Siegen. Firetrucks und Policecars: US-Einsatzfahrzeuge und Rolling Deep organisieren 1. Siegener Lichterfahrt zu den vier Kliniken und für die gute Sache

Die großen Männer mit den großen Autos haben noch größere Herzen. Irgendwie sind die Autoschrauber und US-Car-Fans Kinder geblieben, die sich für Technik begeistern – und sie wissen, dass sie Kindern mit ihrem Hobby viel Freude machen können.

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Dafür haben sich die Initiative „Rolling Deep“ und der Verein „US-Einsatzfahrzeuge“ zusammengetan für die erste Siegener Lichterfahrt: Ein beeindruckender Konvoi durch die Stadt ist geplant, mit Fahrzeugen, die das Herz jedes Autofans höher schlagen lassen, weihnachtlich geschmückt und beleuchtet – und natürlich für den guten Zweck. „Wir mögen tolle Autos und können Kindern damit super viel Freude machen“, sagt Andreas Nöker, Vorsitzender von US-Einsatzfahrzeuge.

Für den kleinen Ben zogen Rolling Deep und US-Einsatzfahrzeuge an einem Strang

Rolling Deep, die Autoschrauber mit Herz um Thomas „Tom“ Höfer, organisieren seit einigen Jahren das jährliche Tuning-Treffen auf dem Ikea-Parkplatz. Jeder, der etwas Automobiles vorzuzeigen hat, kann sein Fahrzeug dort präsentieren, der Erlös des Trubels, der immer weitere Zuschauer- und Einnahmerekorde verzeichnete, wird für die gute Sache gespendet. Die Aktion Lichtblicke profitiert seit Jahren von diesem Tuningtreffen, aber auch für den kleinen Ben aus Netphen, dessen herzzerreißendes Schicksal vor einigen Jahren die Region bewegte, setzte sich Rolling Deep ein. Gerade Bens Geschichte hat die Autofans bestärkt, diesen Weg weiterzugehen. „Wir konnten genau die 10.000 Euro spenden, die für eine aufwendige Forschungstherapie noch gefehlt haben“, erinnert sich Höfer.

Wenn sich einige US.Trucks aufreihen, bleibt kaum noch Platz zum Rangieren. Entsprechend genau sind die Planungen für die 1. Siegener Lichterfahrt.
Wenn sich einige US.Trucks aufreihen, bleibt kaum noch Platz zum Rangieren. Entsprechend genau sind die Planungen für die 1. Siegener Lichterfahrt. © US-Einsatzfahrzeuge | Andreas Nöker

US-Einsatzfahrzeuge ist hervorgegangen aus einer WhatsApp-Gruppe von gleichgesinnten Autofans um Andreas Nöker aus Altenkirchen. Sie kommen vorwiegend aus dem Sauer- und Siegerland und dem Westerwald und ihre Leidenschaft, der Name sagt es: Die ikonischen Einsatzfahrzeuge aus den USA, die in fast jedem Hollywood-Film auftauchen – Fire Trucks, Police Cars und -Bikes jeglicher Art. Viele der Mitglieder sind selber Einsatzkräfte oder haben gute Kontakte zu Feuerwehren, Rettungsdiensten, Polizeien. Denn die meisten Einheiten haben schließlich selber irgendwo historische Einsatzfahrzeuge stehen und begeistern sich entsprechend fürs Thema.

Die Autofans aus Siegen und Umgebung sind stetig für die gute Sache im Einsatz

Die US-Einsatzfahrzeuge haben 2020 ihre erste Lichterfahrt organisiert, in Hildesheim. Da lief nicht alles glatt, irgendwann musste die Polizei abbrechen – aber aus Fehlern kann man lernen. Trotz Corona versuchte man Kinderaugen zum Strahlen zu bringen, leider zu erfolgreich: Mehr als 40.000 Zuschauer an der Strecke sprengten das Sicherheitskonzept und zwangen die Polizei zum Abbruch. Danach reifte die Entscheidung, einen Verein zu gründen, erzählt der Freudenberger Thomas van Weerth, der selbst einige US-Polizeifahrzeuge besitzt – eine Veranstaltungsversicherung ist bei solchen Aktionen überaus hilfreich. Und weil der Verein gemeinnützig ist, kann er Spendenquittungen ausstellen. Das hilft bei der Sponsorensuche.

Santa Claus passt zum Feuerwehrrot: Die US-Einsatzfahrzeuge waren schon häufiger zu Gast an der DRK-Kinderklinik in Siegen.
Santa Claus passt zum Feuerwehrrot: Die US-Einsatzfahrzeuge waren schon häufiger zu Gast an der DRK-Kinderklinik in Siegen. © US-Einsatzfahrzeuge | Andreas Nöker

Zeitgleich überlegte Thomas Höfer, wie er etwas Gutes tun könnte – Rolling Deep konnte 2020 coronabedingt nicht stattfinden. Er wandte sich an Andreas Nöker, „ich wusste, dass er Bock hat und er war auch sofort Feuer und Flamme“, erzählt Höfer. Denn Nöker überlegte seinerseits schon an einer Aktion, um Spenden zu sammeln für die DRK-Kinderklinik in Siegen. US-Einsatzfahrzeuge war schon häufiger zu Gast in der Kinderklinik, die Mitglieder hatten zum Beispiel zur Freude der kleinen Patienten in amerikanischen Uniformen die Stationen besucht.

Die kleinen Patienten der DRK-Kinderklinik Siegen freuen sich, wenn die Mitglieder in deutschen und US-Uniformen den Stationen einen Besuch abstatten.
Die kleinen Patienten der DRK-Kinderklinik Siegen freuen sich, wenn die Mitglieder in deutschen und US-Uniformen den Stationen einen Besuch abstatten. © US-Einsatzfahrzeuge | Andreas Nöker

Das passte wie die Faust aufs Auge. Schon beim Engagement für den kleinen Ben hatten Nöker, van Weerth, Höfer und ihre Mitstreiter am selben Strang gezogen, US-Einsatzfahrzeuge war mit dem ganzen Tross zu dem Jungen nach Hause gefahren, als er schon zu krank war, um selber zu Veranstaltungen zu kommen. „Jeder Tag länger hat sich gelohnt“, sagt Thomas van Weerth. Sich gemeinsam für Ben einzusetzen, ihm eine Freude zu machen: „Das war schöner als alles, was wir bisher gemacht haben“, bestätigt Thomas Höfer. Gemeinsam entschied man, den Erlös zwischen der Kinderklinik und der Aktion Lichtblicke zu teilen.

Die 1. Siegener Lichterfahrt führt an allen vier Krankenhäusern vorbei – für Patienten

Rund 50 Fahrzeuge werden am Samstag, 4. Dezember, ab etwa 16.45 Uhr durch Siegen fahren. THW und Feuerwehr sollen auch eingebunden werden, kündigt Andreas Nöker an – der finale Plan steht noch nicht bis ins letzte Detail. Die Footballmannschaft der Siegen Sentinels, die Cheerleader Coronette Dancers sowie die Siegen Guards werden entlang der Strecke Spenden einsammeln. Wie es sich für eine ordentliche Weihnachtsparade nach amerikanischem Vorbild gehört. „Ich hab’ heute noch Tränen in den Augen, wenn ich daran denke, wie die Kinderaugen strahlten, als wir in Hildesheim vorbeigefahren sind“, sagt Nöker.

Hoffen auf hohe Summe

Eine vierstellige Spendensumme soll schon zusammenkommen, da sind sich die Organisatoren einig. Besser noch fünfstellig.

Das Spendenkonto bei der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen hat die IBAN „DE73 2519 3331 1152 6190 00“. Empfänger: US Einsatzfahrzeuge e.V.; Verwendungszweck: „Lichterfahrt Siegen“.

Für die Vorbereitungen braucht es einen großen Parkplatz – die Fahrzeuge haben teils gewaltige Ausmaße, wenn zehn US-Trucks ankommen, „kann man nicht groß rangieren“, sagt Andreas Nöker. Der Zug muss so stehen, wie er fahren wird, dazwischenmogeln ist nicht drin. Auch eine Lehre aus Hildesheim. Los geht es am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling Richtung Innenstadt, durch die Oberstadt bis Weidenau und zurück auf den Wellersberg. Die Route führt entlang an allen vier Siegener Krankenhäusern – aus gutem Grund. „Wir wollen allen Patienten, die in der Weihnachtszeit im Krankenhaus sein müssen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt Thomas Höfer. Am Start- und Zielpunkt sind wegen der Coronaschutzverordnung leider keine Zuschauer zugelassen, auch an der Strecke sollte auf Abstand Maske geachtet werden.

Stadt Siegen und die Polizei sind begeistert von der Lichterfahrt

Eine erste Informationsveranstaltung am Kölner Tor in Siegen kam gut an, von Stadt und Polizei unterstützt. „Das macht riesig Spaß mit denen“, betont Andreas Nöker. Über seine Erfahrungen mit dem Tuningtreffen hat Höfer gute Kontakte zu Politik und Behörden, die sofort angetan waren von der Idee. „Stadt und Polizei haben auch richtig Bock“, sagt Thomas van Weerth, der selbst Sanitäter ist. Bei der Polizei kursierten bereits die Videos von der Hildesheimer Lichterfahrt, „die waren total entspannt und haben für uns sogar das Verkehrskonzept erstellt“, freut sich der Freudenberger. „Die hatten sogar schon mit Hildesheim telefoniert, worauf sie achten müssen“, bestätigt auch Andreas Nöker. Er habe gehört, dass bei der Polizei bereits versucht werde, Dienste zu tauschen – alle wollen dabei sein. Dafür haben die Autoexperten jedes Verständnis. „Kinderaugen strahlen lassen“, sagt Thomas Höfer, „was Besseres gibt es nicht.“

Nicht nur Autos gehören zum Konvoi, der 1. Siegener Lichterfahrt, sondern natürlich auch Motorräder.
Nicht nur Autos gehören zum Konvoi, der 1. Siegener Lichterfahrt, sondern natürlich auch Motorräder. © US-Einsatzfahrzeuge | Andreas Nöker

Zur Geschichte: Die erste amerikanische Christmas-Parade wird auf etwa 1920 datiert: Damals erhielten amerikanische Feuerwehrleute einen neuen Wagen, dieser wurde in der Weihnachtszeit der Bevölkerung in einer Parade präsentiert – die war begeistert und so wiederholte man die Aktion in den folgenden Jahren, die stetig größer wurde. Die Weihnachtsparaden sind in vielen Städten der USA heute nicht mehr wegzudenken.

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