Hilchenbach/Köln. Als „Kathi“ begeistert Katharina Husnik Menschen bei Instagram und YouTube. Wie alles anfing, wie sie arbeitet und wie sie mit Druck umgeht.

Als Katharina Husnik begann, Videos für YouTube zu produzieren, war die Plattform noch ziemlich neu. Als Schülerin am Gymnasium Stift Keppel in Allenbach hielt sie ihr Hobby daher lieber geheim. „Nur meine engsten Freunde wussten davon“, erzählt sie. Doch dann sei „die Bombe geplatzt“: „Das war super unangenehm. Ein Lehrer hat vor der Klasse erzählt, dass ich das mache, und wir haben uns dann gemeinsam ein Gesangsvideo angeschaut“, erzählt Katharina („Kathi“) Husnik lachend. Mittlerweile liegen ihre Teenager-Zeiten längst hinter ihr. YouTube ist sie trotzdem weiter treu geblieben: Die 30-Jährige arbeitet hauptberuflich als Influencerin – allein auf der Videoplattform folgen ihr rund 824.000 Abonnenten.

Influencerin „Kathi“ erzählt, was ihr erster YouTube-Hit war

„Am meisten stolz bin ich darauf, dass ich immer weiter durchgezogen habe“, betont Katharina Husnik. Mit den YouTube-Videos fing alles an: Als 14-Jährige war sie ein großer Fan des Eurovision Song Contests (ESC), zudem singt sie für ihr Leben gern. Sie coverte Lieder und lud die Videos davon ins Netz hoch. Irgendwann nahm sie sich einen ESC-Song aus Israel auf Hebräisch vor. Natürlich beherrscht sie die Sprache nicht, also lernte sie den Gesang durch das Hören des Liedes und nahm ihre Coverversion schließlich auf. „Das ging dann ziemlich viral“, erzählt Katharina Husnik. „20.000 Aufrufe hatte das Video – das war für damalige Verhältnisse schon ziemlich krass.“

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Katharina Husnik ("Kathi") verdient ihr Geld unter anderem mit ihren Videos auf YouTube. © Johanna Peters | Johanna Peters

Vor allem in Israel kam die Deutsche, die Hebräisch singt, ziemlich gut an. „Ich war in Israel sogar im Fernsehen zu sehen“, erinnert sich die gebürtige Siegerländerin. Doch irgendwann änderte YouTube die Bedingungen: „Man konnte keine Musik mehr hochladen, die einem nicht selbst gehört“, erläutert Katharina Husnik. Ganz aufhören wollte sie mit der Videoproduktion trotzdem nicht – „es hat mir einfach zu viel Spaß gemacht“. Sie gründete einen neuen YouTube-Kanal („thebeauty2go“) und machte ihr Abitur. „Dann bin ich fürs Studium nach Wuppertal gezogen, konnte richtig loslegen und regelmäßig Videos hochladen.“ Dort kannte auch nicht mehr jeder jeden.

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Als Katharina Husnik schließlich kurz vor ihrem Bachelorabschluss im Lehramtsstudium stand, „ging der Kanal richtig steil“. Und sie fragte sich, ob sie wirklich Lehrerin werden kann, wenn sie im Netz Beauty-Tipps gibt („Nehmen mich die Kinder dann ernst?“). Es sei noch eine andere Zeit gewesen, heute sei das durchaus kein Ausschlusskriterium mehr, betont sie. Statt eines Lehramtsstudiums schloss sie ein Medienwirtschaft-Studium ab. Eine gute Basis für ihre Tätigkeit als Content-Creator.

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Für YouTube produziert sie regelmäßig Vlog-Beiträge (einen Video-Blog), in denen sie Schönheits-, Fashion- und Outfittipps gibt und ihren Alltag zeigt. „So kann ich vielen Leuten im Alltag helfen.“ Zum Beispiel, wenn sie erläutert, wie man optimal eine Schublade einräumt oder den Fußboden wischt, erzählt sie. Für Instagram dreht sie kürzere Videos (Reels und Storys), schießt Fotos und postet sie. Außerdem moderiert sie mit ihrem Freund Philipp ihren eigenen Podcast („Synapsensalat“) und hat eine eigene Gesichtspflegemarke entwickelt. Ab und an dreht sie auch eigene Musikvideos. Generell beschreibt sie sich lieber als Content-Creator statt als Influencerin. „Influencer hört sich schnell nach Grippe an“, sagt sie und lacht. Allerdings sei das der verbreitetere Begriff.

Wie Influencerin „Kathi“ mit Hass im Internet umgeht

Auch wenn sie mit den sozialen Medien ihr Geld verdient, sind ihr die negativen Seiten daran bewusst. Hass-Kommentare bekommt auch sie zu lesen. „Ich bleibe aber ziemlich verschont davon. Dafür bin ich nicht polarisierend genug.“ Wenn sie beschimpft wird, mache ihr das meist nichts aus. Statt Hass-Kommentaren bekomme sie eher lange Texte, in denen jedes kleinste Detail ihrer Arbeit kritisiert oder bei denen ihr das Wort im Mund umgedreht würde. „Das wird schnell persönlich.“ Wenn sie durch die Kritik eigene Fehler erkennt, nimmt sie sich die Anmerkungen zu Herzen. Wenn es allerdings persönliche Angriffe sind, die dahinterstecken, blockiert sie die jeweiligen Nutzerinnen oder Nutzer. „Das Ganze ist mein Kanal, mein Zuhause“, sagt sie. Im eigenen Zuhause würde man persönliche Angriffe auch nicht dulden.

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Auch wenn viele Menschen immer noch meinen, Influencer zu sein, sei kein „richtiger Job“ oder es seien einfach nur „ein paar Videos“, die man produzieren müsse, ist dem längst nicht so. „Mit am schwierigsten ist, nicht immer dasselbe zu machen“, sagt Katharina Husnik. Ständig müssen ihr neue Themen einfallen – sonst könnte es langweilig werden. Jeder, der einen kreativen Beruf habe, kenne die Situation, dass einem manchmal auch einfach gar nichts einfalle. Gerade in der Corona-Zeit, wo vieles nicht möglich war, sei die Content-Produktion herausfordernd gewesen. „Da war es schwierig, sich etwas einfallen zu lassen.“ Generell gebe es bei ihr keinen Arbeitsalltag. Natürlich gibt es Dinge, die immer wieder gemacht werden müssen, wie zum Beispiel Mails beantworten oder Rechnungen bezahlen. „An anderen Tagen sitze ich nur am Computer und schneide meine Videos.“ Das macht sie trotz der recht hohen Follower-Zahl immer noch selbst, gerade weil sie auf ihren Social-Media-Kanälen auch viel Privates zeigt – das soll richtig rüberkommen.

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Influencerin Katharina Husnik gibt als "Kathi" auf Instagram unter anderem Beauty-, Fashion- und Alltagstipps. Alles fing auf YouTube an. © Sunny Ihlo | Sunny Ihlo

Rund 16 Jahre ist Katharina Husnik nun schon in den sozialen Medien aktiv, hauptberuflich davon 8 Jahre. Natürlich zeigt sie dort nicht alles. „Ich habe meine Grenzen.“ Familiäre oder gesundheitliche Dinge würden privat bleiben. „Ich teile nur das, was ich teilen will“, betont sie. „Und ich spreche auch Negatives an.“ Denn gerade die sozialen Medien sind dafür bekannt, dass oft nur die schönen Dinge des Lebens gezeigt werden. Sie habe in ihrem Vlog zum Beispiel schon erzählt, dass etwas beim Hausbau schiefgelaufen sei, erzählt sie. Trotzdem sei es eben auch „normal“, dass in den sozialen Medien vor allem die Sonnenseiten präsentiert würden. „Wer auf meinen Kanal kommt, soll sich gut und unterhalten fühlen“, unterstreicht sie.

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Klar sei zudem, dass es auch in den sozialen Medien, wie in allen anderen Branchen, „schwarze Schafe“ gebe. Bei Produktplatzierungen auf ihren Kanälen mache sie sich von jedem Produkt zum Beispiel vorher selbst ein Bild. Was sie nicht gut findet, empfehle sie auch nicht weiter – das ist längst nicht der Standard im Influencer-Business. Einen „geringen Anteil“ ihres Geldes bekommt sie von YouTube für die Produktion ihrer Videos, erklärt sie. Weitere Einnahmequellen seien außer den Produktplatzierungen zum Beispiel Kooperationen mit Firmen und Tätigkeiten als Testimonial. „80 Prozent der Produktanfragen lehne ich ab“, sagt sie. Denn oft seien Produkte dabei, die nicht zu ihr passen oder wo Produzenten einfach nicht professionell genug aufgestellt seien.

Gebürtige Siegerländerin ist noch oft in ihrer alten Heimat unterwegs

Egal, wie erfolgreich sie ist, innerlich bleibe sie trotzdem ein „Dorfkind“. Derzeit baut sie ein Haus im eher ländlichen Bereich in der Nähe von Köln. „Ich bin aber auch oft in Siegen“, sagt sie. Das sie einmal von ihrem Job als Content-Creator leben würde, hat sie selbst nicht gedacht. Und auch, dass das Ganze irgendwann mal ein Ende haben könnte, sieht sie entspannt: „Dann finde ich etwas Neues.“ Ihr Motto: „Es muss nicht immer weiter und höher gehen.“ So habe sie keine Ziele, was die Follower-Zahlen angeht. Wenn das Ziel der stetige Anstieg sei, „macht das einen auf Dauer kaputt“. Denn natürlich gebe es auch Zeiten, wo man einmal Follower verliere oder die Zahl stagniere. Katharina Husnik freut sich einfach, wenn es bergauf geht und sich mehr Nutzerinnen und Nutzer dafür interessieren, was sie macht. Sie möchte die Community, die sie hat, halten und weiter mit ihren Followern interagieren, betont sie.

Bekannt wurde Katharina Husnik aus Hilchenbach mit ihrem Kanal „thebeauty2go“, nun heißt sie in den sozialen Medien „Kathi“.
Bekannt wurde Katharina Husnik aus Hilchenbach mit ihrem Kanal „thebeauty2go“, nun heißt sie in den sozialen Medien „Kathi“. © Katharina Husnik | Katharina Husnik

Auch ihre Anfänge hat sie nicht vergessen: „Ich finde es total süß, mir die alten Videos anzugucken“, sagt sie. Viele ihrer Follower seien zusammen mit ihr erwachsen geworden. Auch die Corona-Zeit habe einiges verändert – durch die Maske war Katharina Husnik lange Zeit schwerer zu erkennen. „Früher war ich in der Stadt unterwegs und Kinder sind hinter mir hergelaufen. Heute ist das nicht mehr so.“ Fan-Trauben gibt’s kaum noch. Wenn sie dann doch mal mit einem Follower, der sie auf der Straße erkennt, ins Gespräch kommt, freut sie sich. „Dann ist das auf einmal so real. Sonst hat man ja nur eine Follower-Zahl. Da realisiert man nicht, dass das richtige Menschen sind.“

Katharina Husnik nennt sich in den sozialen Medien seit 2020 „Kathi“

Katharina Husnik kommt gebürtig aus Hilchenbach, lebte eine Weile in Ferndorf und nun im Raum Köln. Sie hat allein bei Instagram rund 615.000 Follower. Dass sie dort und auf ihren anderen Social-Media-Kanälen so vieles aus ihrem Alltag und ihrem Privatleben zeigt, sei einfach eine Entwicklung gewesen. „Es kommt gut an“, sagt die 30-Jährige.

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Mit ihrem Kanal „thebeauty2go“ wurde sie (nach ihrem Coversong-Kanal) bekannt, gegründet hat sie den Beauty-Kanal 2009 auf YouTube. Seit 2020 nennt sie sich auf YouTube nur noch „Kathi“, auf Instagram und TikTok „kathi_offiziell“. Der Name „thebeauty2go“ basierte auf der Idee, auf digitalem Wege kurze und knappe Beauty-Tipps „zum Mitnehmen“ zu geben – sie habe allerdings nie einen reinen Beauty-Kanal betrieben, erklärt Katharina Husnik. Aus diesem und anderen Gründen kam es schließlich zur Umbenennung.

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