Siegen. Zum Semesterstart werden viele Probleme der Studierenden in Siegen deutlich: Für manche steht sogar das weitere Studium auf dem Spiel.

Die Zahl der Studierenden an der Uni Siegen sinkt: 16.549 besuchen die Hochschule (Stichtag 10. Oktober) – 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. „Es ist ein leichter Rückgang, der nicht überraschend kommt“, sagt Prof. Dr. Alexandra Nonnenmacher, Prorektorin für Bildung, beim Semesterstart. Auch im NRW-Landestrend ist die Zahl der Erstsemester leicht rückläufig – die Zahl der Schulabgänger sinkt, der demografische Wandel greift. Es ist aber nicht nur dieses Thema, was die Verantwortlichen der Uni Siegen gerade bewegt: Da gibt es zum Beispiel den Coronavirus, der im Präsenzsemester für Veränderungen sorgen könnte, die Inflation und die Energie-Krise.

Uni Siegen: So viele Studierende besuchen derzeit die Hochschule

1675 Erstsemester-Studierende gibt es im neuen Wintersemester an der Uni Siegen – ein Rückgang von 7,1 Prozent (1803) zum Vorjahr. 2996 Studienanfängerinnen und -anfänger besuchen die Hochschule (Vorjahr: 3495): Sie haben sich für ein neues Studium entschieden, dazu zählen also auch die Studierenden, die zuvor an einer anderen Uni gelernt oder ein anderes Studium absolviert haben.

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Knapp 76 Prozent aller Studienanfänger und Studienanfängerinnen in Siegen kommen aus NRW, 9,55 Prozent aus Rheinland-Pfalz. Am stärksten ist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 31,2 Prozent vertreten, gefolgt vom Kreis Olpe mit 9,09 Prozent. Die Zahl der internationalen Studierenden hat sich mit 2271 leicht verringert, ein Minus von 5,7 Prozent (2409). Es handelt sich hierbei um vorläufige Daten vom 10. Oktober, offizielle Daten aller NRW-Hochschulen liegen zum Stichtag 1. Dezember vor.

Uni Siegen: „Wir freuen uns unglaublich, zur Präsenzlehre zurückzukehren“

In den vergangenen Jahren waren das Studium und die Lehre an der Uni Siegen pandemiebedingt stark von digitalen Formaten bestimmt. „Wir freuen uns unglaublich, zur Präsenzlehre zurückzukehren“, sagt Prof. Dr. Alexandra Nonnenmacher. Die digitalen Formate, die in der Corona-Zeit ausgearbeitet wurden, sollen nun eine Ergänzung zur Präsenz-Lehre bilden.

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Die Online-Lehre ist bei reinen Vortragsformaten ohne Übungs- oder Diskussionsanteil (z. B. Vorlesungen) dementsprechend zusätzlich möglich. Digitale Formate, die synchron zur Lehre ablaufen, sind allerdings nur zulässig, wenn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem zugestimmt haben. So möchte die Uni Siegen die Flexibilität von Onlineformaten und die wichtige Präsenzlehre verbinden und niemanden außen vor lassen.

Energiesparen an der Uni Siegen: „Da sind wir auf die Nutzer angewiesen“

Die steigenden Preise bei Strom, Gas und anderen Energieträgern bekommt natürlich auch die Hochschule zu spüren. Sie will ihren Verbrauch um 20 Prozent senken. „Wir müssen Energie einsparen und zwar massiv. Jedes Grad und jede Kilowattstunde zählt – alle können an dieser Stelle mithelfen“, betont Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart. Die Universität wolle ihren Beitrag leisten, um die Kosten im Griff zu behalten und gleichzeitig die Energieversorgung langfristig nachhaltiger aufzustellen.

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Konkret wird die Raumtemperatur in Büros und Seminarräumen auf 19 Grad abgesenkt. „Da sind wir auf die Nutzer angewiesen“, betont Jörg Münker, Dezernent Gebäude- und Liegenschaftsmanagement. Sie müssten das Rädchen des Thermostats anpassen. „Wir haben die entsprechende Vorgabe kommuniziert.“ Auch die Öffnungszeiten der Uni-Gebäude wurden aus energetischen Gründen verkürzt. Weiterhin würde angestrebt, dass keine Uni-Veranstaltungen nach 20 Uhr mehr angeboten würden, sagt Jörg Münker.

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Wie schnell und ob das 20-Prozent-Ziel erreicht wird, würde überprüft. Generell müssten die technischen Anlagen auf die neuen Anforderungen ausgerichtet werden. Auch eine Reduzierung der Beleuchtung sowie die Ausstattung mit LED-Lampen, sofern noch nicht geschehen, stehen auf der Energiesparagenda der Universität Siegen. „Es sind viele kleine Rädchen, an denen wir drehen“, so Jörg Münker.

Uni Siegen: Das sind die Studierendensorgen

Der AStA der Universität Siegen sieht mit den steigenden Energiekosten weitere Probleme auf die Studierenden zurollen, betont Eve Obier vom AStA. Für einige von ihnen würde vielmehr zum Problem, dass sie eine Gasrechnung nicht bezahlen könnten, als eine Prüfung nicht zu bestehen. „Es werden so viele Härtefälleanträge erwartet wie noch nie zuvor.“ Der AStA der Universität Siegen könne nur bedingt helfen, sagt Mirco Balkhausen vom AStA, vor allen Dingen nur beraten. Es würde viel für die Studierenden getan, „aber es bleiben auch viele auf der Strecke. Lösungsansätze sind noch nicht da.“

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Die Rückkehr zur Präsenzlehre begrüßt der AStA, gerade vor dem Hintergrund von psychischen Belastungen von Studierenden. Dennoch stehe eine neue Corona-Welle zumindest im Raum, so Eve Obier. Darüber hinaus bleibe der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Siegen für Studierende ein Problem. Auch die Verkehrsbindung würde für Studierende, die mit Bus und Bahn fahren, zunehmend schwieriger, gerade vor dem Hintergrund der krankheitsbedingten Ausfälle im öffentlichen Nahverkehr.

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„Wir wissen aus vielen Gesprächen, wie die finanzielle Situation der Studierenden aussieht“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks Siegen. Dennoch werde man aufgrund der Kostensteigerungen die Sozialbeiträge anheben müssen, die Mensa-Preise wolle man aber auf jeden Fall stabil halten. Aufgrund der derzeitigen Entwicklungen hätte er immer mehr Sorge, dass sich ein Studium wieder in Richtung „Luxusgut“ entwickle, so Detlef Rujanski. Das Studierendenwerk versucht gegenzusteuern. Detlef Rujanski hofft auf eine Reformierung des BAföGs auf Bundesebene. Außerdem habe man bezahlbaren Wohnraum mit 140 Wohneinheiten am Effertsufer geschaffen, wo auch ein neues Energiekonzept erprobt wird.

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