Siegerland. 868 Austritte bei der evangelischen, 1077 bei der katholischen Kirche im Siegerland. Superintendent und Dechant reagieren betroffen.

Betroffen haben sich die Spitzen der evangelischen und der katholischen Kirche im Siegerland zu der gestiegenen Zahl der Kirchenaustritte geäußert. „Hinter jedem Austritt steht auch eine persönliche Geschichte und stehen vielleicht Enttäuschungen oder eine Entfremdung von der Kirche“, sagt Superintendent Peter-Thomas Stuberg von evangelischen Kirchenkreis. Die Zahlen der Kirchenstatistik für Deutschland erfüllten auch das Dekanat Siegen mit Schmerz, sagt Dechant Karl-Hans Köhle.

Die evangelische Kirche

Zu den heute 26 Kirchengemeinden im Siegerland und Olper Raum gehörten im Jahr 2019 insgesamt 112.164 evangelische Christen. Das sind 2,1 Prozent weniger als im Jahr 2018 (114.613). Grund für den Rückgang ist vor allem, dass die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Taufen und Eintritte in die evangelische Kirche deutlich übersteigt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1449 verstorbene Kirchenmitglieder im Kirchenkreis Siegen evangelisch bestattet. Dem stehen Taufen von 755 Kindern bis 13 Jahren sowie 136 Eintritte in die evangelische Kirche gegenüber. Zu den Eintritten gehören neben den Aufnahmen von Menschen, die vormals konfessionslos waren oder einer anderen Glaubensgemeinschaft angehörten, auch die Taufen von Erwachsenen und Jugendlichen ab 14 Jahren.

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Wie in der evangelischen Kirche in ganz Deutschland ist auch im Kirchenkreis Siegen die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr spürbar gestiegen. Im Jahr 2019 verließen insgesamt 868 Menschen die evangelische Kirche im Siegerland und Olper Raum (2018: 731). Der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg bedauerte besonders die gestiegene Zahl von Kirchenaustritten. Dieser zunehmenden Entfremdung müsse die Kirche begegnen, indem sie auf die Menschen zugehe und ihnen vor allem zuhöre.

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„Die Zahlen sind auch eine Aufforderung für uns, die Relevanz der christlichen Botschaft immer wieder neu in einfacher Weise ins Leben zu übersetzen“, sagte Stuberg. Die Kirche müsse in vielen einzelnen vertrauensvollen Gesprächen vermitteln, warum die Botschaft von der Liebe Gottes im Leben Orientierung geben und tragen kann. Das hätten die Kirchengemeinden im Siegerland und Olper Raum zuletzt in der Corona-Krise versucht, in der Pfarrerinnen und Pfarrer sich in vielen seelsorgerlichen Gesprächen den Sorgen und Nöten der Menschen angenommen und Kirchengemeinden etwa mit Einkaufshilfen praktische Unterstützung geleistet hätten.

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Die katholische Kirche

Im Jahr 2019 sind im Dekanat Siegen 1077 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Für Dechant Karl-Hans Köhle ist die Antwort auf die Austrittswelle der „Primat der Evangelisierung“, von der Papst Franziskus in seinem Schreiben an die Katholiken in Deutschland sprach. Viel wichtiger als innerkirchliche Strukturreformen sei es jetzt, den Menschen wieder die Botschaft nah zu bringen, aus der heraus die noch 9,1 Prozent praktizierenden Katholiken leben.

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Der Dechant nennt Seelsorgeorte in Siegen-Wittgenstein, an denen niederschwellig den Menschen begegnet werde- zum Beispiel das City-Pastoral K 3, das Geistliche Zentrum Eremitage Franziskus, die Kolumbariumskirche in Weidenau, Hochschulgemeinde und Klinikseelsorger. „Dort gehen wir, ganz im Sinne des Papstes, den Menschen nach, um sie für die beste Botschaft der Welt zu gewinnen“, so Dechant Köhle. Er sei dankbar für alle Initiativen, die durch Priester, Diakone, Gemeindereferentinnen und ehrenamtlich Engagierte in den Pfarreien geschehen.

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