Siegen/Juist. . Ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt auf der Nordseeinsel Juist mit technischem Know-how aus Südwestfalen: Die Deutsche-Post-Tochter DHL testet noch bis zum Jahresende eine Paketdrohne, die Medikamente vom Festland zu einer Apotheke auf der Ferieninsel bringt. Das unbemannte Luftfahrzeug wurde von dem Unternehmen Microdrones aus Siegen-Sohlbach entwickelt.

Ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt auf der Nordseeinsel Juist mit technischem Know-how aus Südwestfalen: Die Deutsche-Post-Tochter DHL testet noch bis zum Jahresende eine Paketdrohne, die Medikamente vom Festland zu einer Apotheke auf der Ferieninsel bringt. Das unbemannte Luftfahrzeug wurde von dem Unternehmen Microdrones aus Siegen-Sohlbach entwickelt.

DHL-Paketkopter fliegt 16 Minuten bis Juist

Es sind zwölf Kilometer vom ostfriesischen Norden-Norddeich bis nach Juist. 16 Minuten benötigt der „DHL Paketkopter“ - eine gelbe Drohne mit vier elektrisch betriebenen Rotoren - in einer Flughöhe von 50 Metern für die Strecke. Bis zu 18 Meter pro Sekunde schnell, so die DHL, soll er über der Nordsee unterwegs sein - je nach Wind. Bis zu Windstärke 10, wie es in Presseberichten hieß?

Sven Juerss schmunzelt. Seine Paket-Drohne ist zwar für Außenstehende durchaus ein Wunderwerk der Technik, doch bei schwerem Sturm sollte das kleine Fluggerät schon am Boden bleiben. „Mittlere Windgeschwindigkeiten sind für den Kopter kein Problem“, sagt der Microdrones-Geschäftsführer.

Das „sehr weit fortgeschrittene“ Forschungsprojekt („mit ihm kann gezeigt werden, was heute schon alles geht“) findet weltweite Aufmerksamkeit. Juerss: „Weil erstmals eine behördliche Genehmigung für den Flug eines unbemannten Luftfahrzeuges erteilt wurde, das vollautomatisch außerhalb der Sichtweite eines Piloten unterwegs ist.“ Das bedeutet vom Ablauf her: Ein DHL-Techniker in Norddeich legt Medikamente in die Paketkapsel zwischen den Kufen der elektroangetriebenen Drohne und gibt die Koordinaten des menschenleeren Landezieles auf Juist ein.

Drohnen-Service bei Notfällen überlebenswichtig

Ein Paketbote nimmt die Medikamente aus der Kapsel und wechselt den Akku aus, bevor es auf den Rückflug geht. Dann bringt er die Medizin zur „Seehund-Apotheke“. Deren Inhaber Erich Hrdina ist voll des Lobes über den neuen Service, der insbesondere bei Notfällen überlebenswichtig sein kann: „So können wichtige Arzneimittel auch nachts oder am Wochenende auf die Insel gelangen.“

Drohnen-System keine Vision mehr - Kunde wird profitieren 

Ja, man liefere mit der Drohne „echte Medikamenten-Bestellungen aus“, unterstreicht Sven Juerss vom Hersteller die Ernsthaftigkeit des Projekts, das weit mehr als ein launiger Test ist. Der Geschäftsführer glaubt zwar nicht, dass eines Tages die Pizza per Drohne geliefert wird. „Aber, um im Bild zu bleiben: die Zutaten zum Pizzabacken.“ Die Vernetzung im Bereich Logistik sei schon weit fortgeschritten.

Die Flugroute der Paketdrohne zur Insel Juist.
Die Flugroute der Paketdrohne zur Insel Juist. © Manuela Nossutta/Grafik

„Nehmen wir das Beispiel der Paketlieferung“, sagt er und schildert seine Vision: Das Drohnen-System werde zwar ein Paket nicht an der Haustür abgeben. Aber: „Es könnte ein Umschlagplatz in einem Wohngebiet installiert werden.“ Der Kunde werde per Mail informiert, dass sein Paket am Umschlagplatz angekommen ist. Und dort brauche er nur einen Pin-Code eingeben, um die Lieferung in Empfang zu nehmen.

Überflutung des Luftraums mit Drohnen droht nicht

Schöne neue Welt? Müssen wir in Zukunft „dank“ des technischen Fortschritts mit Unmengen an fliegenden Robotern über uns leben? „Eine Überflutung des Luftraums mit Drohnen ist nicht zu erwarten“, sagt Juerss, der die Sorgen um eine Totalüberwachung des Menschen aus der Luft, um eine massenhafte Erfassung von Daten relativiert: „Das ist ein philosophisches Thema“, findet der Siegerländer. „Das Smartphone, mit dem massenhaft Daten erfasst werden, wird auch von jedem akzeptiert.“