mit kleinen Kindern ein Angebot machen. Erwachsene Gäste können hier entspannt ihren Kaffee trinken, während der Nachwuchs in kindersicherer Umgebung mit Gleichaltrigen spielen kann - ohne, dass sich irgendjemand am Geräuschpegel stört.
Das Café Königskind in der Siegener Oberstadt möchte seit rund vier Jahren insbesondere Menschen mit kleinen Kindern ein Angebot machen. Erwachsene Gäste können hier entspannt ihren Kaffee trinken, während der Nachwuchs in kindersicherer Umgebung mit Gleichaltrigen spielen kann - ohne, dass sich irgendjemand am Geräuschpegel stört. © WP | Florian Adam

Café Königskind in Siegens Oberstadt: Hier sind Eltern und Kinder herzlich willkommen

„Die Resonanz ist überragend“, sagt Mareike Siebeneich, die seit Beginn dabei ist. „Wir bekommen viel Feedback von Eltern – ,So ein Ort hat Siegen gefehlt’ oder ,Gut, dass es Euch gibt’.“ Auch viele Großeltern seien angetan und wünschten, solche Lokalitäten hätte es früher schon gegeben. Der Fokus liegt auf Kindern von 0 bis 3 Jahren. Eltern – oder natürlich auch andere Bezugsperson – die mit Nachwuchs in diesem Alter unterwegs sind, stoßen in gewöhnlichen Cafés oft auf ein Bündel von Problemen: Für Kinderwagen ist nicht genügend Platz, den Kleinen wird schnell langweilig, an jeder Ecke könnte etwas zu Bruch gehen und andere Gäste fühlen sich mitunter gestört, wenn es einmal lauter wird.

Direktes Feedback

Auf der Speise- und Getränkekarte stehen im Café Königskind außer diversen Kaffee-Varianten und Kaltgetränken auch Flammkuchen – herzhaft oder süß. Es gibt außerdem unter anderem Laugenbrezel mit Butter, Bagels, Cookies sowie Obstsnacks im Glas.

Mareike Siebeneich ist als Theologin bei der EC-Gemeinschaft eingestellt und predigt dort auch einmal im Monat. Die Idee, mal in einem Café zu arbeiten, habe sie schon während des Studiums gehabt. Die Übernahme der Königskind-Leitung lag damit nicht fern. „Für mich muss es aber schon konkret dieses Café sein, wo ich arbeiten möchte. Ich kriege hier direktes Feedback und weiß so, dass meine Arbeit etwas bewirkt.“

Im Königskind ist mit nichts dergleichen zu rechnen. Vor der Tür gibt es „Parkplätze“ für Kinderwagen und im Inneren jede Menge Platz, wenn man sie lieber mit hinein nehmen möchte. Die Räume sind großzügig geschnitten und hell gestaltet, es gibt Tische für die Erwachsenen und für Kinder einen ausgedehnten Spielbereich mit einem Klettergerüst und einer kleinen Kletterwand, Schaukelpferd, Kuschelecke, Spielzeug. Und es gibt eben das Bällebad in der Glasfront (Mareike Siebeneich: „Der absolute Renner.“).

Das Café Königskind in der Marburger Straße in Siegen hat ein Bällebad im Schaufenster: „Der absolute Renner“, sagt die Leiterin.
Das Café Königskind in der Marburger Straße in Siegen hat ein Bällebad im Schaufenster: „Der absolute Renner“, sagt die Leiterin. © WP | Florian Adam

Siegen: Im Café Königskind können die Kinder spielen und die Eltern entspannen

Vor allem aber sind die anderen erwachsenen Gäste meist selbst Eltern. „Hier muss sich niemand Sorgen machen, wenn das Kind mal schreit oder lauter tobt“, sagt die 28-Jährige. Weil alles kindersicher sei, müssten die Besucherinnen und Besucher zudem nicht permanent im Auge behalten, wo Sohn oder Tochter gerade unterwegs sind. „O-Ton einer Mutter: Hier sei das erste Café, wo sie sich zurücklehnen und entspannt ihren Kaffee trinken könne“, berichtet Mareike Siebeneich. Während die Kinder sich im Spiel mit anderen auch prima einmal eine Weile alleine beschäftigen können, können Mama oder Papa auf Wunsch schnell mit anderen Eltern ins Gespräch kommen. Dieser Begegnungsaspekt ist ausdrücklich Teil des Konzepts.

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„Wir sind oft überfüllt“, betont Mareike Siebeneich. Manchmal müssten Gäste auf Plätze warten. Die wenigsten seien Mitglieder der EC-Gemeinschaft. Das Königskind steht unabhängig von Konfession, religiöser Überzeugung oder persönlichem Hintergrund allen Gästen offen. Manchmal kämen auch Leute ohne Kinder.

Wer im Café Königskind nach dem Toben und Spielen ein wenig ausruhen mag, kann sich in die Kuschelecke zurückziehen.
Wer im Café Königskind nach dem Toben und Spielen ein wenig ausruhen mag, kann sich in die Kuschelecke zurückziehen. © WP | Florian Adam

Café Königskind Siegen: Auch jenseits der regulären Öffnungszeiten ist oft was los

Die Corona-Zeit habe das Café – wie die gesamte Gastro-Branche – hart getroffen, da habe die Anbindung an den Trägerverein geholfen, weil dieser Spenden entgegennehmen durfte, erläutert die Leiterin. Im Normalbetrieb laufe die Hauptfinanzierung über die Einnahmen, auch über die aus Vermietung. Montags zum Beispiel wird in den Räumen Familiencoaching angeboten, dienstags ein Projekt, das Mütter auf dem Weg in den Beruf unterstützen soll. Alle zwei Wochen mittwochs gibt es einen Kidsclub, an jedem ersten Sonntag im Monat trifft sich hier die Gruppe „Königskind 21“ für Kinder mit Down Syndrom, ihre Familien und Freunde. Gäste des Cafés können es außerdem samstags für Geburtstage mieten. Letzteres „wird sehr gut genutzt“, merkt Mareike Siebeneich an.

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Den Cafébesuch donnerstags, freitags oder samstags würden sich viele Gäste gezielt vornehmen. Für manche sei das ein gesetzter Termin in der Woche. Mit zehn Ehrenamtlichen für den Thekenbereich, drei weiteren für das Programm, das die EC-Gemeinschaft selbst mit Workshops und Seminaren gestaltet und noch einmal vier Leuten für Königskind 21 sei das Team stark aufgestellt. „Wir hoffen aber, dass wir mit einem noch größeren Stamm an Ehrenamtlichen die Öffnungszeiten erweitern können“, sagt die Leiterin. Verstärkung ist also ausdrücklich willkommen.

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Das Café Königskind ist in der Marburger Straße 21 in der Oberstadt, 0271/67 34 23 45, info@cafe-koenigskind.de. Weitere Infos gibt es auf cafe-koenigskind.de. Über all diese Kanäle können sich auch Leute melden, die gerne ehrenamtlich mitarbeiten möchten.

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