Siegen. Wladislaw Scheinmeier fotografiert Siegens ikonische Motive. Mit seinen Videos verschafft er dem Gewerbe Instagram-Reichweite in Pandemiezeiten.
Wladislaw Scheinmeier aus Siegen: Seine schönsten Bilder
Um seine Schulter baumelt die Kamera. Treffpunkt: Ecke Kölner Straße, Alte Poststraße. „Da bei Frittenglück“. Von hier aus könne der Streifzug für ein gutes Foto beginnen. Folgt man Wladislaw Scheinmeier (28) bei Instagram – 2100 Abonnenten hat er dort inzwischen – erkennt man den Video-Creator und Fotografen sofort: Gepflegter Bart, zusammengebundene Haare. Optisch würde er in Berlin-Kreuzberg kaum herausstechen. Langfristig ziehe es ihn da auch hin – „nach Köln oder Berlin“. Siegen: für ihn die nächstgrößere Stadt.
Spezialisierung auf Kurzvideo-Produktionen in Siegen
Wladislaw Scheinmeier kommt aus Bad Laasphe, „ein echtes Dorf“. Hier hatte der gelernte Industriemechaniker zusammen mit zwei Freunden eine selbst entwickelte Wasserpfeife über Instagram vertrieben. Über die Werbefotos, die er dafür machte, kam er zur Foto- und Videografie. In Siegen machte er sich dann vor knapp zwei Jahren selbstständig, spezialisierte sich auf die Kurzvideo-Produktion für gewerbliche Kunden in den sozialen Medien: Cafés, Kosmetiker, Restaurants – neulich das Kreisklinikum. „Fotografen gibt es im Raum Siegen viele. Selbstständige Videografen, die Unternehmen bei ihrem Social Media-Auftritt unterstützen, aber weniger. Wenn, dann direkt Marketingagenturen.“
Mit dem Imbiss „Frittenglück“ – gerade daran vorbei – habe er schon zusammen ein Video produziert. Auch mit dem Italiener„Gusto Puro“ – er deutet in die gleiche Richtung. Dieser habe in den letzten Monaten „auf Instagram einen kleinen Hype“ gehabt – und das in Zeiten, in der Pizza nur abzuholen oder lieferbar ist. „Er fragt mich an, ob wir ein Video zusammen machen können, wir quatschen eine Dreiviertelstunde, am nächsten Tag mache ich das Video. Zwei Tage später ist es fertig und kann direkt gepostet werden“. Seine Vorteile gegenüber einer Agentur: Überschaubares Budget, schnellere Umsetzung.
Siegens hippe Seite auf Instagram zeigen
Durch seine Arbeit wurde er bald mit den Siegenerinnen und Siegenern warm, erfuhr viel darüber, wie die Stadt einmal war, bevor er herzog. In der Zwischenzeit habe sich hier viel geändert, sei moderner geworden – an solchen „hipperen Läden, wie eben Frittenglück aber auch der Picknicker oder Opa Adam“ zeige sich, dass Siegen jetzt wieder „schmackhafter und interessanter“ für junge Leute werde. Genau das wolle er auch auf Instagram zeigen.
Bei einem Image-Video herrsche klassischerweise die Vorstellung „von so langen Filmen, in denen die Unternehmensgeschichte erzählt wird.“ Oft schöne Videos – sie passten auch auf eine Website. Das Problem sei: „Junge Leute gucken sich das nicht an. Die leben mit Instagram, mit schnelllebigem, modernen Content.“ Seine Videos sind dementsprechend nur um die 15 bis 30 Sekunden kurz: „Schneller Beat, schneller Schnitt – um jemanden schnell dazu zu bringen, sich ein Video vielleicht sogar mehrmals anzuschauen.“
Siegens kleinere Unternehmen in der Pandemie unterstützen
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In der Pandemie sei es sein Ziel, „auch die kleineren Unternehmen zu unterstützen.“ Wladislaw Scheinmeier bleibt stehen, nennt ein Beispiel: Ein Zeitraffer-Video, das er zur Wiedereröffnung der Siegener Friseure drehte – Haare schneiden unter freiem Himmel, mitten in der Innenstadt. Die Botschaft: „Unterstützt unsere Siegener Friseure!“ Darunter verlinkt: 14 Friseure – und viel Zuspruch in den Kommentaren. Wladislaw Scheinmeiers Begeisterung wirkt echt: „Es ist ja auch gemeinsame Werbung und schön, sich gegenseitig zu unterstützen. Coole Leute, coole Ideen, coole Videos.“
Seine Mission: „Die hippe Studentenstadt aus Siegen rauszukitzeln.“ Große Schritte Richtung Unteres Schloss – noch im Gehen nimmt er den Deckel vom Objektiv. „Siegen ist zum Studieren für viele eher die zweite Wahl, dabei tut sich hier total viel für junge Leute, um hier ein bisschen mehr Traffic hinzuholen – zum Beispiel in der Oberstadt.“
Stadt Siegen reagiert auf Wladislaw Scheinmeiers Videos
Seine Instagram-Videos sind dynamisch. Im Zeitraffer zeigen sie ikonische Motive der Krönchenstadt. „,meinherzträgtkrone“ oder „heimatliebesiegen“ lauten darunter die Hashtags. Dass seine Videos so positiv ankommen würden, hätte er nicht gedacht – sogar die Stadt Siegen habe darauf reagiert.
So kann man Wladislaw Scheinmeier kontaktieren
Bei Instagram nennt sich Wladislaw Scheinmeier @scheinmeier. Zu finden ist der Account unter https://www.instagram.com/scheinmeier/?hl=deBei Interesse oder für Anfragen kann man den Fotografen und Video-Creator aus Siegen unter seiner E-Mail-Adresse info@scheinmeier.de kontaktieren.
Auf seinem Kanal finden sich aber auch verträumte, stimmungsvolle Bilder – von vernebelten Tannen im Rothaargebirge und Lagerfeuern im verschneiten Wald. Ein Motiv-Arrangement zu dem Wladislaw Scheinmeier immer wieder zurückkehrt: eine Fotomontage, durch die es aussieht, als steche das Motiv durch die obere Seite seines Smartphones hindurch. Egal ob Nikolaikirche, oder der Kuhhirte mit seiner Herde an der Alten Poststraße – Hauptsache Wiedererkennungswert: „Das funktioniert am besten auf Instagram.“
Bildmontagen von ikonischen Motiven in Siegen
Heute soll der Dicke Turm über die Handygrenze hinausragen. „Den hatte ich noch nicht fotografiert und spontan gedacht, wir laufen hier mal vorbei und schauen, wie man das machen könnte“, sagt er, stellt seine Kamera ein und hebt sie ans Auge. „Zu viel Sonne – zu hartes Licht“. Er lässt sie wieder sinken. Für seine Bildmontagen fotografiert Wladislaw Scheinmeier seine Motive zweimal aus derselben Perspektive – einmal mit und einmal ohne Smartphone vor seiner Kamera. Bei der Bearbeitung setzt er die beiden Fotos anschließend dann zusammen.
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„Heutzutage ist ja jeder immer mit seinem Handy unterwegs“, da müsse man sich schon etwas einfallen lassen. Im letzten Sommer sei er oft sehr früh aufgestanden um Fotos in besonderem Licht zu schießen. Ob er ein Perfektionist sei? Wladislaw Scheinmeier lacht unter seiner Maske: Das seien doch alle, die irgendwie kreativ arbeiteten.
Er habe nicht die Idee, „irgendwann eine riesengroße Agentur oder so zu gründen“. Eher könne er sich vorstellen, sich mit anderen Freelancern zusammenzutun: Gemeinsame Projekte starten, alle auf der gleichen Ebene, ohne Chef „und ohne direkt eine Firma zu gründen“, mit Arbeitsverträgen und so weiter. „Ich finde es cool, für mich selbst zu arbeiten.“ Wladislaw Scheinmeiers wendet sich wieder dem Dicken Turm zu. „Jetzt ist die Sonne kurz weg. Jetzt ist ein guter Moment.“
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