Siegen. Ein Eiserfelder soll seine Ex-Frau schwer körperlich verletzt und ihren neuen Mann mit einem Messer bedroht haben. Polizei schildert Tathergang
Ein 50-jähriger Mann aus Eiserfeld muss sich wegen Bedrohung und versuchtem Totschlag vor der großen Strafkammer am Landgericht in Siegen verantworten. Am zweiten Verhandlungstag befragte die Vorsitzende Richterin Dreisbach den Angeklagten und mehrere Einsatzkräfte der Siegener Polizei zu dem Tathergang.
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Der Angeklagte zeigte sich einsichtig. Er gibt zu, seine Ex-Frau körperlich schwer angegangen zu sein, wiederholt aber mehrmals, dass er dies zutiefst bereue. „Meiner ehemaligen Frau steht frei, mit ihrem Leben zu machen, was sie will, dass weiß ich jetzt auch“, sagt der Beschuldigte reumütig – so übersetzt ihn der Dolmetscher. Der Beschuldigte bestreite allerdings, sich selbst ein Messer an die Kehle gehalten zu haben, dass er sich umbringen wollte und dass er während der Auseinandersetzung ein Messer in der Hand gehabt habe. Der 50-Jährige gibt an, dass er eine Garderobenleiste aus der Wand gerissen habe und mit dieser auf den vermeintlichen neuen Partner seiner Ex-Frau losgegangen sei.
Siegen: Der Einsatz in der Badstraße
Die Polizei ist am 21. März um gegen 13 Uhr mit drei Streifenwagen in der Badstraße zu dem Einsatz eingetroffen, auch ein Krankenwagen war dazu gerufen worden. Als sie die Wohnung gestürmt hätten, habe diese chaotisch und unordentlich ausgesehen, sagten die Beamten. Die Situation vor Ort sei zunächst sehr unübersichtlich gewesen. Allerdings habe keiner der Polizeibeamten eine Garderobenleiste am Tatort gesehen. Die geschädigte Frau soll unter Schock gestanden haben. Sie befand sich mit einer weiteren weiblichen Person in der Küche.
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Mit Handschellen fixieren konnten die Einsatzkräfte den Beschuldigten im Kinderzimmer. Dieser Maßnahme beugte sich er sich ohne Widerstand. Der Angeklagte sei, anders als zuerst vermutet, ruhig und kooperativ gewesen. Er soll verwirrt gewirkt haben und in einem psychisch schwierigen Zustand gewesen sein. „Er sah wild aus. Seine Haare hingen klatschnass ins Gesicht und seine Atmung war schnell“, schildert ein Beamter. Der Angeklagte wurde auf der Wache in Gewahrsam genommen.
Siegen: Tatwaffe in der Küchenschublade
In der Wohnung habe sich ein weiterer verletzter Mann befunden mit einer Schnittwunde an der Hand. Er sei aber nicht der Geschädigte aus der vorherigen Auseinandersetzung gewesen, sondern lediglich ein Bekannter, der eingreifen wollte und versucht haben soll, dem Beschuldigen das Messer zu entreißen. Dabei sei es zu der Verletzung gekommen.
Das Opfer der Messerattacke sei später auch auf einmal wieder in der Wohnung eingetroffen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch die Einsatzkräfte der Spurensicherung vor Ort. Denen schilderte er, dass er nach einem Einkauf in die Wohnung gekommen sei, wo der Beschuldigte ihn mit einem Messer attackierte. Er habe eine dicke Jacke getragen und sich sofort wieder umgedreht. Der Angeklagte habe versucht, von hinten rechts im Hals- Nacken-Bereich auf ihn einzustechen. Dabei habe er die Jacke aufgeschlitzt. Er sei direkt aus der Tür heraus geflohen und habe kein Wort mit seinem Angreifer gesprochen.
Die Tatwaffe konnte von der Polizei zunächst nicht sichergestellt werden. Der Zeugin, die sich in der Küche befand, konnte schließlich verständlich gemacht werden, wonach die Beamten suchen. Daraufhin öffnete sie die Geschirrschublade und zeigte die beiden Messer, die der Angeklagte für den Angriff benutzt haben soll.
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So geht der Prozess weiter
Die Verhandlung wird am Donnerstag, 15. September, fortgesetzt. Am nächsten Verhandlungstag vernimmt das Gericht weitere Zeuginnen und Zeugen, die sich zum Tatzeitpunkt in der Wohnung befunden haben. Darunter die geschädigte Ex-Frau und der siebenjährige Sohn des Angeklagten. Davon erhofft sich die erste große Strafkammer am Landgericht Siegen weitere Informationen zum Tathergang, um den Vorfall in der Siegener Badstraße mit all seinen Geschehnissen erfassen zu können.