Siegen-Wittgenstein. Sprunghafter Anstieg erwartet; Wie sich der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Kommunen auf immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine einstellen.
Kreis und Kommunen bereiten sich auf einen sprunghaften Anstieg der Flüchtlingszahlen vor. Die Zahl der Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, steigt jeden Tag, berichtet Landrat Andreas Müller im Kreisausschuss für Soziales, Gesundheit und Bevölkerungsschutz – und das seien derzeit noch überwiegend Personen, die ihre eigene Ausreise hätten planen und etwa bei Freunden oder Verwandten privat unterkommen können. Müller: „Das wird bei Weitem nicht reichen.“
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Dank der Erfahrungen der Jahre 2014/15, als viele Menschen in Deutschland Zuflucht suchten, sei man aber vorbereitet und erfahren. Wichtig sei, die Menschen aus dem Kriegsgebiet Willkommen zu heißen, ihnen ein Dach über dem Kopf, Halt zu geben in einem halbwegs geregelten Alltag.
Siegen-Wittgenstein rechnet mit größter Flüchtlingskrise seit Zweitem Weltkrieg
Die Kreisverwaltung geht von der größten Flüchtlingskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus, so der Landrat – aber darauf sei man vorbereitet. In der Ortsbehördenkonferenz mit den Bürgermeistern der Siegen-Wittgensteiner Städte und Gemeinden am Mittwoch habe man sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt, man stehe in ständigem Austausch, werde kommende Woche erneut zusammenkommen um die Vorbereitungen zu konkretisieren.
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Die Hilfsbereitschaft ist immens, zeigt sich der Landrat dankbar. Er sei überzeugt, dass Siegen-Wittgenstein die Situation 2014/15 hervorragend gemeistert habe – und dass man das in dieser Lage ebenfalls schaffen werde. „Eine Mammutaufgabe“, bekräftigt Müller, wiewohl derzeit noch nicht klar sei, was auf den Kreis zahlenmäßig zukomme – einige hundert oder viele tausend Menschen. „Es steht aber zu befürchten, dass die Zahl der Geflüchteten sehr groß sein wird und dass sie damit auch für uns sehr groß ist.“
Er bittet die Siegen-Wittgensteiner, die in der aktuellen Situation Menschen aus der Ukraine aufnehmen, um einen entsprechenden Hinweis ans jeweilige Rathaus, damit die Behörden besser die Übersicht behalten können – dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür, gezielt Unterkünfte schaffen zu können.
Siegen-Wittgenstein bereitet sich auf Unterbringung, Registrierung, Betreuung vor
Drängendste Probleme, darin habe Einigkeit bestanden, seien die Unterbringung, Registrierung und Einschleusen in Hilfe- und Betreuungssysteme. In dieser Reihenfolge.
Wesentliches zuerst
Es gebe Themen, die ebenfalls wichtig, aber aktuell erst einmal nachrangiger seien, berichtete Andreas Müller. „Wir kümmern uns erstmal ums Wesentliche“.
Die Impfquote in der ukrainischen Bevölkerung liege etwa bei 24 Prozent, die meisten hätten chinesische oder russische Vakzine erhalten, die in der EU gar nicht zugelassen sind.
Viele Flüchtlinge nehmen auch ihre Haustiere mit, die in großer Zahl nicht gechippt oder gegen Tollwut geimpft seien.
Unterbringung: Die Kommunen bereiten entsprechend Gemeinschaftsunterkünfte vor. Zur Mitteilung Horst-Günter Lindes (UWG), dass NRW angeblich keine Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) wie seinerzeit in Bad Berleburg oder Burbach plane und sich auf die bestehenden Landeseinrichtungen in Unna und Bochum beschränken werde, zeigte sich Landrat Müller reichlich skeptisch: Die Aussagen seien vor sieben Jahren zunächst ziemlich ähnlich gewesen. Das Land habe seine Unterbringungskapazitäten bereits von 11.000 auf 40.000 Plätze erweitert – „das dürfte in dem Tempo weitergehen.“ Wenn die Menschen nicht mehr aus Zügen steigen, sondern mit ganzen Bussen anreisen, müsse zunächst dafür gesorgt werden, dass sie ein Dach über dem Kopf haben, nicht obdachlos werden. Bei steigenden Zahlen müssten dann auch Verteilmechanismen greifen. Die kommunale Familie bereite hier Pufferlösungen vor den Sammelunterkünften vor.
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Die Kreisverwaltung hat einen Arbeitskreis unter Leitung des zuständigen Dezernenten Thiemo Rosenthal gegründet, der die Registrierung so vieler Menschen vorbereitet. Mit der Erfassung können die Geflüchteten dann alles weitere in Anspruch nehmen, von Kinderbetreuung bis Ausbildung und Arbeit. Der Verwaltungsakt soll für die Menschen unbürokratisch und möglichst digital erfolgen, kündigt der Landrat an – niemand soll für ein Papierdokument Hin- und Herfahren müssen.
Mehr Kapazitäten für Flüchtlingskinder aus der Ukraine an Kitas und Schulen
In Sachen Kinderbetreuung und Beschulung warte man noch auf die Vorgaben von Bund und Land, die in Arbeit seien. In den Kindertagesstätten werde wohl zunächst mit Gastkinderstatus gearbeitet, dann werde es schnell in Überbelegungsgruppen gehen – „und auch das wird nicht reichen“, so Andreas Müller. Die Kapazitäten müssten erweitert werden. In den Schulen die gleiche Lage: Vereinzelte Kinder könnten die Kommunen derzeit noch unterbringen, Müller geht aber davon aus, dass man schnell in einen Modus mit Willkommensklassen wechseln werde. Bei Integrations- und Deutschkursen das gleiche Bild: Aufstockung vorbereiten.
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Auf siegen-wittgenstein.de/ukraine hat der Kreis für Geflüchtete und Ehrenamtliche Informationen, Formulare und Ansprechpartner zusammengestellt. Die Seite wird laufend aktualisiert.