Kreuztal. Stadtteilbüro Fritz-Erler-Siedlung und Familien-Grundschulzentrum arbeiten eng zusammen. Der Geldhahn des Landes ist vorerst zugedreht.

Quartiermanagement in der Fritz-Erler-Siedlung und Familienstützpunkt an der Grundschule an Dreslers Park: Beide Angebote der Stadt hängen zusammen – viele Grundschulkinder wohnen schließlich in der Siedlung. Finanziert wurden sie über das Landesprogramm „Soziale Stadt“. Das ist nun vorbei, die Stadt kämpft um die Zukunft beide Einrichtungen. Das Quartiersmanagement wird die Stadt 2023 und 2024 zunächst auf eigene Rechnung weiterführen, sein zentraler Ort ist das gerade erst erweiterte Stadtteilbüro, das wiederum als Mehrgenerationenhaus auch weiterhin mit Bundesmitteln gefördert wird. Das Votum im Sozialausschuss war einstimmig. „Ich freue mich, dass wir uns einige sind“, sagte Vorsitzende Simone Farr (Grüne).

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Quartiersmanagement ist an Städtebau gekoppelt

Die Stadt arbeite an einem neuen Handlungskonzept mit weiteren Investitionen in die Stadtmitte, berichtete Stadträtin Edelgard Blümel, in der Hoffnung, dass die Städtebauförderung dann auch wieder das Quartiersmanagement einschließe. Sicher sei das nicht, sagte die Beigeordnete. Ihr Wunsch an das Land, Städtebau und soziale Arbeit zu „entkoppeln“, bleibt bisher unerfüllt: „Sehr bedauerlich.“ Schließlich brauchten – zum Beispiel - junge Menschen oder Migranten, die ins Seniorenalter kommen, Unterstützung unabhängig davon, ob gerade ein Quartiersplatz, ein Bildungs- und Sportcampus oder ein Fußweg in die Stadtmitte gebaut wird. „Es darf keine Unterbrechung der Arbeit geben. Sie könnte nur mühsam wieder aufgebaut werden.“

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Neuanfang nach Unterbrechung würde schwierig

Vorerst erhöht sich der Kostenanteil der Stadt von 61.000 auf 135.000 Euro pro Jahr. Für Bernd Meichelböck (SPD) stellt sich dieser Weg alternativlos dar: „Die Menschen leben ja weiter da. Wenn wir nicht schnell eine feste Zusage geben, werde die Mitarbeiter weggehen.“ Für Sozialarbeiter sei es derzeit leicht, eine Beschäftigung zu finden. „Dann fangen wir wieder bei Null an.“ Meichelböck erinnerte an die vor mehr als 30 Jahren geführte Debatte über den Fortbestand der AWO-Beratungsstelle am Eggersten Ring, die 2006 ins Stadtteilbüro überging, das wiederum 2009 in den Neubau an der Danziger Straße einziehen konnte: „Das will ich nicht noch einmal erleben.“ „Uns ist allen klar, wie wichtig diese Arbeit ist“, pflichtete Björn Eckert (Grüne) bei. Durch neue Herausforderungen sei die Arbeit „noch viel nötiger geworden“, sagte Philipp Krause (CDU).

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In einer ähnlichen Situation ist der 2018 an der Grundschule an Dreslers Park eröffnete Familienstützpunkt. Landesweit gab es damals weniger als zehn solcher Einrichtungen. Heute sind es rund 140, die unter dem Namen „Familien-Grundschulzentrum“ vor allem im Ruhrgebiet arbeiten. Uwe Montanus, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend, Familie und Stadtteilmanagement, äußerte sich zuversichtlich: „Es deutet sich an, dass das Land da einsteigt – da tut sich was.“

Stadtteilbüro hat viele Partner

Stadtteilbüro: Das Angebot des Stadtteilbüros ist umfassend: Krabbelgruppe für Babys, Kindersprachkurs und Spieletreff für Kinder im Grundschulalter, für die älteren Jugendlichen Mädchentreff und Mitternachtssport, das ABC-Bingo für Alphabetisierung und Spracherwerb, Seniorenfitness und Smartphone-Sprechstunde, „Mama lernt Deutsch“ und für alle der Yuliyan Chor - benannt nach Chorleiter Yuliyan Atanasov - , schließlich Beratungsangebote von Migrations- über Schulden bis zu Suchtproblemen. Das Team des Stadtteilbüros arbeitet mit der städtischen Jugendförderung, dem Familienstützpunkt, Bürgerstiftung, AWO, Diakonie, Caritas sowie Ehrenamtlichen zusammen, die zum Beispiel „Radeln ohne Alter“ (mit der Rikscha) und Basketball für Jugendliche unterstützen.

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Nach Corona großer Nachholbedarf bei Schulkindern

Familien-Grundschulzentrum: Das Familien-Grundschulzentrum, das jetzt ebenfalls im Sozialausschuss seinen Jahresbericht vorlegte, macht Elterncafés, begleitet Übergänge von der Kita in die Grundschule und von dort zu den weiterführenden Schulen, organisiert für die Kinder Ferienspiele und Schwimmkurse und bietet eine tägliche Elternsprechstunde an. Homeschooling und Homeoffice wurden ebenfalls Thema. Eingebunden ist das Zentrum auch in die Nach-Corona-Aufholangebote. „Der Bedarf an Unterstützung ist immens gewachsen“, heißt es in dem Bericht. Die Folgen der Pandemie seien gravierend: „Die Versuche, die Familien auf digitalem Wege zu erreichen, waren nicht sehr erfolgreich.“ Oft schon, weil es an den nötigen Geräten fehlte.

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