Siegen. Das Siegerlandmuseum bekommt neue Eintrittspreise. Doch die Gestaltung sorgt für Zwist: Denn für einige Personengruppen wird es spürbar teurer.
Kinder und Jugendliche sollen künftig kostenlos hinein können, Auszubildende im Erwachsenenalter sollen Studierenden gleichgestellt werden: Das Siegerlandmuseum will Eintrittspreise und Tarife für Raummieten ändern. Das weckt einigen Diskussionsbedarf, wie sich im Kulturausschuss zeigte.
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Der Vergleich mit anderen Museen im näheren und weiteren Umkreis habe gezeigt, dass der Eintritt im Siegerlandmuseum ziemlich moderat ausfalle, wie die Verwaltung darlegt (siehe Infobox). Es gehe darum „auf den Markt zu reagieren“, erklärte Dr. Karin Kolb, seit 1. Oktober Leiterin des Museums: „auf ein Preisniveau, das sich erhöht hat.“ Dies gelte auch für die Raummieten, die das Museum erhebt. Die aktuelle Entgeltordnung stammt aus dem Juni 2017 und die Erhöhungen im Entwurf der neuen Fassung seien „nicht Pi mal Daumen“ bestimmt, sondern auf Grundlage der Vergleichswerte errechnet worden, wie Karin Kolb betonte. „Und wir haben es uns nicht leicht gemacht.“ Von den vorgeschlagenen Anpassungen verspricht sich die Verwaltung etwa 7830 Euro Mehreinnahmen jährlich.
Siegen: Siegerlandmuseum will freien Eintritt für Kinder und Jugendliche
• Erwachsene Einzelpersonen sollen 5 statt 3,50 Euro bezahlen.
Das kostet der Museumsbesuch andernorts
LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster: Erwachsene 9 Euro, Kinder bis einschließlich 17 Jahre frei.
Sauerlandmuseum Arnsberg: Erwachsene 8, Kinder und Jugendliche 3 Euro.
Technikmuseum Freudenberg: Erwachsene 6, Kinder und Jugendliche 3 Euro.
Museum für Gegenwartskunst Siegen: Erwachsene 5,90 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre 4,60 Euro.
Museum Wilnsdorf: Erwachsene 4 Euro, Schüler und Studenten 3 Euro, Kinder unter 6 Jahren frei.
Museum der Stadt Lüdenscheid/Geschichtsmuseum: Erwachsene 5 Euro, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro inklusive Führung.
• Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre entfällt der Eintritt von bisher 1,50 Euro. „Gerade für diese Zielgruppe, welche besonders von den Einschränkungen in der Pandemie betroffen wurde, sollen jegliche Hürden zur Wissensvermittlung abgebaut werden“, heißt es in der Vorlage. Dies reagiere „auf die institutionelle Aufgabe des Museums als außerschulischer Lernort und Bildungsinstitution“, entspreche „zeitgemäßer Museumsarbeit und wird bereits vielfach landes- und bundesweit praktiziert“. Weiterer konstruktiver Hintergedanke: Menschen, die auf diese Weise in jungen Jahren eine Beziehung zum Museum aufbauen, werden ihm auch als Erwachsene als (dann zahlende) Besucherinnen und Besucher erhalten bleiben.
Siegerlandmuseum: Verdoppelter Eintritt für Studierende kommt bei Politik schlecht an
• Für Studierende bis 26 Jahre und Schwerbehinderte möchte die Verwaltung den Preis von 1,50 auf 3 Euro erhöhen. Dieser Teil des Plans kam im Kulturausschuss nicht gut an. Sybille Schwarz (SPD) fand die Verdoppelung unverhältnismäßig und schlug statt dessen eine Erhöhung um lediglich 50 Cent auf 2 Euro vor. Lena Schmidt (Grüne) und Tim Lechthaler (SPD) störten sich massiv an der Altersgrenze von 26. „Den Studierendenausweis vorzeigen reicht doch“, argumentierte Lena Schmidt. „Wer studiert, hat keine Zeit, Geld zu verdienen“, merkte Tim Lechthaler an. Karin Kolb verteidigte den Entwurf: Er sei „an der bisherigen Altersgrenze orientiert“. Ihrer Erfahrung nach sei eine solche Beschränkung – und zwar bei 26 Jahren – außerdem „sehr üblich“. Ein verbilligter Eintritt für alle Studierenden, „wäre auch eine schlüssige Regelung“, schaltete sich der zuständige Dezernent, Stadtrat Arne Fries, in die Diskussion ein. Andererseits „möchte ich das Siegerlandmuseum nicht unter Wert anbieten“. Der Ausschuss wich bei den Studi-Tarifen letztlich vom Entwurf ab, stimmte geschlossen für eine Erhöhung auf 2 statt 3 Euro und bei vier Gegenstimmen (drei Mal CDU, ein Mal AfD) für einen Verzicht auf die Altersgrenze.
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• Erik Dietrich (Volt) fragte außerdem, wieso Auszubildende nicht explizit in der Entgeltordnung berücksichtigt seien, immerhin sei ihre finanzielle Situation der von Studenten vergleichbar. Sofern es sich um maximal 18-Jährige handelt, hätten diese ohnehin freien Eintritt. Ältere jedoch würden als Erwachsene 5 Euro zahlen müssen. Karin Kolb entgegnete, dass der Nachweis des Auszubildenden-Status’ schwieriger sei als bei Studierenden. „Aber es funktioniert ja offensichtlich in anderen Museen“, erwiderte Erik Dietrich. Bei einer Enthaltung (AfD) sprach sich der Kulturausschuss schließlich dafür aus, Azubis wie Studierende zu behandeln, ebenfalls unabhängig vom Alter.
Siegen: Raummieten im Siegerlandmuseum werden teurer
• Das ehemalige Trauzimmer wird zum „Spiegelsaal“ und soll als solcher 150 statt bisher 50 Euro Miete kosten. Für weitere 75 Euro gibt es eine Bestuhlung oder Stehtische. Das Trauzimmer, im Jahr 2003 vom Künstler Manfred Webel gestaltet, „ist bisher in seiner Funktionalität wegen des spezifischen Ausstattungsprogramms eingeschränkt und nur für Trauungen angemessen nutzbar“, wie der Vorlage zu entnehmen ist. Es könne in diese Rahmen auch für Fotoaufnahmen angemietet werden, wurde in den vergangenen fünf Jahren „jedoch verhältnismäßig gering nachgefragt“ mit im Schnitt nur drei Buchungen pro Jahr. Im Zuge der 2022 anstehenden „Neukonzeption des Siegerlandmuseums und anlässlich einer notwendigen Fenstersanierung“ soll der Raum nun „zu einem multifunktionalen Festsaal und damit zum attraktiven Ort für festliche und öffentlichkeitswirksame Events wie exklusive Konzerte, Empfänge und Vorträge umgestaltet“ werden.
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• Wer die Kaffeestube mieten möchte, soll dafür 85 statt bisher 65 Euro zahlen.
• Die Miete für den Oraniersaal verdoppelt sich auf 150 Euro. Dieser Raum ist nur außerhalb der Öffnungszeiten verfügbar. Für 100 Euro zusätzlich gibt es eine Konzert- beziehungsweise Vortragsbestuhlung.
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• Der Multimediaraum soll künftig nicht mehr für die Vermietung zur Verfügung stehen. Er wird reserviert für museumspädagogische Angebote wie Workshops. Das Museum brauche diesen Raum, denn es gelte in der kommenden Zeit, „das Bildungs- und Vermittlungsangebot zur stärken und bedeutend zu erweitern“, wie in der Vorlage betont ist.
Siegen: Museumsführer sollen im Siegerlandmuseum mehr Geld bekommen
Die Teilnahmegebühren bei Führungen sollen ebenfalls steigen: Auf 8 statt 5 Euro für Erwachsene und 4 statt 1,50 Euro für Kinder (wobei diese bis zum Alter von 6 Jahren kostenlos dabeisein können). „Individuelle Führungen“ in deutscher Sprache verteuern sich von 35 auf 55 Euro, in einer Fremdsprache von 51 auf 80 Euro. Erforderlich sei dies auch, „um die Aufwandsentschädigung für Museumsführerinnen und Museumsführer anzugleichen und aufzuwerten“, schreibt die Verwaltung dazu. „Nur durch eine längst überfällige Angleichung bleibt das Siegerlandmuseum im Wettbewerb um diese Kräfte konkurrenzfähig und als Arbeitgeber attraktiv“.
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Gemeinsame Marketingaktivitäten des Siegerlandmuseums und von Kultur Siegen sollen „zur Steigerung der Besucherzahlen und Anreizgestaltung für den Museumsbesuch“ beitragen. Bei 15 Veranstaltungen pro Jahr, die beispielsweise in Innenhof des Schlosses stattfinden und bei denen außer der städtischen Kulturabteilung unter anderem auch die Uni Siegen, die Philharmonie Südwestfalen oder das Museum für Gegenwartskunst als Partner in Frage kommen, sollen die Besucherinnen und Besucher das Siegerlandmuseum kostenlos besichtigen dürfen. Eine solches Angebot soll „auch Hemmnisse für den Museumsbesuch abbauen und neue Zielgruppen ansprechen“.
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