Siegen. Kommentierende Zusatzschilder unter NS-belasteten Straßennamen: Ernsthaft? Welche Botschaft soll das transportieren, fragt sich Hendrik Schulz.
In der Diskussion um Straßenumbenennung werden immer wieder kommentierende Zusatzschilder genannt – aber was soll da stehen? Die Wahrheit natürlich. Beispiel Lothar Irle: Mitglied von NSDAP und SA, aktiver und überzeugter Nazi, bekennender Antisemit, später Heimatforscher und- schriftsteller. Ein paar Straßen weiter könnte dort stehen: Theodor Noa, Pfarrer, aktiv im Widerstand gegen die Nazis, verschwand unter ungeklärten Umständen, wurde 1938 tot im Landwehrkanal in Berlin aufgefunden.
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Und welche Botschaft sendet das? „Wir, die Stadt Siegen, wissen, dass Lothar Irle sich bereitwillig in den Dienst eines verbrecherischen Regimes gestellt hat; dass er dessen menschenfeindliche Ideologie nicht nur gebilligt, sondern aktiv verbreitet hat; dass er sich nach dem Krieg ein neues Betätigungsfeld gesucht und so getan hat, als wäre nichts gewesen. Wir, die Stadt Siegen und ihre Bürgerinnen und Bürger, wissen all das und noch viel mehr – und wir tun dies mit stolzgeschwellter Brust?“
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Ich wiederhole mich: Wo es die Möglichkeit einer Umwidmung nicht gibt, kann es auch keine Alternative geben: Solche Personen gehören nicht aus der Geschichte getilgt, sie sind Teil unser Geschichte, für die wir heute nicht verantwortlich sind – außer, dass sie nicht vergessen und nicht verharmlost wird. Aber sie gehören auch nicht geehrt.