Siegen. Wichtiger Baustein für neues kulturelles Zentrum Siegens: Probenhaus und Heimat für Philharmonie Südwestfalen nimmt Gestalt an. Größe beeindruckt

Der Rohbau kann nur einen Eindruck davon vermitteln, wie das spätere Gebäude einmal aussieht – und in diesem Fall auch: klingt. Im Haus der Musik, künftige Heimat der Philharmonie Südwestfalen in der Siegener Innenstadt, beeindruckt durchaus die Größe des Probensaals. Akustisch kann er – noch – mit jeder gotischen Kathedrale mithalten. Große Betonflächen sind für Reden nur bedingt geeignet.

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Aber die bauakustische Herausforderung steht ja erst noch bevor. Derzeit wird nach einem Jahr Bauzeit der Rohbau an der Oranienstraße winterfest gemacht, der Akustiker führt die zweite Kontrollmessung durch – eine Orchester-geeignete Akustik in einem solch großen Raum zu schaffen, ist eine Wissenschaft für sich. Betonböden werden fertiggestellt, dann beginnen die Trockenbauarbeiten. Ende Oktober soll, so Philharmonie-Intendant Michael Nassauer, die Technik für Aufzug, Heizung, Sanität, Lüftung und Elektrik eingebaut werden. „Wir können es kaum erwarten, dieses Geschenk mit Leben zu füllen“, so Nassauer.

Das Haus der Musik in Siegen beeindruckt durch seine Größe, vor allem innen

Die Ausmaße des Gebäudes in zentraler Innenstadtlage werden vor allem im Inneren deutlich: Nicht nur der gewaltige Probensaal mit seiner meterhohen Decke und 400 Quadratmetern Grundfläche – auch die Stimmzimmer für die einzelnen Instrumentengruppen sind überaus großzügig dimensioniert, dazu kommen Funktionsräume, ebenerdige Rampe für die Instrumentenanlieferung, Tiefgarage. Der Betrieb soll voraussichtlich Ende 2022 starten.

Der Rohbau des Hauses der Musik in Siegen steht, derzeit wird er winterfest gemacht.
Der Rohbau des Hauses der Musik in Siegen steht, derzeit wird er winterfest gemacht. © Hendrik Schulz

16,7 Millionen Euro kostet das insgesamt 4000 Quadratmeter große Projekt auf dem Gelände der früheren Kita Oranienstraße, die nach der Übergangslösung in der früheren Realschule auf dem Häusling ein neues Domizil auf dem ehemaligen Roland-Gelände am Lohgraben (der Bau ist dort ebenfalls schon weit fortgeschritten) bezieht. Maßgeblich finanziert aus Stiftungsgelder und vom Förderverein, im Besonderen Barbara Lambrecht-Schadeberg.

Haus der Musik: Große Bedeutung fürs Orchester und für die Stadt Siegen

Für die Philharmonie: „Das Haus der Musik ist die Antwort auf die viel diskutierte Frage nach der Unterbringung der Philharmonie“, sagte Landrat Andreas Müller als Vorsitzender des Stiftungsrates der Philharmonie – und die sei fast so alt wie das Orchester selbst. Das 1957 gegründete „Siegerland-Orchester“ probte seinerzeit in einer alten Baracke in Hilchenbach, zog dann 1962 in die neugebaute Hilchenbacher Schützenhalle um. Diese Übergangslösung dauerte 60 Jahre an – eine ziemlich einzigartige Kooperation, so Müller, die über lange Zeit sehr gut funktioniert habe. Nicht zuletzt, weil viele Musikerinnen und Musiker über die Jahre in Hilchenbach heimisch geworden sind.

Anforderungen

Neben einer Lösung für die Kita mussten auch mit Blick auf die Lage am Fluss Vorkehrungen getroffen werden. Der Entsorgungsbetrieb der Stadt Siegen (ESi) minimiere mit seiner Baumaßnahme das Überschwemmungsrisiko und werte den Bereich hinsichtlich Aufenthaltsqualität und Ökologie auf.

Geregelt werden musste auch die Zufahrt zur Lkw-Garage (Instrumententransport), die seitlich am Haus der Musik liegt und über ein städtisches Grundstück erreichbar ist. Dort schließt auch die Brücke über die Weiß an.

Für die vielreisenden Orchestermitglieder allerdings sind zentrale Lage und Erreichbarkeit Siegens sowie die Nähe zu zahlreichen Kultureinrichtungen von Bedeutung.

Beim Richtfest für das Haus der Musik spielt unter anderem ein Streicherensemble der Philharmonie Südwestfalen um Chefdirigent Nabi Shehata (am Kontrabass).
Beim Richtfest für das Haus der Musik spielt unter anderem ein Streicherensemble der Philharmonie Südwestfalen um Chefdirigent Nabi Shehata (am Kontrabass). © Hendrik Schulz

Für die Stadt: Siegens Bürgermeister Steffen Mues spricht vom „kulturellen Zentrum“ der Universitätsstadt. Das umfasst keineswegs nur das Haus der Musik, aber es fügt sich auch ohne Städtebauprogramm ein in das „Kulturquartier“ am Löhrtor. Denn dort werden, nachdem die Erweiterung des Hallenbads Weidenau fertig und das Löhrtorbad abgerissen ist, die Gebäude für die Universitäts-Fakultät II entstehen – Bildung, Architektur, Künste, Musik. Von 4300 Studierenden gehen Stadt und Uni an diesem Teilcampus aus, von dessen Nähe zum Haus der Musik, zur städtischen Gebrüder-Busch-Musikschule, zum Löhrtor-Gymnasium sich die Verantwortlichen diverse Synergien und (vertiefende) Kooperationen versprechen. Sinnbildlich dafür könnte die geplante Brücke über die dann freigelegte Weiß stehen, so Mues, die Uni-Campus und Philharmonie-Probenhaus direkt verbindet. Auch das Gymnasium mit Musik-Schwerpunkt direkt nebenan strebe gemeinsame Projekte an.

Blick in die Tiefgarage des Hauses der Musik.
Blick in die Tiefgarage des Hauses der Musik. © Hendrik Schulz
Über diese Zufahrt zum Haus der Musik, groß genug für Lastwagen, werden Instrumente verladen.
Über diese Zufahrt zum Haus der Musik, groß genug für Lastwagen, werden Instrumente verladen. © Hendrik Schulz

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