Siegen. Zum ersten Mal gibt es in Siegen einen ökumenischen Kirchentag – mitten in der Stadt. Die Kirchen zeigen sich dabei von einer besonderen Seite.
Das Grundprinzip hat schon einmal funktioniert. 2017 feierte der Kirchenkreis in der Siegener Innenstadt, mitten im Geschehen, „500 Jahre Reformation“. Die Erfahrungen waren so gut, dass sie den Weg für einen weiteren, ähnlichen Schritt bereiteten: Am Samstag, 18. Juni, findet von 10 bis 18 Uhr rund um die Siegbrücke der erste ökumenische Kirchentag in Siegen unter dem Motto „Unglaublich, wofür Kirche steht!“ statt. Wer bei dieser Ankündigung nun Missionierungsversuche oder entrücktes Geschwurbel befürchtet, liegt völlig daneben: Das Konzept zielt in eine völlig andere Richtung.
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„Es geht um das Gespräch auf Augenhöhe“, sagt Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Kirchenkreises Siegen. Zwar werde der 18. Juni „sehr anders“ werden als der evangelische Kirchentag im Jahr 2017; doch die Grundidee ist dieselbe, nämlich „dass man mit den Menschen in Begegnung kommt, die einfach durch die Stadt flanieren“. Weil weniger Leute von sich aus in die Kirche gehen, „gehen wir halt zu ihnen“. Was die Verantwortlichen dabei ausdrücklich nicht wollen, wie Peter-Thomas Stuberg unterstreicht: „Uns selbst zum Thema machen – sondern die ,Marken-Trias’ aus der Bibel: Glauben, Liebe, Hoffnung.“
Ökumenischer Kirchentag Siegen: Mit den Menschen ins Gespräch kommen
Dabei sind jeder Passant und jede Passantin eingeladen, offen auszusprechen, was er oder sie zu den Themen Glaube allgemein und Kirche im Speziellen denkt: Zustimmendes ebenso wie Kritisches. „Jeder hat die Expertise für den eigenen Glauben und das eigene Leben“, sagt Dekanatsreferentin Daniela Ballhaus vom Orgateam. Die Gesprächspartnerinnen und -partner an den drei Themeninseln „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ würden zwar mit ihren eigenen Ansichten nicht hinter dem Berg halten müssen, vor allem aber zuhören und offen sein. Die Zielgruppe umfasst wirklich alle Menschen, die vorbeischauen wollen oder auch zufällig vorbeikommen, völlig unabhängig von den eigenen Überzeugungen.
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Die Idee zum gemeinsamen Kirchentag entstand bei einer ökumenischen Pfarrkonferenz vor drei Jahren. Es gehe „quasi um ,Kirche zum Anfassen’“, sagt Dechant Karl-Hans Köhle. „Wir wollen deutlich machen, was wir für die Gesellschaft, für die Menschen unserer Zeit zu bieten haben.“ Die christlichen Kardinaltugenden Glaube, Liebe und Hoffnung seien immerhin „Basisworte für alle Menschen“, wie Daniela Ballhaus ergänzt – jeder und jede verbindet etwas damit, für jeden und jede haben sie eine Bedeutung. Diese kann zwar von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Doch um genau diese Vielfältigkeit einerseits und um die Verbindungen, die sich trotz allem ergeben, andererseits, soll es ja gehen.
Ökumenischer Kirchentag in Siegen: Glauben erleben an den drei „Themeninseln“
Jeden Begriff ist eine Themeninsel gewidmet, also ein eigener Ort im Veranstaltungsbereich. „Die Inseln wollen nicht lehren“, betont Volker Schubert, Pfarrer in der Superintendentur, „sie wollen erlebbar machen.“ Niemand soll zugetextet werden. Statt dessen möchten die Verantwortlichen einen unmittelbaren und interaktiven Zugang zu den Themen bieten: „Die Leute erleben etwas, was sie mitnehmen können.“
Viele Ehrenamtliche
An Siegens erstem ökumenischen Kirchentag werden 80 bis 100 Mitarbeitende im Einsatz sein. Die große Mehrheit davon sind Ehrenamtliche.Dazu zählen auch einige Kinderreporterinnen und -reporter vom Evangelischen Gymnasium (Evau), die im Veranstaltungsbereich unterwegs sein und unter anderem Einspieler für das Bühnengeschehen beisteuern werden.Mehr Informationen zum Ökumenischen Kirchentag und zum Programm an den einzelnen Stationen und auf der Bühne gibt es auf unglaublich-siegen.de
• Themeninsel „Glaube“, Bahnhofstraße: Es gibt „Gesprächsangebote im Stehen, Sitzen, Gehen über Gott und die Welt“, sagt Daniela Ballhaus.
• Themeninsel „Liebe“, Oberstadtbrücke: Geplant ist hier eine Ausstellung mit berühmten Paaren aus der Bibel. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher bei einer Fotoaktion eine bildliche Antwort auf die Frage „Was ist für mich Liebe?“ geben, wie es in der Ankündigung heißt. Bei Bedarf stehen zudem ausgebildete Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Fachkräfte der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen zur Verfügung.
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• Themeninsel „Hoffnung“ auf dem Scheinerplatz: Hier geht es vor allem um den Blick nach vorne, um Perspektiven für die Zukunft, wo gerade jüngere Menschen – aber natürlich nicht nur die – gefragt sind. Darüber hinaus können die Gäste an dieser Station, die auch das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ im Fokus hat, Insektenhotels bauen. Und es gibt ein „Motzmobil“, in dem Besucherinnen und Besucher ihren Ärger über was auch immer offen herauslassen dürfen, Kritik an der Kirche eingeschlossen.
Kirchentag Siegen: Bühnenprogramm mit Annette Kurschus und viel Musik
Zusätzlich läuft den ganzen Tag über ein Bühnenprogramm auf der Siegbrücke, moderiert von Anne Willmes:
• 10 Uhr: Eröffnungsandacht mit Dechant Karl-Hans Köhle und Superintendent Peter-Thomas Stuberg.
• 10.30 Uhr: Offenes Singen mit Kreiskantorin Ute Debus.
• 11.10 Uhr: Talkrunde unter dem Titel „Ungeahnt, wie Glaube hilft“ mit dem heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein darüber, wie sein Glaube seine politische Arbeit und sein privates Leben beeinflusst.
• 12 Uhr: Kirchenclown Christopherus und Zauberer Pikkus.
• 13 Uhr: Pause.
• 14 Uhr: Die Gruppe „Neues Geistliches Lied“ tritt unter Leitung von Dekanatskirchenmusikerin Helga Maria Lange auf.
• 15 Uhr: Dr. Josef Rosenbauer von der Diakonie in Südwestfalen und Matthias Vitt von der Caritas Siegen sowie Ehrenamtliche im Gespräch zum Thema „Unmöglich, ohne Liebe zu leben“.
• 16 Uhr:Peter Scholl und Band.
• 17 Uhr: Annette Kurschus, Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, spricht zum Thema „Unfassbar, wie sich Hoffnung anfühlt“.
• 18 Uhr: Konzert der Band „Satin Blue“.
• 19.30 Uhr: Abschlussandacht mit Peter-Thomas Stuberg und Karl-Hans Köhle.
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