Weidenau. . Langsam bewegt sich etwas: Bis die Finanzierung für den Neubau geklärt ist, soll am Bahnhof Weidenau kurzfristig Abhilfe geschaffen werden.
Eine kurzfristige Lösung soll her, damit der Aufzug im Weidenauer Bahnhof wenigstens einigermaßen zeitnah Menschen zur Verfügung steht, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dafür hat sich die Verbandsversammlung des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) ausgesprochen.
So funktioniert die Anlage (nicht) Aus Platzgründen wurde 2001/02 ein Aufzug gebaut, der nur mit Bedienpersonal genutzt werden kann. „Die Alternative wäre ein Treppenlift gewesen“, so ZWS-Geschäftsführer Günter Padt. Seinerzeit wurden Fahrkarten noch im DB-Verkauf vertrieben, dann allerdings schloss die Bahn die Filiale, wandelte die Fahrkartenausgabe im Bahnhof in einen Agentur-Verkauf um, die Öffnungszeiten wurden reduziert – mit dem Ergebnis, dass das Bedienpersonal nicht mehr zur Verfügung stand. Also wurden die Nutzungszeiten eingeschränkt. Derzeit muss die Benutzung des Aufzugs 24 Stunden vorher telefonisch angemeldet werden, damit sich ein Bahn-Mitarbeiter von Siegener Hauptbahnhof aus auf den Weg macht. „Nicht kundengerecht“, formuliert es Padt zurückhaltend. „Das geht gar nicht“, so Michael Sittler (SPD).
So ist der Stand
Gut zwei Millionen Euro kostet ein neuer Aufzug – inklusive Anpassungen am Bahnsteig, die in diesem Zuge nötig werden. Wieviel der Neubau für sich genommen kosten würde, soll zur nächsten Verbandsversammlung nach der Sommerpause feststehen. Sämtliche Versuche des ZWS, die Maßnahmen in verschiedene Ausbauprogramme zu integrieren, scheiterten.
Der NWL hat jetzt zwar grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, die Kosten zu 90 Prozent zu übernehmen, für 2019 soll der entsprechende Antrag gestellt werden. Bleibt ein Rest von etwa 320 000 Euro (inklusive Rückzahlung bereits geflossener Fördermittel). Die könnten vom ZWS kommen, wenn die bereits verplanten Mittel umgeschichtet würden, also bereits nicht für genehmigte Investitionen verwendet werden. Das wird noch geprüft.
Bereits gezahlte Fördermittel nicht zurückerstatten zu müssen, gehe wohl kaum, so Verbandsvorsteher Landrat Andreas Müller auf eine Anregung Anke Hoppe-Hoffmanns (Grüne): Auch wenn das im Sinne des Fördermittelgebers wäre, handele es sich um eine Doppelförderung – für ein und denselben Zweck, nämlich die Herstellung von Barrierefreiheit an ein und demselben Ort.
So geht es weiter
Kurzfristig soll mit der zuständigen Bahntochter DB Station & Services eine Lösung gefunden werden, dass wenigstens die langen Anmeldezeiten entfallen und weniger mobile Fahrgäste einigermaßen spontan Bahn fahren können. Dazu wurde ein Vertriebspartner beauftragt, in den kommenden Monaten eine Ansprech-Struktur aufzubauen, so Müller. Geklärt werden soll dabei auch, welchen Nutzern die Vertriebsmitarbeiter helfen: Betrifft die Regelung nur Menschen mit Behinderungen – oder auch Senioren, die Probleme haben, mit schweren Koffern den Bahnsteig zu erreichen oder Müttern mit Kinderwagen? „Das ist die einzige Lösung“, so Michael Sittler, „ein Anruf, jemand kommt, hilft die Treppe rauf und gut.“
Langfristig führt, so Müller, wohl kein Weg am Neubau der Anlage vorbei, sie barrierefrei umzubauen, sei aus Platzgründen nicht möglich. Für den Neubau muss zunächst die Finanzierung stehen – Bahn und Stadt Siegen verweigern eine Mitfinanzierung. Außerdem muss Eigentümer DB Station & Services dem Umbau des Bahnhofs grundsätzlich zustimmen. Für den Neubau müsste – wiederum aus Platzgründen – eine Treppe geschlossen und dabei der Fluchtwegeplan eingehalten werden.
„Da entzieht sich ein Konzern seiner Verantwortung“, so André Jung (CDU) – gerade vor dem Hintergrund, dass die Bahn sich auf die Fahnen schreibe, kundenorientiert zu sein. Immerhin: Nach Jahren des Stillstands komme endlich Bewegung in die Sache. Wenigstens ein bisschen.
>>>>INFO: Pünktlichkeitswerte steigen
Die Pünktlichkeit auf den Linien im ZWS-Gebiet (Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe) hat sich verbessert. Für den Zeitraum Januar bis April meldete Markus Stirnberg, stellvertretender ZWS-Geschäftsführer positive Entwicklungen auf fast allen Linien.
Das „Sorgenkind“ des ZWS, die Rothaarbahn der Hessischen Landesbahn (HLB) zwischen Betzdorf und Bad Berleburg, hat sich stabilisiert: Knapp 84 Prozent der Züge auf dieser Linie kommen pünktlich.
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