Fröndenberg. 5 Tipps und Antworten zum Start der Erdbeersaison: Warum sie dieses Jahr so teuer sind und wann der beste Wochentag für Selbstpflücker ist.
Johanna (10) blinzelt gegen die Sonne. „Was das Beste ist?“, fragt sie zurück. Blöde Frage. Leckere Erdbeeren zu Hause essen zu können. Nur eine Sache gefällt ihr noch besser, das fällt ihr gerade ein: „Das Naschen direkt auf dem Feld.“ Die Achtjährige drückt sich eine knallrote Erdbeere in den Mund und schmunzelt dabei.
Erdbeerfelder in Hagen, Breckerfeld, Dortmund, Unna
Naschen ist erlaubt auf dem Feld in Fröndenberg an der Ruhr. Johanna weiß das, mit ihrer Mama und ihrer Schwester ist sie aus Dortmund gekommen. Wie jedes Jahr. Denn: Die Erdbeersaison geht durch die Sonne dieser Tage gerade so richtig los – vor allem für jene, die selbst pflücken.
Deswegen: Zu Besuch bei einem der wohl größten Erdbeer-Anbieter in Südwestfalen. Der Opa hat den Betrieb vor 40 Jahren gegründet, der Vater führt ihn aktuell, sagt Maximilian Schulze Neuhoff. Der 24-Jährige wächst derzeit in den Betrieb hinein – und weiß Antworten.
5 Tipps und Antworten zum Thema Erdbeeren
1. Warum sind die Erdbeeren dieses Jahr so teuer?
Zehn Euro für das Kilo will der Supermarkt. Teuer wie selten. Oder? „Die Erdbeeren sind tatsächlich zum Teil teurer“, sagt Maximilian Schulze Neuhoff. Das habe unterschiedliche Gründe. Erstens: Der gesetzliche Mindestlohn sei gestiegen. Der Einsatz auf dem Erdbeerfeld bedeute viele Stunden Handarbeit. „Zweitens ist das Angebot noch klein“, sagt Schulze Neuhoff. Schuld daran: das Wetter. „Es war lange nass und kalt, die Erdbeeren sind nur langsam gereift und deswegen konnten nicht 100 Prozent geerntet werden.“ Normalerweise wird schon Anfang Mai das geerntet, was unter mobilen Gewächshäusern reift, dieses Mal war es erst Mitte Mai soweit.
2. Wie komme ich günstiger an Erdbeeren?
Selber pflücken! Allein der Betrieb Schulze Neuhoff hat sechs Felder für Selbstpflücker, zusammen 20 Hektar groß, in Hagen-Garenfeld, in Breckerfeld, in Witten, in Dortmund, in Unna und am eigenen Hof in Fröndenberg. Bis auf Breckerfeld sind alle seit wenigen Tagen geöffnet. Kosten für das Kilo dort: 4,50 Euro. Je mehr man pflückt, desto günstiger wird’s.
3. Ist das Selbstpflücken zu einer Art Event geworden?
„Früher kam die Oma und hat 20 Kilogramm gepflückt, um daraus Marmelade fürs ganze Jahr zu machen“, berichtet Maximilian Schulze Neuhoff vermutlich von Erzählungen seiner Ahnen. Heute sei das völlig anders: Die gepflückten Mengen seien kleiner. Viele Familien reisten an und machten aus der Ernte ein kleines Event. Foto für Instagram inklusive, damit die Community auf dem neuesten Obststand ist.
4. Gibt es beim Selbstpflücken einen Geheimtipp?
Dadurch, dass die meisten Gäste geballt am Wochenende kämen, hängt das rote Gold unter der Woche fast gelangweilt einfach nur ab. „Der Erdbeere ist aber egal, ob Wochenende ist oder nicht. Sie wächst und ist auch unter der Woche erntereif“, sagt Schulze Neuhoff. Sein Tipp daher: „Der beste Tag zum Selberpflücken ist der Mittwoch.“ Dann sind die Früchte nach einem abgegrasten Wochenende meist nachgewachsen. Reiche Ernte gewiss.
5. Muss ich beim Pflücken sonst noch was beachten? Was sollte ich tun, was muss ich lassen?
Maximilian Schulze Neuhoff muss nicht lang überlegen. „Wichtig ist, die Erdbeere mit dem Grün, also mit Stiel zu pflücken“, sagt er. Der Stiel darf nicht zu lang sein, sonst verletzt er andere Erdbeeren im Körbchen, aber dran sollte er sein. „Ist das Grün ab, hält sich die Frucht nicht so lang. Das kann man sich wie bei einer Getränkeflasche vorstellen: Ist der Kronkorken entfernt, lässt die Frische schnell nach.“ Weiterer Tipp vom Profi: „Unsere Erdbeeren müssen nicht gewaschen werden – und wenn man es macht, dann kurz vor dem Verzehr“, sagt Maximilian Schulze Neuhoff. Keinesfalls also die Früchte zu Hause als erstes ordentlich abduschen, denn auch das führt dazu, dass die Erdbeere nicht so lang haltbar ist.
<<< HINTERGRUND >>>
- Weil Erdbeeren Sonne und Wärme benötigen, ist in den Höhen des Sauerlandes noch Geduld gefragt. „Ich habe noch nicht eine rote Frucht gefunden; vor Mitte Juni wird das nichts“, sagt Martin Meiwes vom Elisenhof nördlich von Marsberg im Hochsauerlandkreis.
- Eine – nicht vollständige Übersicht – über die Selbstpflückfelder der Region gibt es unter: www.obstbaufachbetriebe.de/erdbeerfeld/
Der Betrieb Alteköster verfügt demnach über Felder in Meschede, Arnsberg, Bruchhausen und Möhnesee. In der Nachbarschaft finden sich Weilandts Erdbeerplantagen in Geseke, Salzkotten und Soest.