Siegen. Ende August 2022 feiert Siegen wieder Stadtfest – erstmals klimaneutral. Wie das bei Licht, Ton, Essen und Trinken funktionieren soll.

  • Zum Stadtfest will Siegen vor allem beim Verkehr Emissionen einsparen
  • Zehntausende Besucher reisen am besten nicht selbst an und ab, sondern mit Sonderbussen
  • Auch bei der Energieversorgung soll aufs Klima geachtet werden

Nachdem die Stadtfeste 2020 und 2021 coronabedingt abgesagt werden mussten, soll Ende August 2022 wieder gefeiert werden. Und das klimaneutral: Unter anderem durch Energiesparen und Anreize zur Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs.

Das Siegener Stadtfest 2022 Ende August: Die Eckdaten

Am Wochenende 26. bis 28. August wird die gesamte Innenstadt zur Bühne für die Großveranstaltung, entlang Bahnhofstraße und Kölner Straße, Markt, Kölner Tor und Sandstraße. Die Stadt geht von 70.000 bis 130.000 Besucherinnen und Besuchern aus, für die unter anderem Programm auf vier Bühnen (Siegbrücke, Kölner Tor, Sandstraße, Schlossplatz) geboten werden, mit Musik, Tanz, Artistik und Comedy. Dazu kommen Gastronomiestände, Information und Aktion.

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Die Stadt kalkuliert derzeit mit einem Budget von 200.000 Euro. 94.000 Euro davon sollen als Sponsoring aufgebracht werden, 60.000 Euro aus Vermietung und Verpachtung, Becherverkauf 26.000 Euro, aus dem Kulturetat der Stadt fließen 20.000 Euro.

Mit diesen Maßnahmen soll das Siegener Stadtfest klimaneutral werden

Standbetreiber sollen nicht zu viele Auflagen bekommen – aus Rücksicht auf deren pandemiebedingt schwierige Situation. Die Stadt verfolgt vielmehr eine „offene und informierende“ Herangehensweise, heißt es in der Vorlage von Kulturabteilung und Stabsstelle Klimaschutz für die Politik. Beteiligte sollen zum Klimaschutz ermuntert werden, statt sie zu zwingen. „Vermeiden – Vermindern – Kompensieren“ sei dabei der Grundgedanke, vor diesem Hintergrund soll der CO2-Ausstoß gezielt gesenkt werden. „Treibhausgasemissionen entstehen überall und in vielen Bereichen einer städtischen Großveranstaltung“, heißt es, vor allem in den Bereichen Abfall und Mobilität.

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Müllvermeidung. An den Essens-Ständen soll essbares, kompostierbares oder Mehrweggeschirr verwendet werden. Wie etwa auch bei der Konzertreihe „MittwochSIn“ ist ein Bechersystem geplant; die Kunden kaufen ein Trinkgefäß und können es dann für die ganze Veranstaltung verwenden. Auch Flyer und ähnliche Werbemittel wird verzichtet.

Energie und Wasser. Ohne Licht, Ton und Wärme geht es nicht – aber vermeiden oder vermindern sei möglich, so die Stadt: Stromanschlüsse für Bühnen und Stände sollen von einem Dienstleister gelegt werden, für die städtischen Anschlüsse liefern die Siegener Versorgungsbetriebe SVB Ökostrom, was auch für die anderen vorgesehen ist. Für Werbung und Deko sollen LEDs eingesetzt werden. Standbetreiber zahlen eine leicht erhöhte Strompreispauschale.

10.000e Besucher fahren am besten gar nicht erst mit dem Auto zum Siegener Stadtfest

Mobilität. Zehntausende Menschen müssen irgendwie in die Stadt kommen – wenn sie das mit dem Auto tun, verursacht das nicht nur Emissionen, es gibt auch nicht genug Platz zum Parken. Wegen Lage, Topografie und bisheriger Verhaltensmuster der Menschen sei An- und Abreiseverkehr erfahrungsgemäß die größte Quelle von Treibhausgas. Auch die Logistik vor Ort, Materialanlieferung etwa, spielt dabei eine Rolle. Bus, Fahrrad und zu Fuß gehen sollen dabei helfen, Wegstrecken vermeiden, zumindest aber zu reduzieren, was zum Beispiel auch die Lärmbelastung für Anwohner reduzieren helfe. Die Kernstadt soll verkehrsberuhigt, Bus und Bahn, Fahrrad und Fußverkehr klar bevorzugt werden. Für Fahrräder soll bewachter Parkraum am Herrengarten eingerichtet werden, ebenso Park-and-Ride-Angebote für Autos mit Anschluss ans öffentliche Verkehrsnetz. Ein entgeltfreies ÖPNV-Angebot soll geschaffen und im Vorfeld umfangreich kommuniziert werden.

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Die Verwaltung möchte den Parkraum am Stadtfest-Wochenende nicht teurer machen und setzt daher auf Anreize, Bus und Bahn zu nutzen. Besucherinnen und Besucher aus dem Siegener Stadtgebiet und aus einem Radius von etwa 15 Kilometern sollen den ÖPNV entgeltfrei nutzen können. Dazu soll es zusätzliche Busse für einen regelmäßigen An- und Abreiseverkehr geben, auch nach Veranstaltungsende. Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd VWS haben ein Verkehrskonzept ausgearbeitet – organisatorisch werde ein eigenes Stadtfest-Ticket nicht machbar sein, daher müsse auch der reguläre Linienverkehr am Stadtfestwochenende kostenlos für Fahrgäste sein. Sonderfahrten führen von Siegen nach Kreuztal, Netphen, Freudenberg, Wilnsdorf/Burbach/Neunkirchen und Siegen-Süd und sind für alle kostenlos – ohne Ticket. Auf regulären Fahrten gilt das dann gültige 9-Euro-Ticket oder die ganz normalen Fahrausweise. 21.400 Euro wird das kosten, die Stadt bezahlt es aus dem Topf für Klimaschutzmaßnahmen.

Siegen will unvermeidbare Stadtfest-Emissionen kompensieren

Kommunikation. Über Ziele und Maßnahmen soll früh und ausgiebig informiert werden – und nachher soll aufgearbeitet werden, wie effektiv das funktioniert hat.

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Kompensation. Gänzlich vermeidbar sind Emissionen bei einer solchen Großveranstaltung nicht. Die Stabsstelle Klimaschutz wird nachher eine Bilanz erstellen und Kompensationszahlungen für verschiedene Projekte in die Wege leiten.