Siegen. Jetzt werden auch Plätze in den Schulen und Kitas gebraucht. Stadt richtet Notunterkünfte wieder her – gemeinsame Lösung für den ganzen Kreis?

Aus Wien kam der Bus mit Geflüchteten aus der Ukraine, der am Dienstagabend in Siegen Station machte – eine von vielen privaten Hilfsinitiativen. Über Online-Netzwerke, berichtet Siegens Sozialdezernent Andree Schmidt, seien Menschen „ganz schnell über weite Entfernungen“ angereist, um Passagiere aus dem Bus aufzunehmen und ihnen Unterkunft zu geben. Die wenigstens seien in Siegen selbst geblieben. Dennoch: Schon bis Mittwoch Mittag hat die Stadt rund 200 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen – im ganzen vorigen Jahr waren Siegen 80 Personen zugewiesen worden.

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„Wir bekommen sehr viele Wohnungsangebote“, berichtet Andree Schmidt. Viele Siegener stellten auch spontan Gästezimmer zur Verfügung.  Die Stadt selbst verfügt über 471 Plätze, von denen Ende Januar 283 belegt waren. Zur Verfügung steht die Turnhalle der Winchenbachschule, die „Stand by“ als Notunterkunft vorgehalten wird. „Wir prüfen auch die ehemalige Albert-Schweitzer-Schule“ – die war schon einmal als Flüchtlingsunterkunft eingerichtet, dann aber nie in Betrieb genommen worden.

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Unterkunft für Siegen-Wittgenstein?

Auch das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Tiergartenstraße, das der Bund der Stadt schon einmal zur Verfügung gestellt hatte, könnte wieder nutzbar gemacht werden – zuletzt hatte die Stadt dort Studierende aus dem Wohnheim in der Weidenauer Engsbachstraße untergebracht, die sich wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne begegnen mussten. Denkbar, so Andree Schmidt, sei aber auch, dass für den Kreis eine gemeinsame Unterkunft geschaffen werde oder das Land – wie seinerzeit in Burbach und Bad Berleburg – wieder selbst eine Aufnahmeeinrichtung betreibe. Am Mittwochnachmittag berieten darüber die Vertreter der Siegen-Wittgensteiner Städte und Gemeinden in ihrer Ortsbehördenkonferenz.

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Die Ersten kamen ohne Eltern

Etwa die Hälfte der in Siegen ankommenden Geflüchteten sind Kinder und Jugendliche – vorigen Woche kamen die ersten beiden Kinder unbegleitet an: „Die waren von ihren Familien losgeschickt worden“, berichtet Andree Schmidt. Noch seien in den durchweg vollen Schulklassen einzelne Plätze frei. Über die Bildung eigener Integrationsklassen werde zu reden sein, „wenn die Zahlen größer werden“. Für die neu Eintreffenden sei es zwar wichtig, Alltag und Tagesstruktur zurückzubekommen. Vorrang hätten in den ersten Tagen sicher andere Fragen, weiß der Sozialdezernent: „Die müssen nicht morgen alle in die Schule gehen.“ Auch für die Kleineren, die einen Kita-Platz brauchen, werden zunächst Zwischenlösungen gesucht; Spiel- oder Krabbelgruppen, in denen auch die Mütter dabeisein können.

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