Siegen. Unter Alkohol rastet ein junger Mann in Siegen mehrfach aus, demoliert Autos und leistet Widerstand gegen Polizisten. Nun steht er vor Gericht.

Es tue ihm leid, wolle er sagen, erklärt der Angeklagte M.: „Ich wollte das eigentlich nicht. Aber da muss ich jetzt durch.“ Der Staatsanwalt hat sieben Monate gegen ihn beantragt, sein Verteidiger um eine „milde Strafe“ gebeten. Es geht um Sachbeschädigung, um Widerstand gegen Polizeibeamte und um einen tätlichen Angriff. Jeweils unter heftiger Alkoholisierung des 26-Jährigen.

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Der erste Vorfall liegt gut zwei Jahre zurück. Am 19. Oktober 2018 kam es zu einem Streit des Angeklagten mit einigen „unbekannt gebliebenen“ Begleiterinnen. Anschließend trat er gegen mehrere Autos, trat zwei Außenspiegel ab und verursachte einige Beulen. Einen Riss in einer Windschutzscheibe habe er aber nicht verursacht, sagt der junge Mann. Der Rest stimme wohl, „ich wollte Dampf ablassen“.

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Siegen: Angeklagter hatte Messer am Gürtel hängen

Als die Polizei dazu kam, wehrte er sich gegen deren Maßnahmen und hatte zudem noch ein Messer am Gürtel hängen. Die Beamten seien „rabiat“ auf ihn zugekommen, verteidigt sich der Angeklagte. Er habe auch nicht die Fäuste gehoben, sondern nur schützend die Hände. Das Messer gehöre zu seinem Arbeitszeug als Dachdecker, das trage er täglich am Körper, ohne sich dessen überhaupt immer bewusst zu sein.

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Der Verteidiger ergänzt noch, dass es sich um ein „Dachpappe“-Messer gehandelt habe, das besonders gekrümmt und gesichert sei, um jede Form von Verletzung zu vermeiden. Staatsanwalt und Amtsrichterin stimmen zu und verzichten auf diesen Teil der Anklage. Überhaupt fällt der Vorwurf des tätlichen Angriffs weg. Die Handlungen des Angeklagten seien aus seiner Sicht eher ganz normaler Widerstand gewesen, sagt ein Zeuge.

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Gericht in Siegen: Zeugen haben Vorfall unterschiedlich in Erinnerung

Auch beim zweiten Vorfall, diesmal am 9. Juni 2019, soll ein Messer in der Hose des jungen Mannes gefunden worden sein. Allerdings behauptet das nur einer von mehreren beteiligten Beamten. In der Anklage steht, die Frau des M. habe die Polizei verständigt und gewarnt, ihr Mann wolle mit einem Messer auf die Beamten los. Nachdem er auch deren Adoptivmutter hatte töten wollen, sie habe ihm das Messer aber bereits abgenommen.

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„Er hatte noch ein zweites in einer Hosentasche“, behauptet einer der Zeugen. Ein Kollege widerspricht später. M. habe kein Messer bei sich getragen. Dafür bestätigt der Polizist aber, angegriffen worden zu sein. M. hatte behauptet, einen der Beamten lediglich am Kragen gepackt und zur Seite geschoben zu haben. Der Zeuge spricht aber von einer Faust, die zum Schlag ausholte. Das reicht für den tätlichen Angriff.

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Angeklagter räumt vor Gericht in Siegen Probleme mit Alkohol ein

An beiden Tagen wurden bei M., der ansonsten noch nie verurteilt wurde, mehr als 1,6 Promille festgestellt. Er habe seit längerem ein Problem mit Alkohol und wolle dieses nun endlich auch angehen, sagt der junge Mann, der zweifacher Vater ist. Auch dem Staatsanwalt fällt die regelmäßige Aggression unter Alkohol auf, zumal er eine dritte Sache ähnlicher Natur aus dem laufenden Jahr auf den Tisch bekommen hat.

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„Es gibt Leute, die vertragen keinen Schnaps. Ich gehöre auch dazu“, merkt der Verteidiger an und betont, er werde M. da beim Wort nehmen. Amtsrichterin Völkel nimmt sich etwas Zeit für das Urteil, landet danach bei genau den sieben Monaten, die der Anklagevertreter gefordert hat. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt, M. bekommt einen Bewährungshelfer und soll 1000 Euro an die „Brücke“ zahlen. Der Verteidiger will noch mit dem Mandanten sprechen, es zeichnet sich aber eine direkte Annahme des Urteils ab. Auf dem Flur herrscht hinterher allgemeine Erleichterung.

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