Siegen. „Extra Lernzeit“: An der Bertha-von-Suttner Gesamtschule in Siegen können Schülerinnen und Schüler Lerndefizite aus dem Lockdown aufarbeiten.

Unterricht und Ferien – das passt nicht wirklich zusammen. Unter normalen Umständen würde das wohl kein junger Mensch freiwillig mitmachen. Aber Corona hat auch hier alles auf den Kopf gestellt. Denn einige Kinder und Jugendliche der Bertha-von-Suttner Gesamtschule Siegen kommen gerne für ihre „Extra Lernzeit“ auf den Giersberg.

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Die Siegender Schule hat in Kooperation mit der Universität Siegen ein Lernprojekt für die Ferien entwickelt, das Schülerinnen und Schülern dabei helfen soll, ihre pandemiebedingten Lernlücken auszugleichen. Das Schulgebäude ist verlassen, nur ein paar Maler und Handwerker laufen herum. Beim Betreten des Klassenzimmers ist aber alles wie immer. Laute Stimmen sind zu hören und es wirkt etwas chaotisch. Trotzdem sitzen alle an ihren Tische und machen ihre Aufgaben.

Bertha-von-Suttner Gesamtschule hilft nicht nur bei Hauptfächer

Am Projekt Extra Lernzeit können Schülerinnen und Schüler jeden Alters teilnehmen. Die Bereitschaft, Lerndefizite auf diesem Weg in Angriff zu nehmen, sei groß, sagt Anja Siebert, Didaktische Leiterin der Gesamtschule. Die Vorteile liegen auf der Hand. „Ich freue mich sehr darüber, dass unsere Schule so eine Möglichkeit zum gemeinsamen Lernen ins Leben gerufen hat“, erzählt Achtklässler Ibrahim Malatya. „Das Lernen alleine zu Hause fällt mir sehr schwer. Wenn ich etwas nicht verstehe, können mir meine Eltern nicht so weiterhelfen wie die Lehrer hier.“

Außer den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch, auf deren Aufarbeitung der Fokus liegt, werden als kleine Lernpausen auch kreative Workshops wie das Drehen von Filmen oder die Pflege des schuleigenen Naturgartens angeboten. So sollen nicht nur Lernlücken, sondern auch corona- bedingte Defizite bei den motorischen und sozialen Fähigkeiten ausgeglichen werden.

Projekt „Extra Lernzeit“

Das Projekt Extra Lernzeit ist keine Schulveranstaltung, sondern ein Lernangebot in Kooperation mit der Uni Siegen.

Die Gesamtschule stellt die Räume und die Lehrkräfte.

Die Universität kümmert sich um organsitatorische Dinge wie die Beschaffung von Corona-Tests und Versicherungen.

Die finanziellen Mittel stammen vom Bund, da es sich um ein staatliches Förderprogramm handelt.


Die Siegner Kinder und Jugendlichen sollen den Anschluss nicht verlieren

Die Förderaufgaben, die die Kinder und Jugendlichen erledigen, wurden von den Fachlehrkräften vor den Ferien von Fall zu Fall zusammengestellt. Schulleiterin Bettina Glaß sieht einen großen Vorteil der Extra Lernzeit darin, dass die Lehrkräfte die Schüler kennen und daher individuell auf deren Lernbedürfnisse eingehen können. Betreut wird das Projekt von acht Lehrkräften und Referendaren, an die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Fragen wenden können. „Das Projekt soll signalisieren: Meine Schule kümmert sich und lässt uns nicht im Stich“, sagt Studienrätin Jessica Stirnemann. Sie geht davon aus, dass es einen wichtigen Beitrag sowohl auf inhaltlicher als auch auf sozialer Ebene leistet.

Das Angebot könne den langen Zeitraum ohne Schule naturgemäß nicht komplett auffangen – aber Inhalte, die zuvor nicht klar geworden sind, könnten noch einmal detaillierter erklärt werden, damit grundlegende Zusammenhänge verständlich werden. „Denn ansonsten wird es ein langer Weg bis zu einem Abschluss“, betont Jessica Stirnemann.

Schüler Ibrahim Malatya, (8. Klasse) beim Lernen.
Schüler Ibrahim Malatya, (8. Klasse) beim Lernen. © Verena Schlüter

Die Extra Lernzeit ist ein erster Schritt zur Aufarbeitung der aufgrund von Corona entstanden Lernlücken, sagt Bettina Glaß. Es ist allerdings nur ein Baustein bei den diesbezüglichen Bemühungen der Gesamtschule. Ein anderer wesentlicher Punkt: Über die zeitaufwendige Aufarbeitung der zurückliegenden Lerninhalte hinaus dürfen keine neuen Defizite entstehen. Dafür will die Bertha-von-Sutter Gesamtschule im kommenden Schuljahr zusätzliche Lernzeiten schaffen.

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