Siegen. Schließung des Umsonstladens für Ehrenamtliche und Forschung „fatal“: Der AStA fordert vom Bürgermeister den Erhalt. Was Steffen Mues dazu sagt.

Der Umsonstladen steht kurz vor dem endgültigen Aus. Inzwischen gilt ein Annahmestopp, die Räume werden derzeit leergeräumt, eine Alternative oder Ausweichmöglichkeit ist derzeit nicht in Sicht, die Ehrenamtlichen haben sich notgedrungen damit abgefunden, dass sie ihr Engagement in dieser Form nicht mehr werden fortsetzen können.

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Die Stimmen aus der Bevölkerung, auch von anderen karitativen Einrichtungen, die mit dem Umsonstladen zusammenarbeiten, mehren sich: Sie bitten die Stadt, den Umsonstladen zu unterstützen. Der AStA der Uni Siegen hat nun einen offenen Brief an Bürgermeister Steffen Mues, die Stadtverwaltung und die interessierte Öffentlichkeit geschrieben, der vor allem die Forschungsperspektive der Einrichtung in den Fokus rückt – der Umsonstladen ist auch Teil sogenannter „Reallabore“, wo Forschende und Studierende gegenseitiges experimentelles Lernen mit der Zivilgesellschaft untersuchen.

AStA: „Umsonstladen für die Stadt Siegen unerlässlich“

Diese Reallabore, so der Allgemeine Studierendenausschuss, seien in mehreren Hinsichten innovativ: Zunächst weil sie die Bevölkerung der Stadt mit der Universität zusammenbringen, die den Anspruch hat, spätestens mit dem Umzug weiterer Fakultäten in die Innenstadt „Bürgeruniversität“ zu sein. Ökonomische und gesellschaftliche Aspekte würden dabei gemeinsam gedacht, hier werde ein wichtiger Beitrag geleistet, die Wissenschaft von morgen mitzugestalten. In Kürze werde ein Papier zu dem Projekt erscheinen, an dem auch externe Fachleute mitgewirkt hätten: Freiwillige helfen dabei, die Situation von Menschen in prekären sozialen Situationen zu verbessern, verschaffen ihnen in Notlagen Zugang zu Lebensmitteln, Möbeln, Kleidung, ermöglichen dabei auch sozialen Austausch – der Umsonstladen und ähnliche Einrichtungen sei „für die Stadt Siegen unerlässlich“.

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Neben der persönlichen und gesellschaftlichen Verbundenheit vieler Studierender gehe mit dem Aus des Umsonstladens und der Reallabore aber auch eine Chance für wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen verloren. Aktuell seien zwei Masterarbeiten und eine Promotion am Reallabor involviert, etwa 25 bis 30 Studierende seien in die Forschung eingebunden, im nächsten Sommersemester sei eine Lehrveranstaltung hier geplant.

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Der AStA weiter: „Als Stadt, die immer wieder gerne betont, dass sie eine Universitätsstadt ist, steht das für uns im Widerspruch. ‘Zukunft menschlich gestalten’ (Motto der Uni, Red.) sieht für uns anders aus!“ Verwiesen wird auf das Motto der Stadt, „Siegen pulsiert“: „Mit dem Einstampfen dieses wichtigen Projektes, welchem sich Menschen in ihrer Freizeit annehmen, wird unserer Ansicht nach Gegenteiliges bewirkt“, heißt es in dem offenen Brief. Es dränge sich der Eindruck auf, dass sich Ehrenamt und Einsatz für andere nicht lohne, „ja geradezu verhindert werden möchte“. Der AStA fordert Bürgermeister Mues dazu auf, die ersatzlose Schließung des Umsonstladens rückgängig zu machen – denn die Auswirkungen auf Stadt, Gemeinschaft und auch Leben und Forschen von Studierenden „wäre fatal“. Man wünsche sich einen persönlichen Austausch mit den Menschen, die das Projekt betreiben, dass ein Ort gefunden werden könne, wo der Umsonstladen weitergeführt werden kann.

Siegens Bürgermeister: Container-Lösung weiter möglich

Bürgermeister Steffen Mues verweist auf Anfrage erneut auf die prekäre Notlage des Umsonstladens, in der die Stadt geholfen habe, indem sie Räumlichkeiten im KIQ an der Koblenzer Straße zur Verfügung stellte. „Leider ist aus der vorübergehenden Nutzungserlaubnis eine langfristige Blockierung von Räumen geworden, die für andere Nutzergruppen dringend benötigt werden“, so Mues. Dass die Nutzungsvereinbarung schließlich aufgehoben wurde, sei die Konsequenz aus Gesprächen mit Initiator Philipp Engelbutzeder, den man immer wieder gebeten habe, alternativ nutzbare Räumlichkeiten zu suchen – n einen Container beispielsweise, der auf dem Gelände stehen könnte. „Da hier rein gar nichts kam, sind wir jetzt in der Situation der Nutzungsuntersagung für das Gebäude – die leider von den Verantwortlichen komplett ignoriert wird“, so Mues. Die Container-Lösung sei weiter möglich, die Stadt erwarte aber, dass der Umsonstladen hier selbst aktiv wird.

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Philipp Engelbutzeder hat angekündigt, sich aus dem Projekt als Hauptverantwortlicher zurückzuziehen; unter anderem da die Stadt den Umsonstladen zu sehr mit seiner Person verbunden sehe – in der Hoffnung, dass sich der Streit beruhigen könnte, wenn es eine andere Ansprechperson gäbe.