Weidenau. Einer ist grade kaputt, aber am Bahnhof Weidenau gibt’s jetzt Aufzüge, die Fahrgäste selber bedienen können. Klingt banal, ist aber kompliziert…

Ein jahrzehntelanger Missstand ist (fast) behoben: Am Weidenauer Bahnhof gibt es jetzt zwei Aufzüge, die Fahrgäste ohne die Hilfe von DB-Personal selbstständig bedienen können, um aufs Gleis zu gelangen. Wenn sie denn beide funktionieren...

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Die Deutsche Bahn im April 2023 nach gut einjähriger Bauzeit die beiden Aufzüge in Betrieb genommen – fristgerecht, wenn man so will: Nachdem jahrelang um eine Lösung gerungen worden war, wurde 2019 der Termin 2023 verkündet. Nach rund einer Woche Betrieb kam es allerdings zu einer Störung, der Lift zum Bahnsteig befindet sich aktuell in „Grundstellung“, hängt gewissermaßen zwischen Unterführung und Bahnsteig fest. Laut eines Bahnsprechers könnte es sich um eine Kinderkrankheit an der neuen Anlage handeln: Das Notrufsystem muss ausgetauscht werden. Ohne das entsprechende Sicherheitsmodul ist ein Aufzug nicht funktionsfähig. Das Bauteil soll so schnell wie möglich ausgetauscht werden, damit der Aufzug funktioniert.

Mit Rollstuhl, Kinderwagen oder viel Gepäck wurde es schwierig am Bahnhof Weidenau

Seit Jahrzehnten beschäftigt das Thema Fahrgäste, Politik und Öffentlichkeit. 2001/2002 war die Anlage eingebaut worden, als es noch ein Reisezentrum der Bahn gab, das für die Bedienung des Aufzugs vorgesehen war. Eigenes Personal gab es ein paar Jahre später aber nicht mehr. Ohne erheblichen Aufwand war es fortan kaum noch möglich, spontan ab Weidenau mit dem Zug zu fahren – jedenfalls nicht mit Rollstuhl, Kinderwagen, Rollator oder einfach nur schwerem Gepäck. Es gab zwar funktionierende Aufzüge, einen hinunter in die Unterführung und einen wieder hinauf zum Bahnsteig. Aber um damit zu fahren, brauchte es einen Schlüssel. Der lag weiterhin bei der DB – aber in Siegen. Wer den Lift benutzen wollte, musste das einen Tag vorher anmelden, damit am vereinbarten Tag jemand den Aufzug in Bewegung setzt.

Der Aufzug im Bahnhof Weidenau stand seit langen Jahren in der Kritik: Nur mit einem speziellen Schlüssel konnte er bedient werden. (Archiv)
Der Aufzug im Bahnhof Weidenau stand seit langen Jahren in der Kritik: Nur mit einem speziellen Schlüssel konnte er bedient werden. (Archiv) © Unbekannt | Florian Adam

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Jahrelang blieb das so. Nicht nur Abfahrten waren für viele Menschen problematisch – wer das System nicht kannte und in Weidenau ausstieg, saß im Zweifel erstmal fest. Senioren- und Behindertenbeirat beklagten die diskriminierende Situation, die Kommunalpolitik griff das Thema auf, erhöhte den Druck. Die Bahn selbst hatte barrierefreie Bahnhöfe als Ziel ausgegeben. Blieb die Frage nach dem Geld.

Zentrale Frage: Wer bezahlt den Aufzug-Neubau am Bahnhof Weidenau?

Wie so oft im Nahverkehr ging es auch um Zuständigkeiten: Stadt, Kreis, ZWS, Land, NWL, Bund, DB? Sie alle sind irgendwie betroffen, ein erster Vorschlag zur Finanzierung wurde 2017 unterbreitet. Was zunächst nicht klappte. Anfang 2018 kam dann zumindest eine Zwischenlösung, dass das Schlüssel-Personal nicht mehr aus Siegen angefordert werden musste: Der Agenturbetreiber der Fahrkartenausgabe sprang ein. Blieb die Frage nach dem Neubau – denn barrierefrei war das so immer noch nicht. Ende 2018 stand dann die Finanzierung, es folgten die vorgeschriebenen langwierigen Prozesse zu Entwurfs- und Genehmigungsplanung, schließlich Baurecht, Ausschreibung und Vergabe.

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Im Februar 2022 begannen schließlich die Arbeiten, teilt nun ein Bahn-Sprecher mit. Die alte Aufzug-Anlage wurde herausgerissen und zurückgebaut, die neue installiert. Nach gut einem Jahr ist das erledigt, 2,7 Millionen Euro hat das gekostet, finanziert vom Bund und von der DB. Was noch fehlt ist die Anpassung des Blindenleitsystems, das an die neuen Aufzüge herangeführt werden muss. Bis Herbst soll das fertiggestellt werden. Damit wird der Bahnhof Weidenau „vollständig barrierefrei“, so der Sprecher – nach 22 Jahren.