Siegen. Der Fahrradkurier, der durch die Straßen strampelt, um eine Lieferung abzusetzen – Geschichte. Zumindest, wenn das aktuelle Projekt von Microdrones marktreif ist. Die Firma aus Siegen-Sohlbach testet seit Montag mit der Deutschen Post Drohnen als Transportmittel.
An der Technik liegt es nicht. 1,2 Kilogramm kann die große Drohne, der Quadrokopter MD4 1000, transportieren. Bei optimalen Bedingungen sind 80 Minuten Flug und Entfernungen bis zu 40 Kilometern möglich.
Erst im Februar hat eine Drohne den Extremtest bestanden und die Alpen überquert. Zwölf Kilometer Strecke, etliche Höhenmeter und extreme Wetterbedingungen. „Die Batterie war noch zu 60 Prozent gefüllt – wir hätten also fast noch zurück fliegen können“, erläutert Software-Entwickler Martin Kreck Das kleine Paket, das DHL am Montag unter den postgelben Flieger geschnallt hat, war damit ein leichtes. Der Flug über den Rhein, keine wirkliche Entfernung. Aber medienwirksam.
Microdrones hat DHL-Paketkopter entwickelt
Der „DHL-Paketkopter“ fliegt Medikamente von einer Bonner Apotheke zum Post Tower. Die Agenturen schicken die Fotos in die Welt. Erst wenige Tage vorher hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos angekündigt, seine Pakete künftig per Drohne auszuliefern. Die zeitliche Überschneidung sei Zufall. „Wenn wir gewusst hätten, dass Amazon das vor hat, hätten wir uns beeilt“, sagt Microdrones-Sprecher Douglas DeMaio und lacht.
Die Drohnen fliegen per Fernsteuerung vom Boden aus oder aber auf einer programmierten Route. „Der Kunde gibt mit der Maus eine feste Flugroute vor und die Drohne fliegt diese dann ab“, erklärt Kreck.
Es sind bisher rechtliche Dinge, die den Zustelldienst per Drohne verhindern. Vorgegeben ist, dass nur mit Sichtkontakt zur Drohne geflogen werden darf. Zudem muss der Pilot den Flug vom Boden aus sofort abbrechen können. Das sind nicht die einzigen Einschränkungen, die einen geregelten Betrieb zumindest derzeit erschweren würden. Es gibt kein deutschlandweit einheitliches Genehmigungswesen, klagt Douglas DeMaio. Der Bund überlasse das den Ländern. „Zurzeit könnten wir etwa keine Päckchen von Bayern nach Hessen liefern.“ Gesetzgeber und Politikern müsse klar sein, dass die Drohne eine Zukunftstechnologie sei und Arbeitsplätze verspreche.
Das Kerngeschäft liegt derzeit im Dienstleistungssektor: Kunden nutzen die Drohnen zum Beispiel um Gelände zu vermessen, große Baustellen zu überwachen oder Pipelines abzufliegen. Aber auch die Filmindustrie hat Verwendung für die geräuschlosen Flieger. Sehenswert ist zum Beispiel der Flug über Elefanten und Giraffen in Kenia.
Kunden aus der ganzen Welt ordern Siegener Drohnen
Kunden aus der ganzen Welt ordern die Fluggeräte aus Siegen. Ein Global Player, ansässig in einem kleinen Stadtteil. „Überrascht hat es mich nicht, dass großartige Technologien aus ländlichen Regionen kommen“, sagt Douglas DeMaio. Der Mann aus Kalifornien arbeitet erst seit drei Monaten für die Firma. „Aber es macht großen Spaß, zu sehen, wofür man die Drohnen verwenden kann.“ Zuvor war er in der Öffentlichkeitsabteilung der US Army beschäftigt. „Da waren die Möglichkeiten eher beschränkt.“