Siegen. Rubenspreisträger aus der Sammlung Lambrecht-Schadeberg im Museum für Gegenwartskunst Siegen: Neue Blicke auf überraschende Verbindungen.

Das Museum für Gegenwartskunst (MGK) präsentiert durch die Ausstellung „Gemischtes Doppel“ Werke der bisherigen Rubenspreisträger in anderer Konstellation und schafft ganz neue künstlerische Einblicke. 91 Werke sind es, die in 14 Räumen des MGK gezeigt werden. Allen gemeinsam ist: Sie stammen von den bisherigen 13 Rubenspreisträgern, wobei die allermeisten zur Sammlung Lambrecht-Schadeberg gehören. Viele davon waren längere Zeit nicht zu sehen, andere jedoch sind dem kunstinteressierten Publikum wohlbekannt. MGK-Chef Thomas Thiel: „Da unterscheidet sich Siegen von Berlin: Dort gehen Touristen nur einmal in eine Ausstellung und kommen nie mehr wieder, bei uns kommt ein Publikum, das Neues, aber auch Vertrautes sehen möchte.“

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Ein halbes Jahrhundert Malerei

Den besonderen Reiz erhält „Gemischtes Doppel“ vor allem dadurch, dass es den Kuratoren Ines Rüttinger und Prof. Dr. Christian Spies gelungen ist, durch eine Kombination der Preisträger, ihrer unterschiedlichen Maltechniken, Motive und künstlerischen Haltungen neue Blicke zu ermöglichen, Spannungen, Gemeinsamkeiten, Verwandtschaften erkennbar werden zu lassen. Immerhin repräsentieren die Preisträger ein halbes Jahrhundert europäischer Malerei.

Francis Bacon – Emil Schumacher (1967 – 1982): „Kunsthistorisch haben beide nichts miteinander zu tun“, sagt Christian Spies. Bacon schafft Figuren, Schumacher steht für abstrakte Malerei und entwickelt wogende Farbflächen. Ihre großformatigen Werke brauchen viel Tageslicht und erhalten es auch, denn ihre Werke werden im größten Ausstellungsraum mit den bodentiefen Glasfenstern präsentiert.

Rubenspreisträger im „Gemischten Doppel“: Arbeiten von  Hans Hartung, Maria Lassnig und Antoni Tàpies (von links).
Rubenspreisträger im „Gemischten Doppel“: Arbeiten von  Hans Hartung, Maria Lassnig und Antoni Tàpies (von links). © MGK | Philipp Ottendörfer

Antoni Tapies – Hans Hartung – Maria Lassnig (1972 – 1957 – 2002): Nicht nur die größte zeitliche Spannbreite der Künstler, sondern auch ihre Wirkungsstätten Spanien, Frankreich, Österreich sorgen für den Reiz dieses Ausstellungsraums mit den besonderen Durchblicken. Den abstrakten Malereien von Tapies und Hartung stehen die figürlichen Bilder mit ihrer optimistischen Farbgebung der Österreicherin Maria Lassnig gegenüber.

Ausstellungsbesuch

Das Museum für Gegenwartskunst ist täglich von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Montags ist das Museum geschlossen.

„Gemischtes Doppel“ kann bis 26. Februar 2023 besichtigt werden. Parallel dazu: „Lange nicht gesehen! Ein Blick in die Tiefen der Sammlung“.

Lucian Freud – Fritz Winter (1997 – 1977): Die spannendste Künstler- Kombination von unterschiedlichen Malstilen sind die akribisch genauen Portraits und Bilder menschlicher Körper Lucian Freuds, die neben den abstrakten, dunkelfarbigen Kompositionen von Fritz Winter hängen. Freud hatte immer ein männliches und ein weibliches „Stamm-Modell“. Letzteres hat Christian Spies jüngst in London getroffen und ihre Zusage bekommen, im Herbst dieses Jahres nach Siegen zu kommen. Auf ihre Berichte über die Zusammenarbeit mit Lucian Freud, dem 1922 in Berlin geborenen und 2011 in London verstorbenen Enkel von Sigmund Freud, darf man sich schon heute freuen.

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Museum für Industriegeschichte nein, aber mehr Kunst +++

Giorgio Morandi – Niele Toroni (1962 – 2017): Pinselabdrücke, Farb- und Formenmuster in regelmäßigen Abständen treffen auf streng nebeneinandergesetzte Stillleben von Flaschen und Kannen, also eher unspektakulären Gegenständen. Darunter ist auch die Kaffeekanne mit blauen Rändern. Die hatte Giorgio Morandi 1962 aus Freude und Dankbarkeit über den Rubenspreis der Stadt Siegen geschenkt – später ist ein Preisträger nicht einmal persönlich zum Festakt erschienen.

Ob Sigmar Polke und Cy Twombly, Rupprecht Geiger und Bridget Riley, ob beim Tennis oder in der Kunst: Gemischte Doppel sind immer spannend und haben einen spektakulären Unterhaltungswert, zumal die Werke von Rubenspreisträgern wie Freud oder Bacon nahezu unbezahlbar sind. Wie schön, in Barbara Lambrecht-Schadeberg eine großzügige Mäzenin zu haben, die solch großartige Ausstellungen ermöglicht.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++