Freudenberg/Ferndorf. . Der Freudenberger Thomas van Weerth fährt seit März mit seinem eigenen US-Streifenwagen durch die Gegend - und begeistert auch Tochter Olivia.

Es ist ruhig an diesem sonnigen Abend auf dem Wanderweg oberhalb der B 508 in Ferndorf. Menschen gehen mit ihren Hunden, Kinder fahren mit ihren Fahrrädern durch die Abendsonne. Plötzlich taucht am Horizont ein besonderes Einsatzfahrzeug auf. Die Kinder zücken ihre Handys, um Fotos zu machen. Menschen bleiben stehen und staunen.

Das Fahrzeug kommt näher. Der kräftige, 246 PS starke V8-Motor ist gut zu hören, klingt imposant. Es ist ein echter amerikanischer Streifenwagen mit der Beschriftung „Springfield Police“. Direkt dahinter: ein Streifenwagen der Kreuztaler Polizei.

Nach kurzer Fahrt wird der amerikanische Streifenwagen gestoppt. Was auf den ersten Blick wie ein echte Verfolgungsjagd wirkt, ist doch nur Show. Thomas van Weerth pilotiert den amerikanischen Einsatzwagen, während seine Tochter Olivia eine „echte“ Polizeikommissarin ist und mit dem deutschen Einsatzwagen hinterher fährt.

Der Traum

„Das war ein Jugendtraum. Den gebe ich nicht mehr her“, sagt Thomas van Weerth. Er ist Notfallsanitäter beim DRK-Rettungsdienst und arbeitet auf der Rettungswache in Freudenberg. Die amerikanischen Krimis aus seiner Kinderzeit, so erzählt er, haben ihm schon damals sehr gefallen. Seither hegte der 51-Jährige den Traum, sich einen US-Streifenwagen zu kaufen – den er sich nun erfüllt hat.

Den „Ford Crown Victoria“ hat er im März für die Straße zugelassen. „Wenn man durch die Straßen fährt und die Leute überall auf den Wagen reagieren, einem zuwinken, dann ist das einfach klasse“, sagt er. Thomas van Weerth erinnert sich dabei besonders gern an eine Geschichte aus der Kinderklinik: „Ich war dort, um mit einem Kollegen vom Babynotarztwagen etwas zu besprechen. Da rief der Pförtner an, dass ich mit dem Wagen unbedingt vorbeikommen müsse“, sagt der Mann

. Am Eingang angekommen, sei der Wagen von Kindern umringt gewesen. „Sie alle kamen und wollten schauen. Wenn das die Kinder und die Leute freut, dann freut es mich auch“, so van Weerth.

Das Auto

Thomas van Weerth ist sich sicher, dass sein Wagen in den USA auch als Streifenwagen im Einsatz gewesen ist: „Ab 2004 wurden diese Modelle nur noch als Polizeiwagen gebaut und die Blitzer im Blinker waren schon ab Werk eingebaut“, erklärt er.

Generell habe der Wagen eine recht auffällige Signalanlage: Neben einem Lichtbalken auf dem Dach gibt es eine LED-Einrichtung in der Frontscheibe, eine Verkehrsleiteinrichtung in der Heckscheibe, zwei Suchscheinwerfer, Blitzer in den Blinkern vorne und hinten, unterschiedliche Signaltöne und einen Lautsprecher. „Als ich den Wagen mal mit zur Rettungswache gebracht habe, haben die Kollegen binnen weniger Minuten die Batterie der Signalanlage leer gespielt“, erzählt van Weerth und lacht.

Für die Fahrten im Verkehr kann der Freudenberger die Anlage aber nicht benutzen: „Der Lichtbalken muss mit einer schwarzen Hülle abgedeckt sein und vor jeder Fahrt werden die Sicherungen der Signalanlage herausgezogen. Sonst darf ich gar nicht erst losfahren“, erklärt van Weerth.

Der Kauf des Wagens, die weitere Aufstockung der Ausrüstung wie Dienstkleidung, ein Käfig für „Straftäter“, Fackeln, Pylonen, Sprühkreide und weitere Beklebung haben Thomas van Weerth etwa 10 000 Euro gekostet. Aber: „Wenn man einmal zehn Minuten durch Siegen fährt und die Reaktionen der Leute erlebt, hat sich das Geld schon gelohnt“, sagt er. Außerdem seien Teilnahmen an US-Car-Treffen oder Copcar-Treffen geplant, so Thomas van Weerth.

Die Tochter

Und was sagt Tochter Olivia zur ungewöhnlichen Anschaffung ihres Vaters? „Entweder man mag das, oder man mag das nicht. Ich finde es schön, dass er sich so sehr daran erfreut. Aber im ersten Augenblick habe ich erstmal gelacht“, erklärt die 24-Jährige. Das Angebot, den Wagen einmal selbst zu fahren, hat sie aber bisher immer abgelehnt: „Das habe ich ja jeden Tag auf der Arbeit. Und man muss das Berufliche und das Private auseinander halten“, erklärt sie.

Ihr Vater war es, der sie schlussendlich auf die Idee gebracht hat, Polizistin zu werden. „Sie hatte keinen wirklichen Plan B. Aber ich habe immer an sie geglaubt“, sagt Thomas van Weerth. Er habe sie darin bestärkt, bei der Polizei zu arbeiten. Und damit hat er dafür gesorgt, dass seine Tochter heute ihren absoluten Traumberuf ausüben könne.

Nach ein paar Fotos verabschieden sich beide mit einer spektakulären Staubwolke voreinander. Und auf dem Feldweg kehrt wieder Ruhe ein.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.