Beienbach. Thomas Münch pflanzt Erdbeeren in Netphen auf rund 5000 Quadratmetern. Zum Pflücken kommen Jung und Alt. Für Diskussionen sorgt der Preis.
Thomas Münch ist Werbetechniker und seit zwei Jahren auch Erdbeeranbauer. „Ich wollte das einfach mal ausprobieren“, sagt der 37-Jährige. Seit 2019 pflanzt er Erdbeeren direkt neben der K 13 in Beienbach an. „Einige sagen, dass sie so wie früher schmecken“, sagt Thomas Münch. Vieles ist mühevolle Handarbeit in Beienbach. Das kostet: Neun Euro werden für ein Kilo Erdbeeren bei „Münch’s Erdbeerhof“ fällig. Zu teuer?
„Münch's Erdbeerhof“ in Netphen: „Meine Erdbeeren sind nicht teuer“
„Meine Erdbeeren sind nicht teuer“, sagt Thomas Münch. Schon oft musste er sich erklären. Die Leute seien andere Preise gewohnt. „Wir können die Erdbeeren hier einfach nicht billiger anbauen.“ Denn in Beienbach werden keine chemischen Pflanzenschutzmittel verwendet.
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Nur „normaler Dünger“ kommt an die Erdbeeren, sagt Münch. „Bio“ sind sie trotzdem nicht. „Dafür müsste der ganze Betrieb Bio sein.“ Thomas Münch ist mächtig stolz auf seine Erdbeeren: „Hier weiß man, wo sie herkommen und dass sie ungespritzt sind.“ Regionalität und Nachhaltigkeit sind ihm wichtig.
Netphen: Erdbeer-Anbau in Beienbach ist „nicht ohne“
Der Anbau in Beienbach ist allerdings „nicht ohne“, sagt Münch, erstreckt er sich doch auf eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern. Im Vorjahr schaut er, ob der Boden für den Erdbeeranbau überhaupt noch geeignet ist. Danach kauft er „vernünftiges Pflanzengut“. „Allegro“ und „Elianny“ sind die Erdbeersorten seiner Wahl. Und natürlich muss so oder so der Boden sorgsam vorbereitet werden.
Im März oder April werden die Erdbeeren dann händisch von Thomas Münch, seiner Freundin und Freunden gepflanzt. Danach wird zweimal mit der Hand gehackt, bis es maschinell mit dem Schmalspurtraktor losgeht. Zwischenzeitlich gilt es, immer wieder genug Wasser zu verteilen, so der Beienbacher Erdbeeranbauer. „Ich fahre dann immer erst um 20 Uhr das Wasser aus. Das kann bis 0 oder 1 Uhr gehen.“ Das ganze Erdbeerfeld managt Thomas Münch nämlich neben seinem Job in Dreis-Tiefenbach. Unkraut wird in Beienbach per Hand gejätet.
„Das Abpflücken ist fast die wenigste Arbeit“, sagt Münch. In der Erntezeit müsste viel „sauber gepflückt“ werden. Die ein oder andere Erdbeere verschimmelt, wiederum andere werden mal von einer Schnecke angeknabbert. Je mehr Erdbeerpflücker kommen, umso weniger Arbeit bleibt für Thomas Münch in der Saison übrig. Und um so mehr Menschen freuen sich über leckere Erdbeeren.
Siegerland: Erdbeerpflücker kommen von weit her nach Beienbach
Die Dillenburger Helmut und Irene Moos sind gerade bei ihrem Sohn in Rudersdorf zu Besuch. Als sie hörten, dass es in Beienbach ein Erdbeerfeld gibt, machten sie sich sofort auf den Weg dorthin. „Ich hätte nie gedacht, dass es sowas im Siegerland gibt“, sagt Helmut Moos. Seine Frau Irene denkt beim Erdbeerernten an alte Zeiten zurück: „Wir haben früher schon immer Erdbeeren gepflückt.“ Und gegen Nachmittag kommt noch ein Senior vorbei, um auf dem Feld aktiv zu werden. „Wir haben auch Hardcore-Pflücker, die bei Regen kommen“, erzählt Thomas Münch.
In der Woche sind meistens Erdbeerpflücker über 40 Jahren auf dem Erdbeerhof. „Am Wochenende kommen dann meist Jüngere oder Familien.“ Wenn die Sonne scheint, sei der Parkplatz neben dem Erdbeerfeld häufig nach einer Stunde voll, erzählt Münch. „Die Leute, die hierherkommen, haben Zeit. Sie können mit allen sprechen und vergessen alle Sorgen.“
Netphen: Erntetelefon informiert über Erntezeiten
Natürlich hilft ihnen Thomas Münch, wenn sie Fragen haben. Er wiegt nach dem Pflücken auch die Erdbeeren in einem kleinen, pinken Wohnwagen ab. In diesem Jahr informiert ein „Erntetelefon“ tagesaktuell darüber, wann Erdbeeren in Beienbach geerntet werden können. Dafür spricht Thomas Münch immer eine kurze Durchsage ein. Das erste Mal seit 2019 arbeitet er mit diesem System. Als er noch feste Öffnungszeiten anbot, kam es vor, dass Erdbeerpflücker da waren, es aber nichts mehr zu ernten gab. „Jetzt wissen die Leute ganz genau, wann es Erdbeeren gibt“, betont Münch.
Auch Spargel gibt es aus Beienbach
Thomas Münch baut in Beienbach zusammen mit Henner Braach im Spargelbetrieb „Braach und Münch“ auch Spargel an. „Angefangen habe ich aber mit den Erdbeeren im Dorf“, so Thomas Münch.
Die Spargelsaison 2021 ist schon vorbei. Sie startet jedes Jahr im Mai.
Nächstes Jahr soll es außer den Erdbeeren auch wieder Spargel in und aus Beienbach geben.
„Münch's Erdbeerhof“: Erdbeer-Anbauer mit Ernte in diesem Jahr zufrieden
„Ich habe schon als Kind immer gerne in der Landwirtschaft geholfen“, erzählt er. „Und ich wollte etwas Anderes pflanzen.“ Denn in der Region gäbe es vor allem Frucht- und Kartoffelanbau. Seit 2019 hat sich „Münch’s Erdbeerhof“ nach und nach vergrößert, mit jedem Jahr wird er besser angenommen. „Am Anfang habe ich viele Bücher gewälzt und telefoniert“, sagt Münch. Fehler merzte er nach und nach aus. Bisher kam ihm auch das Wetter nicht in die Quere: „Gewitter ist egal. Nur zu viel Wasser ist schlecht“, sagt er.
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Gerade Erdbeeren seien besonders anfällig für Krankheiten. „Wenn sie dann einmal wachsen, sind sie aber nicht zu stoppen.“ Thomas Münch ist zufrieden mit der Ernte in diesem Jahr. Auf vier bis fünf Wochen beschränkt sich in der Regel die Erntezeit in Beienbach. „Wenn es gut läuft, kann man hier noch bis zum ersten Augustwochenende Erdbeeren pflücken“, so Münch.
Für das Pflücken sind Pflückbehältnisse mitzubringen. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen. Das Erntetelefon ist unter 0170/4559759 erreichbar.
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