Siegen. Siegen soll in vielerlei Hinsicht attraktiver werden. Die Stadtmarketing GmbH erhält dafür zusätzliche Mittel von ihrer Vorgängerorganisation.
Irgendwann wird die Pandemie vorüber sein, sagt Uwe Kraatz. Dann sollen die fast 55.000 Euro, die er am Montag übergibt, für die Stadtmarketing Siegen GmbH wie „ein Booster“ wirken – immerhin stehe diese „vor gewaltigen Herausforderungen“. Das Geld ist das Restvermögen des Vereins „Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen“ (GSS), der sich zum 31. Dezember 2021 aufgelöst hat.
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„Wir brauchen ein gut funktionierendes Stadtmarketing“, betont Uwe Kraatz, bis zuletzt verantwortlicher Vorsitzender der GSS. Für die Zeit nach der Pandemie „muss es Konzepte für die Innenstadt und die Stadtteilzentren geben“. Eine große Mehrheit der GSS-Mitglieder habe dafür gestimmt, die restlichen Vereinsmittel – exakt 54.840,81 Euro – der Nachfolgeorganisation zur Verfügung zu stellen. Die hat vor ziemlich genau zwei Jahren die Aufgabe übernommen, Siegen als Ausflugsziel, Reisedestination und Wohnort nach vorne zu bringen – auch auf Initiative der GSS, die angesichts ihrer begrenzten Ressourcen nach rund 25 Jahren selbst den Wechsel zur neuen Struktur und Organisationsform initiierte.
„Siegen. Wissen verbindet“: Projekt „Uni in die Stadt“ eröffnet viele Chancen
Selbstläufer sind vor allem die kleineren Großstädte schon lange nicht mehr. Während Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Köln sich noch auf ihre Anziehungskraft verlassen können (aber ebenfalls hohen Marketing- und Imagepflegeaufwand betreiben), ist in der Fläche angesichts des demografischen Wandels längst der Konkurrenzkampf um Fachkräfte, (junge) Familien und stabile Einwohnerzahlen eröffnet. „Wir müssen Besonderes schaffen. Für Standard kommt niemand her“, sagt Detlef Rujanski, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtmarketing GmbH. Das Geld der GSS sei da sehr willkommen. „Siegen muss zur Marke werden, um im Konzert der Städte bestehen zu können.“ Früher sei vor allem der Einzelhandel Anziehungsfaktor gewesen. „Aber heute möchten Menschen auch in eine Stadt kommen und sagen: ,Hier ist es schön, hier halte ich mich gerne auf’.“
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Was das angeht, „sind wir in Siegen auf einem guten Weg“, sagt Uwe Kraatz. Die Neuen Ufer und das Großvorhaben „Wissen verbindet“, innerhalb dessen zwei weitere Fakultäten der Universität in die Innenstadt ziehen, seien Beispiele für Maßnahmen, die die Attraktivität der Innenstadt deutlich voranbringen, und „solche Großprojekte bedürfen intensiver Begleitung durch Stadtmarketing“. Veränderungen zum Positiven bewirken schließlich wenig, wenn niemand sie mitbekommt. Die Freilegung der Sieg und damit die Beseitigung der Bausünde Siegplatte liege mittlerweile aber schon wieder einige Jahre zurück, wie Bürgermeister Steffen Mues anmerkt; und auf Lorbeeren ausruhen sei nicht das Gebot der Stunde. „Es ist ein laufender Prozess, diese Stadt attraktiv zu halten“, betont er – und verweist neben dem Uni-Umzug auch auf die Erweiterung des Schlossparks oder den Bürgerpark Herrengarten, der bis spätestens Ende 2023 am (neuen) Siegufer als schmucke Grünanlage fertig sein soll.
Siegen: Einzelhandel, Stadtbild und Freizeitangebot brauchen Alleinstellungsmerkmale
Wesentliche Einflussgröße der Entwicklung ist die wachsende Bedeutung des Onlinehandels, der den Kundenstrom im stationären Einzelhandel abebben lässt – ein Prozess, der wiederum durch die Pandemie massiv beschleunigt wurde und wird. Die klassische Funktion der Innenstädte und Stadtteilzentren als Einkaufsorte, auf die die Menschen angewiesen sind, bröckelt zunehmend. Mit zwei wesentlichen Konsequenzen:
„Wir müssen im hochwertigeren Bereich mehr machen“, sagt Uwe Kraatz, als Geschäftsführer der Schulze-Gruppe mit Hauptsitz in Bürbach, intensiv mit der Einzelhandelsthematik vertraut. An sich, so Uwe Kraatz, sei der Handel in Siegen gut aufgestellt. Die Notwendigkeit, Geschäfte mit individuellen Sortimenten am Standort zu haben, hat sich aber längst als wichtiger Aspekt für die Zugkraft von Zentren erwiesen. Niemand fährt zum Einkaufsbummel irgendwohin, wo es nur das gibt, was sich auch in jeder x-beliebigen anderen Stadt finden lässt.
Unabhängig von der Einzelhandelslandschaft braucht es „Besonderheiten“, unterstreicht Detlef Rujanski. „Alleinstellungsmerkmale“ machten eine Stadt anziehend. Auch er nennt die Neuen Ufer und den Schlosspark, aber auch das Museum für Gegenwartskunst und die Erweiterung des Siegerlandmuseums in den Bunkern an der Burgstraße. Letztere soll dank Ausschöpfung digitaler Möglichkeiten neuen Zugänge zur Geschichte eröffnen, steht aber inzwischen aus finanziellen Erwägungen auf der Kippe. „Man darf das nicht nur fiskalisch sehen. Man muss die Gesamtsituation betrachten“, sagt Detlef Rujanski – denn es seien attraktive und einmalige Angebote, derentwegen Leute in eine Stadt kämen. Politik müsse deshalb solche Einrichtungen schaffen.
Stadtmarketing Siegen: Neue Stelle für Zentrenmanagement wird bald besetzt
Die fast 55.000 Euro ihrer Vorgänger-Organisation wird die Stadtmarketing Siegen GmbH auf verschiedene Projekttöpfe verteilen, wie Geschäftsführerin Katja Teixeira erläutert. Einer davon wird für die Arbeit des zukünftigen Zentrenmanagers beziehungsweise der Zentrenmanagerin bereitstehen. Der Rat hatte der Einrichtung dieser Stelle zugestimmt, die Bewerbungen liegen vor. Katja Teixeira hofft, dass bis März die Besetzung erfolgt. Aufgabe dieses neuen Teammitglieds wird es sein, dezidiert die Zentren in Bezug auf Einzelhandel und sonstige Attraktivität zu stärken. Dabei sind die GSS-Mittel ausdrücklich nicht für die Personalkosten vorgesehen – die kommen aus dem Budget der GmbH. Das zusätzliche Geld soll helfen, Projekte und Veranstaltungen zu realisieren.
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Ein Veranstaltungsformat ist dabei schon fest im Blick, wie Katja Teixeira erzählt: Die „Lichtertour“, bei der 2021 prominente Orte in Siegen durch Illumination in Szene gesetzt worden seien, sei so gut angekommen, dass eine Reihe daraus werden soll, die sich jährlich wechselnd auf einen Stadtteil konzentriert. Starten soll sie in Geisweid. Dabei geht es nicht nur um Lichtkunst, es wird auch jeweils Begleitprogramm mit Akteuren vor Ort geben.
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