Kreuztal. Die Stadt Kreuztal tritt der Initiative „Familienzentren an Grundschulen in NRW“ bei. Der Stützpunkt im Zentrum wird gut genutzt.

28 Nationen kommen in der Grundschule an Dreslers Park zusammen. 81 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund, viele leben in der Fritz-Erler-Siedlung. „Wir erleben oft unterschiedliche Erwartungen bei Eltern und Lehrern. Das versuchen wir aufzulösen“, sagt Sozialarbeiterin Margret Dick vom Familienstützpunkt an der Grundschule. Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es das niederschwellige Angebot für Eltern, das die Stadt in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung aus Olpe (kefb) anbietet. Margret Dick hat seitdem die Bedarfe ausgelotet, erste Angebote vermittelt und nun dem Sozialausschuss der Stadt einen Zwischenbericht gegeben.

Kompetenz der Eltern stärken

„Wir wollen kurze Wege schaffen und verstehen uns als Informationsdrehscheibe“, sagt Margret Dick. Sie spricht viele Sprachen und ist immer vor Ort. Ihr Mission an der Grundschule in Dreslers Park: „Wir wollen die Erziehungskompetenz der Eltern stärken und Bildungsangebote schaffen“, sagt sie. Für Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte bietet sie passgenaue Hilfen an – vom Beratungsgespräch und dem regelmäßig stattfindenen Elterncafé, über ein Nähcafé und Freizeitangebote für Familien bis hin zu Informationsmappen für die Einschulung. Das Angebot ist vielfältig und an die Bedürfnisse der Klienten angepasst. „Wir haben bereits 20 eigene Angebote in elf Monaten vermittelt“, sagt Dick. Insgesamt hätten 287 Menschen daran teilgenommen, 141 davon Eltern. „Und das Angebot steigt.“ Jedes halbe Jahr gebe es neue Flyer, die auf alle Kurse und Hilfsangebote hinweisen. Auch beim Tag der offenen Tür in der Grundschule bewirbt Margret Dick den Familienstützpunkt – auf mehreren Sprachen, um die Hemmschwelle zu senken. Auch Sprachkurse vermittelt die Sozialarbeiterin. Es gebe nicht nur kulturelle Unterschiede zu überwinden. „Auch Schule verändert sich“, sagt Margret Dick. So hätten nicht wenige Eltern in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit der Schule gemacht, selbst wenig Unterstützung erfahren, eine schlechte Bildung oder unter Lehrern gelernt, die ihnen Angst gemacht hätten. Das sei vor allem bei Sinti und Roma zu beobachten.

Übergänge aktiv gestalten

Viele Eltern würden darüber hinaus ihre Kinder nicht ausreichend unterstützen, sagt die Expertin – beispielsweise beim Übergang von Kindergarten zu Grundschule oder von Grundschule zu weiterführender Schule. Ihre Erziehungskompetenz soll gestärkt werden. „Wir bieten auch an, gemeinsam mit den Familien zu den Schulen zu gehen“, erklärt Margret Dick.

Die Organisation

Antragstellung und Koordination sind bei der Stadt Kreuztal im Amt für Kinder, Jugend, Familie und Stadtteilmanagement angesiedelt. Ort ist die Grundschule – aber bei Bedarf wird auch das Stadtteilbüro in der Fritz-Erler-Siedlung einbezogen.

Träger der Maßnahme ist die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung aus Olpe.

Der Förderzeitraum geht noch bis zum 31. Dezember 2020. Die Maßnahme kostet 173.340 Euro, der Eigenanteil liegt bei zehn Prozent.

Das Institut für Soziale Arbeit in Münster begleitet die Maßnahme wissenschaftlich.

Margret Dick wird von studentischen Mitarbeitern unterstützt. Sie sagt aber auch: „Es wird an der Schule zusätzlich ein Sozialarbeiter benötigt.“ Oft sei es auch nicht leicht, Eltern davon zu überzeugen, sich helfen zu lassen. „Das Angebot ist freiwillig“, so Dick. Außerdem sei es anonym: „Die Lehrer müssen es nicht unbedingt erfahren.“

Zusammenschluss der Kommunen

Margret Dick sagt, dass es bereits Kooperationen mit anderen Schulen gibt und weitere geplant sind. Über den sogenannten Kreuztaler Dialog stehe man in Kontakt. Auch mit dem Mehrgenerationenhaus in der Fritz-Erler-Siedlung arbeitet sie zusammen und bietet nicht selten auch dort Kurse an. Ob angedacht ist, das Angebot auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten, will Bernd Meichelböck (SPD) wissen. Stadträtin Edelgard Blümel appelliert an die Politik. „Ich würde mich freuen, wenn die Politik einen entsprechenden Antrag einbringen würde“, sagt sie im Ausschuss. „Aber dafür brauchen wir Geld.“ Das Projekt werde nur noch 1,5 Jahre gefördert. Anzufüttern und es dann einzustellen, halte Blümel nicht für richtig. Dennoch: Wie es nach Auslaufen des Förderbetrages weitergehe, sei unklar. Um zu untermauern, dass das Angebot wichtig und richtig ist, solle die Stadt der Initiative „Familienzentren an Grundschulen in NRW“ beitreten. Der Sozialausschuss folgt dem Vorschlag, den die Wübben Stiftung initiiert hat. Alle neun Kommunen, die in NRW Familienzentren eingerichtet haben, schließen sich demnach zusammen. Die Finanzierung der notwendigen Infrastruktur übernimmt die Stiftung gemeinsam mit der Auridis Stiftung.

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