Netphen. Wenn 2023 die Post auszieht, wäre Platz für einen größeren Discounter in der Netphener Ortsmitte.

Die Stadt Netphen plant einen neuen Anlauf zur Umgestaltung des Einkaufszentrums. Die Möglichkeit ergibt sich im Jahr 2023: Dann läuft der Mietvertrag der Post für ihr Verteilzentrum in der Talstraße aus. Die Stadt, die ihr Vorkaufsrecht in der Stadtmitte ausgeübt und das Postgebäude bereits 2015 von einer Fondsgesellschaft erworben hat, könnte dann den Abrissbagger bestellen. Zusammen mit dem Eigentümer der Nachbar-Immobilie könnte sie den Neubau des in der Innenstadt vermissten Discountmarkts ermöglichen – oder die Vergrößerung des bestehenden Norma-Marktes.

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Im Entwurf für den Etat 2020, über den der Rat am Donnerstag, 30. Januar, berät, ist der Betrag von 20.000 Euro für ein Einzelhandelskonzept eingeplant. Das ist Voraussetzung für den städtebaulichen Rahmenplan, mit dem das in den 1970er Jahren errichtete Geschäftszentrum noch einmal umgestaltet werden könnte. Das sah damals noch ganz anders aus und bestand aus der Ladenzeile am Neumarkt und einem Kontra-Markt am Hufeisenparkplatz, der an die parallel zum Neumarkt verlaufende Talstraße angebunden ist.

Erster Ausbau: Die Post

Ende der 1980er Jahre wurde zum ersten Mal angebaut. Die Stadt hatte die Talschule, eine Filiale der zu dieser Zeit noch selbstständigen Grundschule Obernetphen, geschlossen und das Gebäude 1986 verkauft. Damals entstand, wie ein Verbindungsglied zwischen Lahn- und Talstraße, am Ende des Neumarkts der Komplex mit Supermarkt und Post – durchaus nicht unumstritten: Der Betreiber des zur Rewe-Gruppe gehörenden Kontramarktes war über den Mitbewerber keineswegs erfreut, ihm war schließlich Gebietsschutz zugesichert worden. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen eröffnet schließlich im Mai 1990 ein Coop-Markt, der ebenso wie sein Nachfolger scheiterte – dann zog Norma ein. Die neuen Post nebenan öffnete ihre Schalter nur für wenige Jahre, die Zeit der Postämter war fast schon vorbei. Die Post nutzt die Immobilie seitdem als Briefverteilzentrum: Hier holen die Zusteller ihre Fuhren ab, die vom Briefzentrum auf der Wilhelmshöhe gekommen sind.

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Zweiter Ausbau: Das Kaufhaus

Um die Jahrtausendwende erfolgt die nächste große Veränderung: Die Feuer- und Rettungswache auf der anderen Seite der Talstraße, die zeitgleich mit dem Einkaufszentrum gebaut worden war, wurde abgerissen und auf der Braas neu gebaut. An ihrer Stelle eröffnete 1999 das Globus-Kaufhaus, das heute als Rewe-Petz-Markt firmiert. Der Kontramarkt wurde durch kleine Ladenlokale ersetzt. In den Folgejahren errichtete die Stadt ihr Rathaus und ließ davor den Rathausplatz anlegen. Danach geriet die Erneuerung des Geschäftszentrums allerdings ins Stocken: Ideen, wie der Hufeisenplatz von Autos befreit und zur Verweilzone verwandelt werden könnte, scheiterten am Widerspruch der Immobilieneigentümer und Geschäftsleute. Immerhin: 2018 wurde die Talstraße zur Sackgasse gemacht: Vom Hufeisenplatz an ist ein Fußgängerbereich mit Raum für Außengastronomie entstanden.

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Die Krise

Krisenstimmung brach 2010 aus, als Aldi seine Filiale schloss und seine Standorte in Dreis-Tiefenbach und Deuz ausbaute. Die Braas, auf der nach dem Neubau der Ortsumgehung, der Verlegung der Sieg und der Stilllegung der Kleinbahn Platz war, sollte nach dem Willen des Rates kein Einzelhandelsstandort werden – aus Sorge, dass die Konkurrenz jenseits der Umgehungsstraße dem Einkaufszentrum noch mehr schaden könnte. Inzwischen ist das Gelände für den Neubau einer Stadthalle vorgesehen. Immer im Blick war auch der Schotterparkplatz, auf dem vorher ein Wohnhaus stand: Auf dem Grundstück, das die Stadt 2017 verkaufte, errichtet die Siegener Runkel Treubau das „Quartier Talstraße“ mit Wohnungen, Praxen und einem Ladenlokal.

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Bleibt die Post. Die Energie, über einen Rahmenplan zu einem erneuerten Einkaufszentrum zu kommen, wird allerdings gerade weggespart: Auf dem Kompromisspapier, mit dem die Erhöhung der Grundsteuer statt um 150 auf 75 Prozentpunkte abgemildert werden soll, steht der Betrag von 20.000 Euro für das Einzelhandelskonzept zur Streichung an.

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