Siegen. Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine: Die Planungen für den Ökumenischen Kirchentag in Siegen sind eine Herausforderung. Doch das Konzept passt.
Der Termin für den Ökumenischen Kirchentag in der Innenstadt steht – auch wenn noch niemand weiß, was angesichts von Pandemie und weltpolitischer Lage dann genau möglich sein wird. Am 18. Juni, so jedenfalls die feste Planung, gehen der Evangelische Kirchenkreis Siegen und das Katholische Dekanat Siegen aber mit drei Themeninseln und einer Bühne in die Fußgängerzone; dahin, wo die Menschen sind. Das Thema: „Glaube, Liebe und Hoffnung.“
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„Es macht viel Spaß“, sagt Volker Schubert, Pfarrer in der Superintendentur und maßgeblich mit der Organisation beschäftigt, über die Vorbereitungen. Natürlich seien die Rahmenbedingungen schwierig: „Wir müssen immer zweigleisig planen.“ Das sei schon eine Herausforderung. Noch dazu eine, an der irgendwann auch finanzielle Aspekte hängen – etwa bei der Frage, wann Bühnen, Toiletten, sonstige Infrastruktur definitiv zu buchen sei. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Sommer stimmten aber, was Corona und die damit verbundenen Einschränkungen betrifft, in einem gewissen Umfang optimistisch, wie Dekanatsreferentin Daniela Ballhaus anmerkt: „18. Juni, ein besserer Zeitpunkt geht ja gar nicht.“
Ökumenischer Kirchentag in Siegen: Idee lange vor Pandemie und Krieg in der Ukraine
Die Idee für den gemeinsamen Kirchentag entstand vor der Pandemie – und erst recht lange vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Inzwischen sind also zwei prägende Faktoren hinzugekommen, die auf die Planungen Einfluss haben und mit denen wohl niemand gerechnet hat. Inhaltlich wird beides sicher eine Rolle spielen. Das vorgesehene Format war aber von Anfang an so konzipiert, dass es auch für diese veränderte Lage perfekt passt. „Wir gehen raus. Wir warten nicht, bis die Menschen zu uns kommen“, sagt Volker Schubert.
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Das beruhe auch auf den Erfahrungen mit den Feierlichkeiten zu „500 Jahre Reformation“, bei denen der Kirchenkreis 2017 ebenfalls in der Innenstadt präsent war. „Wir haben da ausgesprochen tolle Erfahrungen gemacht“, betont Superintendent Peter-Thomas Stuberg. Die Reaktion vieler Menschen darauf, „dass wir uns als Kirche im Fußgängerzonenbereich aufgehalten haben“, seien positiv gewesen. So solle es auch diesmal sein: „Wir wollen den Kirchentag als Begegnungsfläche einrichten. Hauptakzent ist, Interesse an den Menschen zu zeigen.“
Siegen: Ökumenischer Kirchentag bietet auch Raum für Kritik an der Kirche
Bei einer ökumenischen Pfarrkonferenz vor drei Jahren sei die Entscheidung für diesen Kirchentag gefallen, sagt Dechant Karl-Hans Köhle. Es gehe darum, öffentlich zu zeigen, „dass Kirche etwas für die Gesellschaft tun kann“, etwa „die Kardinaltugenden Glaube, Liebe und Hoffnung in die Politik tragen“. Allen Beteiligten ist klar, dass momentan die Missbrauchsskandale auf das Bild von Kirche ausstrahlen. Aber der Dechant unterstreicht, dass damit nicht die grundsätzlichen Werte des Christentums diskreditiert würden. „Christus ist das Licht – nicht die Kirche“, sagt Karl-Hans Köhle. „Nicht Christus ist schuld, sondern die Menschen.“ Unerlässlich sei es, „die Kritik sehr ernst zu nehmen und Aufklärungsarbeit zu leisten – so schmerzhaft die auch ist –, Buße zu tun, um Entschuldigung zu bitten.“
Vier Standorte
Die Themeninseln für den Ökumenischen Kirchentag werden am Scheinerplatz, am Siegufer und in der Bahnhofstraße aufgebaut. Die Bühne steht auf der Siegbrücke. Die Plakatwerbung startet in wenigen Wochen.
Raum für Kritik an der Kirche oder an einzelnen Punkten soll der Aktionstag ohnehin auch bieten. An der Glaubensinsel „Hoffnung“ gibt es sogar extra ein „Motzmobil“. Vor allem geht es aber um Begegnung auf Augenhöhe. Niemand trete mit dem Ansatz an, „Die Kirche sagt dies und das, die Kirche ist schlau – und alle anderen nicht“, hebt Peter-Thomas Stuberg hervor. Der Kirchentag werde auch keine Messe im Sinne einer Leistungsschau, bei der „wir uns in zu gloriosem Licht darstellen“, sondern „ein Gesprächsangebot über christliche Inhalte“. Und über alle Fragen, die Menschen beschäftigen – mit Augenmerk darauf, welche Antworten Kirche auch in der Gegenwart anbieten kann.
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