Siegen. . Mit Klischees aufräumen, sich für andere engagieren: „Rolling Deep“ hat beim Tuning-Treffen eine Rekordsumme für den guten Zweck zusammenbekommen.

Als Thomas Höfer hörte, dass ihre 10 000 Euro, eingesammelt beim Tuning-Treffen „Rolling Deep“, genau die Summe war, die dem krebskranken Ben aus Dreis-Tiefenbach noch für seine Therapie fehlten, musste er schlucken. Höfer, den alle Tom nennen, ist ein Paradebeispiel für „raue Schale, weicher Kern“. Der Tuning-Experte hat Schultern wie ein Gastronomiekühlschrank und ein großes Herz: „Es gibt so viele arme Menschen auf der Welt und so viele schauen weg. Bei denen will ich mich nicht hinten anstellen.“

Das Treffen

Der Erfolg des Siegener Tuning-Treffs „Rolling Deep“ Anfang Juli auf dem Ikea-Parkplatz hat Höfer und seine Mitstreiter selbst überrascht. Es war die erste Veranstaltung von Rolling Deep (fünf vorige Tuning-Treffen hatten andere Hauptveranstalter), die Vorbereitungszeit betrug nur fünf Monate, es waren 500 Autos weniger auf dem Platz – und trotzdem kam eine deutlich höhere Summe zusammen: Mehr als 26 000 Euro zugunsten der Aktion „Lichtblicke“. Und weitere 10 000 für Ben. Das Team kommt aus Höfers Freundeskreis, „was gibt’s besseres, als mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen man vertraut, die alle an einem Strang ziehen“, sagt er. Wie eine große Familie sei das.

Die Gründe

Mit Tuner-Klischees aufräumen. Darum machen sie das. „Tuner sind keine Raser“, stellt Höfer klar. Sondern Familienmenschen, Arbeitnehmer, Angestellte, die einen Teil ihrer knappen Freizeit damit verbringen, Autos umzubauen. Nicht mehr und nicht weniger. „Jeder hat das Recht, dabei zu sein, auch ein 18-Jähriger mit Auspuffblende und fünf Aufklebern wird behandelt wie die Profis.“ Die Poser, sagt Höfer, fahren meist gar nicht aus böser Absicht aufdringlich. „Sie wollen Aufmerksamkeit. Sie haben viel Geld und Arbeit in ihre Autos gesteckt, 50 Leute damit zu nerven, ist eigentlich das letzte, was ein Tuner will.“

Bei fast 800 umgebauten Fahrzeugen bei Rolling Deep mussten Polizei und Ordnungsamt nicht einen einzigen Einsatz fahren, keinen Platzverweis aussprechen. Stattdessen lobten sie das Miteinander auf dem Platz, die harmonische Stimmung unter den bunt zusammengewürfelten Leuten.

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Zeigen, was geht. Ausfahrten mit Trikes, US-Schulbussen, Straßenkreuzern – „es geht einiges im beschaulichen Siegen“, sagt Höfer grinsend. Die Veranstalter nahmen sich Zeit für die Bewertung der getunten Besucher-Autos – „eine oberflächliche Bewertung ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Tuner“, so Höfer. Der eigene Geschmack musste dabei draußen bleiben. Was dem einen gefällt, kann der nächste hässlich finden. Wichtig seien aber objektive Faktoren: „Verarbeitung, Stimmigkeit, Zusammenspiel, Handwerk“, zählt Höfer auf.

Kinderaugen zum Leuchten bringen. „Der wichtigste Grund von allen“, findet Thomas Höfer. Das Treffen sollte ein Tag für die ganze Familie werden, für jeden, der stolz auf sein umgebautes Auto ist und für jeden, den das interessiert. Und das ist es auch geworden. „Ich habe das beste Team der Welt“, findet Höfer. „Ohne die wäre das alles nicht möglich.“

Das Tuning

„Man kann alles machen – aber es muss regelkonform sein.“ Wichtigstes Gebot für Tuner ist die Straßenverkehrsordnung, sagt er. „Ich habe eine Menge gesehen und erlebt, ich weiß von den Gefahren, den Unachtsamkeiten, der Leichtsinnigkeit. Ich war auch mal so einer.“ Wer die Regeln nicht befolgt, kann sich selbst ins Unglück stürzen. Mit einer nicht eingetragenen Rad-Reifen-Kombination kann es nach einem Unfall teuer werden: Stellt ein Gutachter fest, dass die Teile nicht eingetragen waren, zahlt die Versicherung womöglich nicht.

Sein Herz schlägt für alles was „geil, alt, original und schnell ist“, sagt er. Ein Hotrod-PS-Monster gehört ihm, unter anderem, ein Golf 2 mit ordentlich Leistung unter der Haube. „Understatement wird bei mir großgeschrieben“, sagt Höfer. „Ich bin kein Plastikfreund.“

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