Siegerland. Am Ende der Ferien sind die Sorgen rund um die Schulen in Siegen und Umland unverändert groß. Schüler wollen gehört werden

Nächsten Mittwoch beginnt das neue Schuljahr. Die Entscheidungen über die (Nicht-)Beschaffung von Luftfilteranlagen sind durchweg gefallen (siehe Artikel: Luftfilter sind Ladenhüter). Weitere Vorbereitungen wurden getroffen.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

So wurde vorbereitet

Die Schulen wurden gereinigt, Hygienepläne auf ihre Effektivität kontrolliert und überarbeitet, um das Ansteckungsrisiko in den Schulen so gering wie möglich zu halten. Desinfektionsmittel und Seife wurden beschafft. Um die Abstandsregeln im Unterricht einzuhalten, wird die Ordnung der Tische in den Klassenzimmern verändert. Für Grund- und Förderschulen werden Lolli-Testungen oder PCR-Pooltests vorbereitet und der Transport des Testmaterials zum zuständigen Labor organisiert. In den weiterführenden Schulen kommen Antigen-Selbsttests zur Anwendung.

Das ist die Sicht der Lehrkräfte

Luftfilter als zusätzliche Schutzmaßnahme in den Klassenräumen werden in den Berufskollegs nicht benötigt,. sagt Karsten Beineke, Lehrer des Berufskollegs Technik Siegen und Mitglied des Leitungsteams der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Siegen. Normales Lüften habe sich zusammen mit den bekannten Hygienemaßnahmen bewährt. Aus seiner Sicht ist der einzige effektive Weg, sich und seine Schüler zu schützen, eine Impfung. Er begrüßt daher das Impfangebot in den Berufskollegs im kommenden Schuljahr.

Anders sieht es bei den Grundschulen aus. Carsten Wickbold, Mitglied des Leitungsteams der GEW Siegen, fordert, dass in allen Klassenzimmern Luftfilteranlagen eingebaut werden. Wickbold bedauert, dass dieser Forderung der Lehrkräfte in Siegen nicht nachgekommen wird. „Wenn das Land unserer Forderung schon nicht nachkommt, erhoffen wir uns von der Landesregierung wenigstens, dass frühzeitig konkrete Regelungen vorgegeben werden, wie die Schulen sich zu verhalten haben, wenn das Infektionsgeschehen aufgrund der Delta-Variante an den Schulen zukünftig wieder zunimmt.“

+++ Lesen Sie auch: Luftfilter bleiben Ladenhüter +++

Die Schulen in Siegen hätten das vergangenen Herbst und Winter erlebt. „Jetzt ist es noch einigermaßen warm draußen, da ist das vorgegebene intensive Lüften kein Problem. Aber je kälter es Anfang Oktober wird, um so öfter ist die Lüftung in diesem Umfang einfach nicht mehr möglich.“ Sitzende Tätigkeiten und kalte Temperaturen ließen den Körper auskühlen, die Konzentration lasse dann auch stark nach. „Im letzten Jahr saßen wir da alle mit Jacken, Mützen und Handschuhe da und haben trotzdem gefroren. Gescheites Arbeiten ist so nicht möglich.“ Carsten Wickbold wünscht eine frühzeitige Regelung durch das Land, in der eine Mindestraumtemperatur festgelegt wird, bis zu der unterrichtet werden darf. Schulen sollten bei Unterschreiten dieser Temperatur selbst entscheiden dürfen, ob sie Präsenzunterricht anbieten können.

Impfungen

Impfungen sind an den allgemeinbildenden Schulen nicht vorgesehen, aber an den Berufskollegs und den Hochschulen.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein prüft, wie unter Berücksichtigung Hygiene-Auflagen an den Berufskollegs die Covid-19-Schutzimpfungen angeboten werden können und ob auch dort zum Beispiel der Impfbus eingesetzt werden kann.

Das Impfzentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein hat allen weiterführenden Schulen angeboten, Blockbuchungen im Impfzentrum für einzelne Klassen oder Schulen zu ermöglichen.

Die Diskussion um ein Impfangebot hält Wickbold an Grundschulen für besonders schwierig, da es noch keine generelle Impfempfehlung für unter 12-Jährige gibt. Außerdem verliefen die meisten Corona-Infektionen von Kindern an seiner Schule relativ unauffällig und symptomfrei. „In der Regel kriegen die Kinder gar nicht mit, dass sie Corona haben, sondern erst, wenn die Eltern auch erkranken“, berichtet Wickbold. Um so wichtiger sei es für Lehrer, geimpft zu sein.

So sieht es die Schülerschaft

Bezirksschülersprecher Jost Hoffmann berichtet, dass sich viele Schüler für ihren eigenen Schutz Luftfilter in Klassenräumen wünschen. Eine Stoßlüftung alle 20 Minuten, wie vom Schulministerium vorgesehen, sei ist im Hinblick auf die kalten Temperaturen im Herbst und Winter kaum umsetzbar. „Wir kommen nicht in die Schule, um mit Decken in eiskalten Klassenräumen zu sitzen.“ Jost Hoffmann findet, dass die Empfehlungen des Luftfilter-Förderprogramms überdacht werden sollten. Luftfilter könnten das Lüften zwar nicht ersetzen, aber zumindest ergänzen.

+++ Lesen Sie auch: Die schützende Biontech-.Spritze im Rettungsbus +++

„Wir Schüler haben diese Diskussion schon letztes Schuljahr miterlebt und machen den Corona-Schulalltag seit anderthalb Jahren mit - trotzdem ändert sich nichts und jetzt eine Woche vor Schulbeginn beginnt die Diskussion von Neuem.“ An den bekannten Hygienemaßnahmen werde festgehalten, ohne das sich etwas beim Infektionsrisiko an den Schulen verbessere. Die Bezirksschülervertretung fordert Konzepte zum Distanzunterricht für einzelne Klassen oder Kurse bei einem Infektionsfall, um den Schulen zusätzliche Belastung zu nehmen. Die Quarantänevorschriften für Schulklassen müssten überarbeitet werden.

„Viele Schülerinnen und Schüler hatten im letzten Jahr das Gefühl von der Politik nicht gehört zu werden.“, stellt stellvertretende Bezirksschülersprecherin Lisa Hackler fest Alle am Schulleben beteiligten Gruppen müssten transparent und gut in die kommenden Entscheidungen einbezogen werden. Auch die Digitalisierung an den Schulen müsse weiter ausgebaut werden auch mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie. „Unsere Schulen hinken in diesem Bereich immer noch zu weit hinterher, hier muss aufgeholt werden“, sagt Jost Hoffmann.

+++ Lesen Sie auch: Corona-Impfstudie an 12 Jahren startet +++

Grundsätzlich ist auch aus Sicht des Bezirksschülersprechers das Impfen die einzige Möglichkeit, Schulen wieder infektionssicher zu machen. Ein Impfangebot an Schulen würde er daher befürworten. Da jetzt in Arztpraxen auch unter 16-Jährige geimpft werden, bleibe aber abzuwarten, ob Impfungen an Schulen nach den Ferien aber überhaupt noch notwendig sind. Von einem Impfzwang für Schüler hält Schülervertreter Jost Hoffmann nichts. „Eine Impfung sollte immer auf Freiwilligkeit beruhen. Wenn man Bedenken hat, sollte man auch in der Schule nicht zu einer Impfung gedrängt werden.“

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++